alten, unverständlich gewordenen Flurnamens bien
bzw. böen zur lautlichen und begrifflichen An
lehnung an ahd. 6er piugo, mhd. der biuc „Bie
gung, Krümmung". Daß die lautliche und begriff
liche Umdeutung schon früh eingetreten sein muß,
beweist neben den oben angeführten Belegen Byege,
Byge u. a. eine Urkunde aus 1374: by dem Byegin
und uff dem Biegen und aus 1437 13 ): alle sine
auwen, biegen und werden, in der biege eine
Insel oder Halbinsel, von einer Flußkrümmung
eingeschlossenes Gelände, bezeichnet.
Wie aus Bien über mundartliches Bijen schrift
sprachlich Biegen wurde, so konnte aus Böen über
Bozen jchristsprachlich Bogen (ahd. bogo, mhd.
böge) werden, das wir wahrscheinlich in Flur
namen wie am Bogen, am brummen Ellenbogen,
Katzenellenbogen, der Bogenbruch, das Bogen
stück haben. Da der Boden der mit Bien oder
Böen benannten Fluren meist sumpfig oder naß
ist wie z. B. bei dem sehr nassen Böen in Großen
taft, Kr. Hünfeld, dürste sich Bogenbrück als eine
tautologische Bildung erklären lassen im Gegensatz
zu Haas"), der es zu ahd. bogo „Bogen, Um
kreis" stellt.
Ob sich auch der Marburger Lokalname am
Krummbogen als eine tautologische Bildung deuten
", Zeitschr. f. Hess. Gesch. u. Ldsk. 39, 182 u. 188. und
Crecelius, Obcrhessisches Wörterbuch I. 159.
", Fuldaer Gesch-Bl. 1914, S. 71.
43"
Emil c .
Als Emil Jacob! in den siegreichen Sommer
tagen vorigen Jahres, damals, als uilscre tapferen
Heere die Russen vor sich her jagten, von der
Rampe des Ehrenhofes des Rathauses herab seine
von hoher vaterländischer Begeisterung und Sieges
zuversicht erfüllte Ansprache an die Kasseler
Bürgerschaft — diese mit sich fortreißend — hielt,
da durfte er noch mit seinem „Dietmeller Gau
grafen Eggo" sagen: „Bin ich doch in besten
Jahren, um noch lange Spanne im Männerschritt
zu messen". Ja, als ihn zu Pfingsten dieses
Jahres sein „Fuß, der wanderfrohe" mit Freunden
zur Höhe des Habichtswaldes emportrug, kam ihm
trotz beginnender Krankheit wohl nimmer der Ge
danke, daß er nie wieder von der Bergeshöhe aus
das von ihm so heiß geliebte und besungene Kassel
und aufs lachende Fuldatal hinabschauen würde.
Nur 5 Wochen später, in der Frühe des 17. Juli
riß der Tod Emil Jacobi infolge einer seines Gal-
lenstcinleidens wegen nötig gewordenen Operation
im besten Alter, im 49. Jahre, mitten aus dem
reichen Leben heraus.
Schlicht und einfach ist der Lauf seines äußeren
Lebens, der nun abgeschlossen ist. In Küllstedt
auf dem oberen Eichsseld geboren, verlor er schon
läßt, mit andern Worten, ob das Grundwort iden
tisch mit Biegen ist, bleibt wegen der Schreibung
Ommewach (Marburger Urkunde vom 30. Juni
1284) ungewiß. Denn -wach, das sich als Grund
wort oft mundartlich für -hach findet, weist eher
auf den Flurnamen Ommbach, Krombach, Grum-
bach, ma. Gromich, Krommich, Kromewäck. 15 )
Die Deutung Vilmars als krumme wäc („ge
krümmtes Wasser") ist jedenfalls nicht mehr haltbar.
Es ist vielmehr daran festzuhalten, daß der Name
Krummbogen eine vvlksetyinologifche Umdeutung
enthält, die wahrscheinlich durch die Lokalbezeich-
nung am Biegen beeinflußt worden ist, da Biegen
und Bogen oft als gleichbedeutend empfunden
werden.
Sv führt uns der Flurname am Biegen in die
Zeit der ersten Besiedlung der Marburger Ge
markung zurück, in die Zeit des Aufkommens von
sog. Herrengut oder Privatbesitz neben dem der
Gemeinheit zustehendem Besitz (Allmende). Da
die um Marburg gelegene Feldmark (Äcker und
Wiesen) landgräslich hessisches Familiengnt (sog.
Hofgut) war, werden wir vielleicht in der An
nahme nicht fehlgehen, daß das mit am Biegen
bezeichnete Gelände landgräsliches Eigentum bildete,
welches der Benutzung durch andere verschlossen war.
") Fuldaer Gesch.-Bl. 1913. S. 187. Buck, Oberd.
Flurnamenbuch S. 147.
icobi f.
früh Vater und Mutter und kam dann zum Be
suche der Präparandenschule nach Fritzlar. Seit
dem ist er im Hessenlande, das ihm ganz zur
zweiten Heimat wurde, geblieben. Welchen nach
haltigen Eindruck das alte Fritzlar mit seinen
lebendigen Erinnerungen an das Wirken des
Apostels der Deutschen, des großen Bonifatius,
dort und an dem umreit davon gelegenen uralten
Mattium auf das empfängliche Jünglingsgemüi
gemacht hat, spiegelt sich deutlich in dem Drama
„Heimkehr" wieder. Von dort kam er auf das
Seminar in Fulda. Hier, wo nach dem Wunsche
des Apostels seine Gebeine ruhen, werden die in
Fritzlar gewonnenen Eindrücke eine der wachsenden
Reife des begabten Seminaristen entsprechende Ver
tiefung erfahren haben. Nachdem Jacobi zuerst in
Petersberg und später in Horas als Lehrer tätig
geloesen war, wurde er 1892 an der Bürgerschule 9
in Kassel angestellt. Nach Ablegung der Mittel-
sehnllehrer- und Rektoratsprüfung wurde er zu
nächst Hauptlehrer und dann Rektor an der Bürger
schule 10. Das Amt hat er segensreich verwaltet,
bis ihm der frühe Tod die Augen schloß. Viel
zu früh für die Gattin und die beiden Töchter,
zu früh für die zahlreichen Freunde wie für die