zu sehen. An seiner Bahre in Oberurff standen
außer der Witwe seines jüngsten von einem Baume
erschlagenen Sohnes nur zwei Enkelinnen, die jun
gen Gräfinnen Albertine und Marielier von
Schaumburg. Fürst Friedrich von Hanau, der
älteste Sohn des Kurfürsten, schloß nach dem
ersten von seinem Vater nicht anerkannten kinder
losen Ehebund 1875 einen zweiten mit Ludovika
Gloede, die als Gräfin von Schaumburg 1912 fast
um dieselbe Zeit wie ihre Schwägerin, die Ge
mahlin des Prinzen Philipp, starb. Aus dieser
zweiten Ehe" stammen zwei Söhne, Friedrich und
Ludwig, von denen der älteste, seit 1899 vermählt.
mit der ungarischen Gräfin Hildegard Almäsy
v. Zsadäny, am Starhemberger See sein Heim
aufgeschlagen hat und mit seinen beiden Söhnen
Heinrich und Karl allein den hanauischen Mannes
stamm unter dem 'Namen der Grafen von
Schaumburg fortsetzt. Zur Nachfolge in die
Fideikommißherrschaft Horschowitz sind aber diese
Nachkommen ebensowenig wie die Enkelinnen des
Prinzen Philipp berechtigt, wie durch einen
Beschluß des höchsten böhmischen Gerichtshofs
nach langjährigem Prozesse festgestellt worden ist.
Da nun nach der Stiftungsurkunde mit dem Aus-
sterben des hanauischen Mannesstammes das
hanauische Familienfideikommiß mit dem kurfürst
lichen vereinigt werden sollte, und da das Gericht
das 1878 neugebildete Familienfideikommiß des
landgräflich hessischen Hauses als Nachfolger des
von Preußen zerstörten alten kurfürstlichen Fa
milienfideikommisses betrachtet hat, so ist nunmehr
sein derzeitiger Inhaber Se. Kgl. Hoheit der
Landgraf Alexander Friedrich Herr
von Horschowitz geworden. Der Name Hanau
aber wird mit den drei Witwen der letzten Fürsten,
den Fürstinnen Elisabeth, Hermine und Martha
endgiltig erlöschen. —o—
Erinnerungen aus meinem Leben.
Von Otto Bähr.
(Fortsetzung.)
Ich wollte auch einmal Violine lernen. Ich
hatte in der Konkordia einen guten Violinspieler
gehört. Das begeisterte mich so, daß ich durchaus
auch Violine lernen wollte und, als ich es nicht
sollte, 8 Tage weinte. (Ich mag damals 10 bis
12 Jahr alt gewesen sein.) Da wurde mir endlich
auf der Messe eine kleine Violine gekauft (ich
glaube für 2 Taler)- und ich sing an zu spielen.
Wer niemand im Hause wollte meine Übungen mit
anhören. Selbst meine Mutter schickte mich damit
aus der Stube. Vielleicht fand ich selbst auch die
Sache schwerer, als ich mir gedacht hatte. Kurz,
meine Lust erlahmte nach kurzer Zeit, und die
Sache blieb liegen.'
Dagegen lernte ich ganz gut Guitarre. Dies
ging so zu. Als meine Schwester Hannchen noch
im Hause war, wollte sie, da sie etwas Stimme
hatte, auch Guitarre lernen. (Die Guitarre war
damals ein sehr beliebtes Instrument.) Es wurde
also eine Guitarre angeschafft uttb- ein Hautboist,
den mein Vater kannte, als Lehrer angenommen.
Wenn sie Stunde hatte, saß ich auf einem Fuß
bänkchen daneben und hörte zu. leine Schwester
lernte nicht viel. Ich aber hatte mir gemerkt,
wie es gemacht wird. Als ich nun in die senti
mentalen Jahre, kam, siel mir -ein, auch Guitarre
zu lernen. Ich holte mir also das Instrument
Don meiner Schwester, fing an zu spielen, und in
6 Wochen konnte ich es. Ms mà Lehrer Schiebe-
ler starb, bekam ich dessen Guitarre geschenkt,
die ich noch besitze. (Mà Vater hatte Schiebeler
in seiner Krankheit behandelt und lehnte ein Hono
rar ab.)
Ich sang natürlich auch zpr Guitarre, habe aber
leider niemals eine gute Stimme gehabt. Gleich
wohl ist mir das Guitarrespielen doch von großer
Annehmlichkeit gewesen. Während meiner Stu
dentenzeit in Marburg besuchten wir uns öfters
abends und brachten die Guitarre mit. Dann
wurde musiziert und gesungen, was uns viel Spaß
machte. Ich konnte natürlich alles begleiten.
Zu komponieren habe ich erst angefangen als
Student in Göttingen, wo ich Lieder aus dem
soeben erschienenen „Prinz Rosa Stramin" zu
setzen versuchte.
Nun von meinem Englischlernen. Im Jahre
1831 war eine Engländerin, Miß Lydia Christin,
nach Kassel gekommen, die sich zum Unterricht im
Englischen erbot. Meine Tante Livonius wollte
noch Englisch lernen, namentlich um Gedichte aus
dem Englischen übersetzen zu können. Dies brachte
meine Mutter auf den Gedanken, daß auch ich
Englisch lernen müsse, obgleich das Englische da
mals noch !gar ikeine Mode war. Ich bekam Stunde,
anfangs mit meiner Tante, später mit zwei Schü
lern, August Hummel und Karl Heräus. Miß
Christin (26—28 Jahre alt) war eine äußerst
liebenswürdige und gebildete Dame. Ich gewann
bald große Zuneigung zu ihr, was natürlich auch
meinen Eifer für die englische Sprache förderte.
Im Winter stiftete sie mit ihren Schülerinnen
(schon erwachsenen jungen Mädchen) ein englisches