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Oktober.
Monatsleiste aus Christian Rauchs Heffenkunst-Kalender 1917. (Verlag N. G. Elwert, Marburg.)
Nun steht die weite leere Au
Vor dir wie eine stille Frau.
Braune Seide hüllt leichter Schleier,
Als schritte sie zur Eonntagsfeier,
Als sänge sie leis: „G süße Ruht" —
Oktober.
Aber Gedanken an Brot und Truh
Lassen sie nicht. Der Weg blieb offen
Für Sorge um Saat und grünes Hoffen.
Mutter Erde
Lauscht schon wieder dem Pfluggeklirr, dem Tritt
der Pferde.
Aus dem Kasseler Kunsileben.
Ausstellung der Königlichen Kunstakademie.
Von Ernst Zöllner, Kassel.
Im Kunstverein zeigen gegenwärtig mehrere
Lehrer der Akademie, die vor einigen Jahren von
Hans Olde hierher berufen worden sind, Sammel
ausstellungen ihrer neueren Arbeiten. Es handelt
sich um eine Veranstaltung, die in der Chronik
des Kasseler Kunstlebens unterstrichen werden
darf. Die Qualitäten, die nur vereinigt finden,
bieten unzweifelhafte Gewähr für eine steigende
Bedeutung der hessischen Kunsthochschule. Der
Unterschied zwischen einer Kasseler Akademie
ausstellung von heute und einer vor sechs oder
zehn Jahren ist so auffalleird, daß er urnnöglich
übersehen werden kann. Das Beharrende ist dem
Werdenden gewichen. Dabei sind die neuen
Männer, die Hans Olde um sich geschart hat,
ihrem Lebensalter nach keineswegs sämtlich jung.
Georg B u r m e st e r (der in Barmen (geboren,
aber seiner Abstammung nach Holsteiner ist) steht
schon im -sechsten Jahrzehnt seines Lebens. Gleich
wohl ist auch er noch ein Werdender, einer, der
sich nicht begnügt mit dem, was ihm gestern
Erfüllung bedeutete. Für die letzte durchaus noch
nicht abgeschlossene Phase seiner Entwicklung, die
sich monumental-dekorativen Stilproblemen zuge-