lichst hervortrat und dem 1900 auf dem Marktplatz zu
Tann ein Bronzestandbild errichtet wurde. Ludwig von
der Tann hat seinen Namen schon früh mit der deut
schen Einheitsbewegung verknüpft. Er kämpfte 1848
als Freischarenführer in Schleswig-Holstein und war
1850 Stabschef der Armee der Herzogtümer. Aber von
Kindheit an lebte er der Gewißheit, daß, wie er am
20. September 1870 in Chaumes sagte, sein Stern
ihn in einen glücklichen Krieg gegen Frankreich führen
werde. „Denn ich bin während der Schlacht bei Waterloo
geboren." Mit freudiger Genugtuung ließ er sich des
halb beim Aufbruch nach Frankreich von seiner Gemahlin
den Ehrensäbel umgürten, den die dankbaren Schleswig-
Holsteiner ihm verehrt hatten. Die Schlacht bei Sedan
begann v. d. Tann, indem er das von ihm befehligte
erste bayrische Korps morgens gegen 3 Uhr gegen
Bazeilles führte. Lügnerische Berichte fremder Zei
tungen, namentlich der „Times", über bayrische Grausam
keiten gegen die „unschuldigen" Dorfbewohner nötigten
ihn später, mit einer öffentlichen Erklärung hervor
zutreten. Sie fiel so vornehm aus, wie der ganze Manu
war. Das am 11. Oktober unter seiner Führung eroberte
Orleans mußte er nach dem Kampfe bei Coulmiers
(9. November) wieder aufgeben. Einer vierfachen Über
macht hat er hier stundenlang tapfer widerstanden mit
dem Erfolge, daß ec das gesamte rollende Eisenbahn
material rettete. Ein durch und durch ritterlicher Mann,
hat er den Franktireurs vielleicht zu viel Menschlichkeit
widerfahren lassen. Um so lächerlicher ist der von Eng
ländern und anderen Ausländern gegen ihn erhobene
Vorwurf der Grausamkeit. Am 26. April 1881 ist
v. d. Tann in Meran gestorben.
Alt-Hessisches Sanitätswesen im Kriege.
Es ist beabsichtigt, in Verbindung mit der Ausstellung
für Verwundeten- und Krankenfürsorge im Kriege, Mitte
Juli bis Mitte August im Kasseler Landesmuseum eine
Sonderausstellung: „Alt-Hessisches Sanitätswesen im
Kriege" zu veranstalten. Die Ausstellungsleitung ging
dabei von der Erwägung aus, daß im Hinblick auf den
hohen Kulturstand im ehemaligen Kurhessen und die
namentlich durch den Landgrafen Karl geförderte Forscher
tätigkeit in den hessischen Sammlungen sich interessante
Belege der Verwundeten-Fürsorge befinden dürften. Es
soll daher versucht werden, diese Gegenstände, ferner
auch hierauf bezügliche Drucksachen und Bilder aus
den verschiedenen Sammlungen im Rahmen der ge
planten Veranstaltung zu vereinigen. Da aber auch
angenommen werden darf, daß sich im Privat
besitz, besonders in ärztlichen Familien, derartige
Denkwürdigkeiten befinden, bittet die Ausstellungsleitung,
sie für den fraglichen Zweck zur Verfügung zu stellen.
Alle Ausstellungsgegenstände werden gegen Feuersgefahr
versichert und auch sonst wird jede Gewähr für die un
beschädigte Rückgabe zugesichert. Alle Mitteilungen und
Anregungen find baldigst zu richten an den Verwaltungs
ausschuß der Ausstellung für Verwundeten- und Kranken
fürsorge im Kriege Kassel 1915 (Städt. Verkehrsamt).
Musikalisches.
Werke von Alexander Friedrich von
Hessen. In Frankfurt fand kürzlich ein Konzert
statt, dessen Programm ausschließlich Werke (Breitkopf
L Härtel, Leipzig) des während des Winters in Frank
furt lebenden, sonst aber auf seinem Schloß Philippsruhe
ber Hanau bzw. auf seiner Herrschaft Panker in Holstein
residierenden Landgrafen Alexander Friedrich von Hessen
aufwies. „Wir haben", schreiben die „Frankfurter Nach
richten", „schon oft Gelegenheit gefunden, neuen Schöp
fungen des hessischen Landgrafen zu begegenen, dieses
sehr ernst zu nehmenden Musikers und eines Kom
ponisten, der einst in bester Schule die reifste künstlerische
Bildung sich und anderen zur Freude erworben." Die
„Franks. Ztg." schreibt über dieses Konzert: „Der in
Frankfurt wohnende und den musikalischen Ereignissen
dieser Stadt seit Jahrzehnten rege Anteilnahme wid
mende Landgraf Alexander Friedrich von Hessen hat
sich in deutschen Musikerkreisen als Komponist einen
geachteten Namen zu erwerben vermocht. Namentlich
haben seine Kammermusikwerke Anklang und Wert
schätzung bei Publikum und Kritik gefunden. Das
Hochsche Konservatorium, zu dem der fürstliche Tonsetzer
als Mitglied des Patronatsvereins in Beziehungen steht,
hatte für gestern abend eine Anzahl Frankfurter Musik
freunde in seinen Konzertsaal entboten, um eine Reihe
von neueren Klavierstücken und Liedern des Komponisten
bekannt zu machen. Von ihnen ist das meiste schon
bei früheren Gelegenheiten gehört worden, und wiederum
mochte es auffallen, daß mit Vorliebe solche Texte
gewählt worden waren, die bereits von anerkannten
deutschen Komponisten vertont und musikalisches All
gemeingut geworden sind. Mit dem Hugo Wolfschen,
aus einem Guß geformten, großzügig gesteigerten „Ge
sang Weylas" ist es schwierig in Wettbewerb zu treten,
immerhin vermag die Fassung, die ihr der fürstliche
Komponist gegeben, in allen Ehren zu bestehen. Be
sonderen Anklang fand das schnmngvolle „Zum neuen
Jahre", das schön empfundene „Ein Stündlein wohl
vor Tag" und das sehr ansprechende „Zierlich ist des
Vogels Schritt im Schnee", überhaupt verdienen die
gebotenen Lieder allen Gesangsbeflissenen ihrer gediegenen
Lyrik halber für Hausgebrauch und Öffentlichkeit emp
fohlen zu werden. Das gleiche gilt für die gebotenen
neun Klavierstücke, die ausnahmslos für bessere Spieler
dankbar und anregend sind. Einiges hiervon, wie das
Präludium und der hübsche Walzer, wird auch im
Konzertsaal gut zu verwenden sein."
Im Verlag von Georg Dufayel in Kassel ist soeben
eine Schrift erschienen, die Gesangsbeflissenen, Gesangs
freunden und Berufssängern angelegentlichst empfohlen
werden kann. Sie hat den Königl. Opernsänger und
fürstl. lippischen Kammersänger Hans Wuzol zum
Verfasser und führt den Titel „Meine Erfahrungen als
Gesanglehrer über Erziehung und Behandlung der Kunst
stimme". Wuzöl, der seine ersten Kenntnisse dem Kammer
sänger Professor Jos. Hauser in Karlsruhe verdankt
und diese im Laufe von 22 Jahren durch Unterrichten
um ein Erkleckliches bereicherte, schuf sein Lehrbuch des
Gesangs in gedrängter und anschaulicher Form, berück
sichtigte vieles Neue auf dem Gebiete der Gesangskunst
und brachte Vereinfachtes in der Technik vor, so daß
dieses Gesangsschülern sicherlich ein Freund und treuer
Begleiter in der Zeit ihrer selbsttägen Weiterbildung
sein wird. Der Herausgeber geht genau auf die Atmung,
Zungenlage und Mundstellung, Bildung der einzelnen
Vokale und Konsonanten ein und gibt ein „Übungs
heft zur Gesangschule" bei, das 4n den Ausgaben für
Sopran, Alt, Tenor und Baß käuflich ist. Man lernt
an der Hand dieser köstlichen Übungen in Dur und
Moll u. a. das absolute Tonbewußtsein, das Übergehen
aus dem Piano ins Forte und alles das, was einem
tüchtigen Sänger nötig ist. Auch ist in der Schrift
Wuzsls auf Lieder von Mendelssohn, Schubert, Schu
mann vergleichsweise hingewiesen. Wuzsl, der bei einem
Gesanglehrer ebenso gediegene musikalische und theore
tische Kenntnis, als auch pädagogische Erfahrungen vor-