MS«L. 31 ««L.
nuar 1831, die am 5. Januar vom Kurfürsten Wil
helm II. unterzeichnet und in den nächsten Tagen be
schworen und verkündet wurde. Redner sprach eingehend
über die kritischen Stellen der Verfassungsurkunde, zu
denen namentlich die Ministerverantwortlichkeit mit der
Ministeranklage gehören, wie auch die Vereidigung des
Heeres auf die Verfassung. Andere Mängel waren
namentlich in der Unklarheit der Wahlbestimmungen ent
halten , daß diese Verhältnisse einer baldigen Ernüchterung
Platz machten, ward noch erwähnt, ebenso die Tatsache,
daß der Bundesrat wenig erbaut war von dieser so
überaus freisinnigen Verfassung. Zum Schluß legte
Direktor W o r i n g e r einige Kompositionen von G. (£.
st) rosheim aus dem Besitze der Frau Witwe Habich
vor. Anschließend daran gab er einen Überblick über das
Leben dieses Kasseler Komponisten, der, als Sohn eines
Mitgliedes der Hofkapelle geboren, selbst als Bratschist
in diese eintrat, dann nach deren Auflösung Musiklehrer
am Schullehrerseminar ward, bis ihm die kurze Zeit
des deutschen Theaters in Kassel nach dem Jahre- 1800
wieder eine Stelle in dessen Kapelle gab. Wahrscheinlich
1814 wurde er Musiklehrer der kurprinzlichen Kinder
und entfaltete nun eine reiche .Komponistentätigkeit.
P e r s o u a l ch r o n i k. Ter Präsident des Ober-
landeskulturgerichts Wirtl. Geheimer Oberregierungsrat
Dr. Hermann Metz (geboren am 27. Januar 1842
in Todenhausen bei Marburg) beging am 9. Januar sein
50 jähriges Dienstjubiläum.
Philipp Reiß. Am 7. Januar waren 80 Jahre
verflossen, seit Philipp Reiß, der Erfinder des Telephons,
zu Gelnhausen geboren wurde.
Die Kasseler I u b i l ä u m s - K u n st a u s st c l-
l u n g hat auch nach der finanziellen Seite hin gut
abgeschlossen, wie Direktor Dr. Grona u in einer Ver
sammlung des Gesamtausschusses mitteilen konnte. Es
wurde ein Überschuß von 11 900 Mark erzielt, während
zu gleicher Zeit in anderen Städten die Ausstellungen
ein Defizit ergaben. Außerdem wurden für 160 000 M.
Bilder verkauft und zwar für 120 000 M. in Kassel
(darunter 5000 M. Ankäufe der Stadt und 4000 M.
Ankäufe des Äunstvereins). Von dieser Summe entfiel n
auf Kasseler .Künstlergruppen 71 Werke (23 230 M.),
auf das übrige Hessen 38 Werke (6000 M.). Da sich
unter den übrigen Gruppen auch gebürtige Hessen be
finden, so sind insgesamt 120 Werke hessischer Künstler
für 45 578 M. verkauft, was mehr als ein Viertel der
gesamten Verkaufsiumme ausmacht.
K il n st n o t i z. Otto U b b e l o h d e hat 4 pracht
volle Zeichnungen des Schlosses Laubach in Hessen
(für Ansichtskarten) entworfen, worauf die Freunde der
Heimatkunst besonders aufmerksam gemacht seien.
Ein deutsches Volkstrachtenfcst soll in
den Tagen vom 25. bis 27. Mai in der Mainzer Stadt
halle stattfinden, zu dem etwa 5000 Teilnehmer aus ganz
Deutschland erwartet werden.
Aus Kasse l. Ter Magistrat der Residenz hat einen
öffentlichen Jdeenwettbewerb zur Erlangung von Skizzen
für den Bau einer Leichenhalle nebst Gedächtniskapellen,
einer Einäscherungsanlage nebst Urnenhalle und Urnen
hain, sowie über die Ausgestaltung des neueren Teiles
des Friedhofsgeländes unter den Architekten Deutsch
lands ausgeschrieben. Zur Preisverteilung ist die Summe
von 6000 (2500, 2000, 1500) Mark ausgesetzt. Zwei
weitere Entwürfe können zu je 1000 Mark angekauft
werden. Die Entwürfe sind bis zum 15. Mai au das
Stadtbauamt einzureichen. — Die zur Erschließttng einer
Solquelle in Wilhelmshöhc vorgenommenen Bohrung ist
jetzt bis auf 1000 Meter Tiefe weitergeführt worden.
Aus F r i tz l a r. Bei den Restaurierungsarbeiten im
hiesigen Dom entdeckte man unter dem Kalkputz der Ost-
ivand des südlichen Querschiffes, des sogenannten Elisa
bethchores, in einer Ausdehnung von etwa 10 Meter
Höhe und 6 Meter Breite wertvolle alte Wandmalereien,
vermutlich aus der ersten Hälfte des 15. Jahrbnnderts.
Aus F r i e d b e r g. Unsere Stadt begeht im nächsten
Frühjahr die Feier des 700 jährigen B e st e h e n s.
Damit soll gleichzeitig die Einweihung des neuerbauten
Stadtarchivs, Stadtmuseums und der städtischen Biblio
thek erfolgen.
<DasDingelstedt-Pressel-Dcnkmal kommt
immer noch nicht zustande. Die drei Modelle Professor
Eberleins haben in Münden keinen Anklang gefunden,
und man hat jetzt die Entscheidung dem Tenkmalausschuß
überlassen. Es bleibt abzuwarten, ob diese sich für ein
von einer Architektenfirma in Hannover entworfenes
Modell — Turm mit Kuppeldach, den ein Säulenrund-
gczng umgibt — entscheiden wird. - Wir möchten bei
diesem Anlaß einmal wieder die Frage auswerfen, ob
sich wirklich ein schlichter Ernst-Koch-Stein in Kassel nicht
ermöglichen läßt. Die seinerzeit für diese Ehrung des
Dichters des „Prinz Rose Stramin" veranstaltete Samm
lung, die unser Verlag einem hiesigen Bankhaus über
mittelte, ergab noch kein befriedigendes Ergebnis.
Der V o g e l s b e r g e r H ö h e n - K l u b (Sitz des
Gesamt-Vereins in Schotten) hat in letzterer Zeit zwei
schwere Verluste erlitten. Am 30. August v. I. verstarb
Dr. K st v l Oßwald, Büdingen, einer der Gründer
des Bundes (Sektion Büdingen 1881) am 15. November
v. I. folgte Oberamtsrichter Rispel, der seit 1909
das Amt eines Präsidenten mit größtem Erfolge be-
klejdct hatte. Die Zahl der Z>veigvereine stieg unter
seiner zielbewußten Leitung von 25 auf 48, die Zahl
der Mitglieder von 1900 auf 5000 1910 wurde der
Bismarck-Turm auf dem Taufstein, 1911 das zweite
Klubgebäudc auf dem Hoherodskopf errichtet, 1912 die
Zeitschrift „Frischauf" begründet.
Dr. A. R.
Schon u n g des B a u m b e st a n d e s bei Neu
bauten. Es gibt keinen schöneren Schmuck für eine
Srraßcnlinie oder ein einzelnes Gehöft als gut gewachsene
Bäume. Großer Frevel ist unter d?r Herrschaft eines
mißverstandenen Ideals, der auf dem Papier gezeichneten
Baufluchtlinie, an diesem Schmuck verübt worden. Ganze
Wälder prächtiger Bäume sind ihr, der nichts heilig
war, zum Opfer gefallen. In den Großstädten fängt
man jetzt endlich an einzusehen, ivelche ästhetische Be
deutung — von der hygienischen ganz zu schweigen -
Bäume für das Stadt- und Straßenbild haben, und mit
schwerem Geld bepflanzt man nun Straßen und Plätze
mik Bäumen und Sträuchern. Man sollte bei Neubauten,
soweit irgend möglich, den vorhandenen Baumbestand er
halten. Tie „Bauwelt" macht da auf das neue Bcrlin-
Scköneberger Rathaus aufmerksam, wo einer wunder
vollen alten Linde mit weitausladenden Ästen zuliebe auf
die glatte Durchführung der 160 Meter langen Front
verzichtet worden ist. Man zog einen 65 Meter langen
Flügel rechtwinkelig zurück und erzielte damit zugleich ein
uns so reizvolleres architektonisches Bild. Das Schöne-
berger Beispiel regt hoffentlich viele zum Nacheifern an.