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Kalk- oder Mergelzufuhr überzeugt hatte, ließ er
das Gutsgelände und die Nachbarschaft durch Ab
bohren untersuchen, ob aus dem Untergründe die
nötigen kalkhaltigen Stoffe beschafft werden könn
ten. Die weitere Untersuchung ergab, daß auf
einem benachbarten Basaltberge bei Schöneberg
ein Rest von Muschelkalk vorhanden war, der
sodann nach Beberbeck gefahren und mit Holz
feuerung zu gebranntem Kalk verarbeitet wurde.
Der gebrannte Stückkalk wurde in kleine Haufen
an bestimmt abgemessene Stellen auf das Feld
gebracht, mit Erde bedeckt und nach dem Zer
fallen mit dieser vermengt und ausgebreitet, ein
geeggt und untergepflügt, eine Methode, die mit
Bezug auf das Verstauben mit zu den bequemsten
gehört. Erst dadurch ist es möglich geworden, Klee
und Hülsenfrüchte zu bauen und die Tätigkeit
des Bodens entsprechend zu fördern, so daß auch
anspruchsvolle Pflanzen wie Raps und Weizen
gebaut werden konnten.
Als der um das kurfürstliche Gestüt hochverdiente
Gestütsinspektor Renner im Jahre 1851 nach
Beberbeck berufen wurde, stellte er die Bedingung,
daß die Huten gekalkt würden, weil ohne Kalken
auf dem kalkarmen Boden keine gedeihliche Pferde
zucht möglich sei, andernfalls würde er die Stelle
überhaupt nicht annehmen können.
^Fortsetzung folgt.)
Frühere Namen in Niederzwehren.
Bon C. llsbeck.
In jedem Orte besteht die Eigentümlichkeit, daß
eine ganze Reihe von Eigennamen wiederkehren.
So gibt es in Niederzwehren nach den Angaben
des Kasseler Adreßbuches vom Jahre 1913 10
Familien Günther, 10 Rudolph, 10 Schröder,
10 Jordan, 11 Lipphardt, 12 Schaumburg, 12
Viehmann, 12 Müller, 13 Langmann, 13 Schau
mann, 13 Vollgraf, 13 Ziegler, 14 Gerland, 17
Hose, 17 Spangenberg, 17 Koch, 57 Siebert, Die
Familien Hose, Spangenberg, Koch und Siebert
sind demnach am meisten vertreten. Interessant ist
es jedoch auch, den Namen der Familien nachzu
gehen, die in früheren Zeiten in hiesigem Orte
ansässig waren. Sie sind entweder gestorben, ver
zogen oder ausgewandert und deshalb in Vergessen
heit geraten. Die Auswanderungen geschahen in
den 40 er und 50 er Jahren des vergangenen
Jahrhunderts. Das ehemalige Kurhessen zeichnete
sich besonders stark darin aus. Während im Jahre
1843 nur 270 Personen ihr Vaterland verließen,
um jenseits des Ozeans ihr Glück zu suchen,
stieg die Zahl der Auswanderer im Jahre 1847
auf 2226, im Jahre 1854 sogar auf 9130, um
in den folgenden Jahren allmählich bis auf etwa
2000 wieder abzuflauen. Die Ursachen dieser Land
flucht sind teils in den allgemeinen wirtschaftlichen
Verhältnissen der 50 er Jahre, teils in speziellen
Zuständen des Landes zu suchen. Besonders waren
es die Teuerungsjahre von 1852 bis 1857, die
die geringen, unbemittelten Klassen der ackerbau
treibenden Bevölkerung in eine mißliche wirtschaft
liche Lage versetzten. Weiter machten die damals
so geringen Tagelöhne vielen Personen den Er
werb ihres Lebensunterhaltes unmöglich. Dazu
kamen die äußerst verlockenden Nachrichten über
den auf leichte und schnelle Weise errungenen
Wohlstand früher nach Amerika ausgewanderter
Angehöriger und deren Freunde. Auch in Nieder
zwehren haben in jener Zeit zahlreiche Auswande
rungen aus diesem Grunde stattgefunden. Ich er
innere nur an den früheren Bürgermeister Johs.
Appel, der im Jahre 1854 sein Hab und Gut
verkaufte, um mit seiner Familie so schnell wie
Möglich dem Lande der unbegrenzten Möglich
keiten zuzusteuern. Andere Familien sind seinem
Beispiele gefolgt. Auf diese Weise haben eine nicht
geringe Zahl Niederzwehren den Rücken gekehrt.
Diesen und anderen Familien sollen einige Zeilen
gewidmet sein. Die Angaben stützen sich entweder
auf das älteste Steuerkataster vom Jahre 1772
oder auf die Einträge des ältesten Kirchenbuches
vom Jahre 1788.
In ganz früheren Zeiten wohnte hier das
Adelsgeschlecht der Herren von Twern oder auch
Twerne. Es gehört nach den Angaben aus Kopps
Gerichtsverfassung dem niederen Adel an. über
die Dauer und den Umfang ihres Besitztums, so
wie über ihre Herkunft und die verwandtschaft
lichen Beziehungen zu benachbarten Adelsfamilien
erfahren wir nichts. Ihr Wappen, das uns über
manches Aufschluß geben könnte, ist ebenfalls un
bekannt. Sicherlich hat unser Ort seinen Namen
von diesem Geschlechte erhalten. Im 13. und
14. Jahrhundert finden wir die Herren von Twerne
hier, in Kassel und später in Wolfhagen wohn
haft. Bürgerliche Familien, die sich von Twern
nannten, lebten im 14. Jahrhundert in Kassel
und Hersfeld. Von da aus verpflanzten sie sich
nach Alsfeld und Marburg. Unter den Herren
des Adelsgeschlechtes sind die Ritter Ludwig, Volk-
nand, Volkhard, Gerlach, Heinrich und Konrad
zu nennen. Ein Albert von Twern wandte sich