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Ii? — Nei, äwer hieher sollt se kommen — in
use Hus — in ufe Stowe!" Ihre Augen glühtm
unheimlich, als sie das sagte.
„Nu dot mi 'n enzigen Gefallen un bestellt 'et
in Allstadt un in Engelsbach, bis Sunndag söllen
se kommen, olltehaupe . 7 Un bi der Piependreher-
schen bestelle Ii 'n schönm Gruß, un se söll sik
instellen/'
Das Machollernfoß hob die Schürze vors Gesicht
und weinte die dicksten Tränen.
„Achott Wase, wat würd sik use Heiland frogen,
dat Ii in Willrot de este sied, de ehme ne <Sfibbc 8
berat maket. De angeren kennt 'ne doch oll minene
ni. — Un de Herr Wahrlich, de Prediger, wenn
de dat heirt! Wase, Wase! — Äwer Iuge Mann?"
„De fall von nix wat mitten, den will ik öwer
rumpeln. Dat Ii mi nix utswatzet! — Se söllen 't
inrichten, dat se unger der Nahmedageskerke 9 an
kemen, Punkt twe."
„Dal will ik gären so bestellen, Wase", erwiderte
das Machollernfoß eifrig und fuhr kleinlaut fort:
„Mi is doch up ema so närrsch im Magen. De
Versammelunge duerte Juch hellisch lange. Ha Ii
ni so'n Dröpeken im Schranke, Binewase?"
Die Bäuerin trat zum Wandschranke und kam
mit einem Glase Schnaps zurück, das die durstige
Seele mit zitternder Hand ergriff und in einem
Zuge leerte.
„Iuge Philipp hei sik je Sünders Tille ane-
schaffet", fuhr die Frau fort und schaute die Bäuerin
prüfend an. Die nickte und kniff die Lippen auf
einander.
„Dal Tille is äwer nix in Iuge Hushalt. Nä,
so'n wild Füllen passet ni bi Juch."
„Un wat Hel' et denn? De paar Kromen 10 87 Land?
Is dat auk wat jigen ufe Werk? Ik jiwe 11 dat ni Io."
„Da ha Ii auk recht. Dat bei 12 ik auk ni un
nehme so'n dull Plaster 79 in't. Hus. Witte Ii,
Binewase, de Sünders hat ganz un gar kine Ne-
lejon. De Alle floket" den ganzen Dag im Hufe
rüm un het sine Blagen^ üwel un eifch". Un
wenn he auk Kerkenäleste is. To dem Amte het
he sik so anesmärt. Dat kann he got."
„Dat de Philipp Hinger dem Tille herlöppet, da
stiket de beiden Allen Hinger, ganz gewiß."
„Da wäre Ii mit'm Philipp nau Last Kriegen,
gleiwe ik."
Die Bäuerin schwieg eine Weile. Plötzlich sagte
sie flüsternd: „De Piependrehersche het Iwe Mäkens.
Wenn use Philipp stk en davon langete, dat wör'n
anger Werk."
7 allezusammen. * Stätte. * Nachmittagskirche.
"Krumen, "gebe. "tät. "Schimpfname, "flucht.
' 8 Kinder. " volkstümlicher Ausdruck für fortwährendes
Schimpfm.
„Dat will ik menen. De krieget auk wat midde.
Un Relejon hat se auk."
„Ii konnt mal so hingenrüm fragen, af wall
en usen Philipp nehme. Lalet äwer nix merken,
ose" wenn ik wat eseggt hädde."
„Dat will ik dohn, Wase, gären — äwer schüddet
mi auk na mal in."
Das Machollernfoß trank und wankte mit
Fiederblüten im roten Haar davon.
„Ii sollt Juch ümekucken, dal Dunnerwedder
fall Juch langen", rief die Bäuerin halblaut und
fuchtelte mit der Faust in der Lust umher. „Use
Herrgott, de helpet mi schon, ich Kriege Juch unger."
II.
Das harte Wort der Wase war dem Philipp
die Woche nicht aus dem Sinn gekommen. Ihm
war, als wanke der Boden unter seinen Füßen.
Von Kind auf hatte er sich eingebildet, alles wäre
sein: Haus und Hof, Vieh und Feld. Allerdings:
„Vater" und „Mutter", das hatte er nie gesagt,
nur Vetter und Wase. Vater und Mutter, hatte
man ihm erzählt, waren allzufrüh gestorben. Des
Vaters kinderlose Schwester erbarmte sich sein.
Er wurde ihr Kind, und es hatte ihm an nichts
gefehlt. Zuguterletzt nun der Schlag ins Gesicht!
Sollte er nicht Sohn sein, Knecht brauchte er noch
lange nicht zu spielen, er hatte ja auch Vermögen.
Am Sonntag wollte er sich nach einer Verwalter-
stelle umsehen, ganz gewiß.
Der Sonntag kam. .Nach dem Kaffeetrinken
stand Philipp nicht gleich auf. Er drehte eine
Weile an seinem Schnurrbart und sah vor sich,
als er sagte: „Ik will dün Dag" ma weg."
„Wegen mi kast'e gähn", erwiderte die Wase,
die sich erhob und die Kanne hinaustrug. Niemand
sah ihr frohes Gesicht. Das kommt vom lieben
Gott, dachte sie, daß der Philipp aus dem Wege geht.
Der Vetter stand am Fenster und guckte miß
trauisch den bleiernen Himmel an, als erwarte er
ein Wetter.
„Wohün witt Du denn?" fragte er neugierig
und wandte sich um.
Philipp zog schlürfend die ausgestreckten Beine
zurück und sagte kleinlaut: „Ik woll mik na'ner
Stelle ümesehn."
Der Bauer fuhr zwei Schritt zurück: „Na 'ner
Stelle ümesehn! Bist Du dull, Junge?"
Philipp wischte die verschütteten Milchtropfen
auf der Tischplatte auseinander.
„Ii Wittel doch, wat mine Binewase seggt het!"
Der Vetter riß die Tür auf: „Bine, Kumm
mal rin!"
87 als. " diesen Tag — Ausdruck für heute.