Full text: Hessenland (32.1918)

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deutsch und gut. Alles, was die deutschen Künstler des 
Mittelalters schufen, war ein ehrliches Bekenntnis zu 
ihres Volkes und Landes Art, war deutsch und gut. 
Wo noch in Deutschland heimatliche Art lebendig ist 
unter treugebliebenen Bürgern und Bauern, ba wird auch 
heute noch so gelebt und geschaffen: deutschund gut. 
Und wenn wir noch einmal zu deutscher Kultur kommen 
wollen, so gibt es nur einen Weg: zurück zur 
Heimat! 
Noch gibt es zwer breite Schichten in unserem Volke, 
in denen deutscher Geist lebendig geblieben ist. Die erste 
ist die der Bauern und alteingesessenen Bürger, die noch 
an der Scholle, am Ort ihrer Geburt festhängen. Die 
zweite sucht die Heimat da, wo sie arbeitet, um im Zu 
sammenhang mit dem Gestern erfolgreich zu arbeiten 
und die Verantwortung vor der Zukunft tragen zu 
können. Diese Schicht der Heimatsucher bedarf der 
Führung, jene erste Schicht, so treu sie ist, hat keine 
iverbende Kraft und bedarf der Stärkung. 
Tie Erkenntnis unseres kulturellen Tiefstandes, der 
schweren Gefährdung unserer Seele, des Elends unserec 
Kunst hat zur Gründung des Reichsbundes für 
Heimatkunst geführt, der, nach einer ersten 
Versammlung im Mar in Berlin, eine zweite Tagung 
in Homburg v. d. H. abgehalten hat, zu der Teilnehmer 
aus allen Teilen des Deutschen Reiches zahlreich er 
schienen waren. Der Verband erstrebt erfolgreich den 
Zusammenschluß aller in seinem Sinne in Deutschland 
wirkenden Kräfte zu einer Arbeitsgemeinschaft der Pflege 
des Deutschtums in Dichtung und Kunst im Geiste 
Aus aller ur 
Monsieur Billiet in Gaillon und sein Hochzeils 
geschenk. 
Dieser ungeheure Weltkrieg, in dem das deutsche Volk 
so heldenmütig sein Dasein, seine Freiheit und seine 
Größe gegen eine Welt von Feinden verteidigt, er 
scheint uns im Vergleich zu dem weltgeschichtlich hoch auch 
so bedeutungsvollen Einheitskriege von 1870/71, der uns 
die ersehnte Einigung und den deutschen Kaiser brachte, 
wie eine blutige ungeheure Schicksalstragödie des Alter 
tums gegen ein friedliches Idyll, einen militärischen 
Spaziergang, den Zweikampf von zwei tapferen ge 
wandten Fechtern, die sich auf der Mensur gegenüber 
stehen, die von der Korona mit Spannung und Bewun 
derung verfolgt wird, in, der der eine endlich, ein ele 
ganter, tapferer Schläger, von dem kräftigeren, ebenso 
gewandten nach längerem Widerstand nach allen Regeln 
der Kunst glän>zend „abgeführt" wird. 
Aber auch sonst finden sich eine Menge Gegensätze 
in diesen beiden größten Kriegen der Neuzeit. Den 
grimmigen Haß, mit den das französische Volk die ver 
haßten boedes heute überschüttet, der sich z. B. in un 
edelster Weise bei der sog. ritterlichen Nation in der 
grausamen unH niederträchtigen Mißhandlung unserer 
bedauernswürdigen, Kriegsgefangenen zeigt, kannte man 
in den Jahren 1870/71 nicht; wohin wir in Frank 
reich in Quartier kamen, insbesondere wenn wir mehrere 
Tage oder gar Wochen lagen, bildete sich oft ein fast 
freundliches Verhältnis zwischen Quartiergebern und- ihren 
Gästen; der Krieg war ein inulbenr pour nous et pour 
vous, pour tous, man teilte, was man hatte, wir 
gaben Fleisch und Brot ihnen, sie uns stärkenden 
und herzerfreuenden Wein. Und als wir in Chartres bei 
dem liebenwürdigen dicken Brauereibesitzer Franyois 
Legras einige Tage in Quartier gelegen hatten und 
einer frohen, stolzen Heimattreue. Aus allen Erör 
terungen und Vorträgen gelegentlich der Hamburger 
Tagung klang ein tiefer Glaube an die Weltsendung 
und Kraft des deutschen Geistes. 
Zu der Förderung des Werkes ist jeder Deutsche be 
rufen. Wenn der Reichsbund in erster Linie die bestehen 
den Vereine zusammenfassen will, so will er sich anderer 
seits doch guch auf einzelne Träger des Heimatwerkes 
stützen. Er ruft zuerst die Geistlichen und Lehrer der 
Dorfgemeinden, die berufenen Hüter heimischen Volks 
tums, auf und erhebt die Forderung, daß an den Hoch 
schulen Lehrstühle für das heimische Volkstum errichtet 
werden. Die Professoren der höheren Schulen sollen 
den Geistlichen und den Lehrern auf dem Lande an die 
Seite treten. Die Mithilfe aller in Frage kommenden 
amtlichen Stellen wird erbeten. Die großen Mittel 
punkte des Deutschtums, vor allem das germanische 
Nationalmuseum, sollen mehr lebendige Lehranstalten 
als Sammelstätten sein. Die Kunst soll sich ihre Stoffe 
in der Heimat und Heimatgeschichte suchen, die Schrift 
steller sollen die heimatliche Literatur pflegen. Dazu 
müßten die Verleger die Hand bieten. Die Tagespresse 
wird aufgefordert, sich in den Dienst aller dieser Be 
strebungen zu stellen. 
In den ersten Arbeiten des Bundes (Bücherei, Flug 
schriften) zeigen sich die Anfänge und hoffentlich Stufen 
zu freien Höhen einer neuen deutschen Kunst, zur Er 
höhung des Lebensgehaltes der Deutschen, zu einer 
innerlich reichen Zukunft unseres Volkes. 
neuer Zeit. 
nach einigen Wochen nach Chartres zurückkehrten in 
ein anderes, da ließ er es sich nicht nehmen, alle 
seine alten Offziere zu einem solennen Abendessen ein 
zuladen, bei dem es gar fröhlich herging. Nunc est 
bibendum! — Und noch mehr: Wie viele deutsche Sol 
daten und Offiziere haben doch noch nach dem Kriege 
in Schriftverkehr mit dem Feinde gestanden, sich der 
freundlichen Aufnahme in ihrem Hause dankbar er 
innert und von diesen herzliche Worte des Dankes 
gehört Zür ihr menschenfreundliches Verhalten in schwe 
rer Zeit. 
Und so möchte auch ich in meinen alten Tagen noch 
ein Ereignis aus jener Zeit erzählen, das der Vergessen 
heit entrissen zu werden doch vielleicht nicht unwert 
erscheint, dergleichen nach diesem Krieg wohl kaum sich 
wiederholen wird. 
Unser Bataillon lag Ende Januar 1870 in Pontau- 
demer, nicht allzuweit vom Atlantischen Ozean, und 
mehrere Kameraden hatten sich vorgenommen, am an 
deren Tage eine Fahrt nach Le Hapre zu machen, um 
die Mündung der Seine und das gewaltige Meer mit 
eigenen Augen zu sehen. Da kam plötzlich die Nachricht 
Don dem am 28. Januar abgeschlossenen Waffenstill 
stand, die mit lautem Jubel und Entzücken begrüßt 
wurde — der Anfang vom Ende des Krieges! — und 
zugleich der Befehl zum Abmarsch am folgenden Tage 
über Elboeus der Seine entlang nach Versailles, ins 
Hauptquartier, wo Kaiser Wilhelm und Kronprinz 
Friedrich lagen. Und die Aussicht, in der alten Kö 
nigsstadt mehrere Wochen vielleicht weilen, sich gründ 
lich ausruhen, dort Bruder und Freunde nach 8 Mo 
naten des Kampfes wieder zu treffen — es war des 
Glücks zu viel! 
Mit Rücksicht auf den Waffenstillstand traten in 
mancher Beziehung fast friedliche Verhältnisse ein; es
	        
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