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ihm gekommen seien, um ihn zu warnen, ob.er
nicht an Frau und Kinder dächte, daß er soviel
Geld in die Wirtschaft hineinsteckte. Er hat ihnen
damals geantwortet, er verwende soviel Kapital,
gerade weil ihm das Wohl seiner Familie in
höchstem Grade am Herzen liege. Die Lehranstalt
wurde als Privatinstitut bereits 1846 errichtet
und sie hat als solche, berechnet für bessere Vor
bildung, bestanden bis 1866. Nach 1866 wurde die
Anstalt auf Veranlassung von Geheimrat Wendel
stadt zu einer Ackerbauschule unter staatlicher Auf
sicht und mit Staatsunterstützung umgestaltet.
Nach dem Tode von Bern
hard Ulrichs 1870 wurde
sein Sohn Wilhelm, so
wie er Mitpächter geworden
war, so auch Leiter der
Ackerbauschule. Mit seinem
Tode wurde die Schule 1877
aufgelöst. Mit der Ein
richtung des Hauptgestüts
Beberbeck wurde auch das
Domänenland diesem über
wiesen.
Der Boden der Beber
becker Feldmark ist im we
sentlichen ein milder, sandi
ger Lehm in flach hängiger
Lage, an den tieferen Stel
len« in großer Mächtigkeit,
während weiter oberhalb der
darunterlagernde Sandstein
näher an die Oberfläche tritt.
In der Zusammensetzung ist
neben dem Feinton Quarz
staub und feiner Sand stark
vertreten, so daß der Boden
sich dadurch leicht verschließt
und verkrustet.
An und für sich hat der Boden für den ersten
Blick etwas Bestechendes, doch ist der Untergrund
zu roh, und wer ihn kennt, wird vorsichtiger in
der Beurteilung des Bodens.
Bon vornherein war es eine wichtige Frage,
wie können die Düngerquellen zweckmäßig ver
mehrt werden? Eine gewisse Hilfe war es aller
dings, daß der Gestütsdünger größtenteils dem
Gute zur Verfügung stand. Wenn auch durch an
fängliche Brachbearbeitung das Unkraut vertilgt
wurde — später wurde fast gar keine Brache mehr
gehalten —, wenn auch auf gute Bestellung der
höchste Wert gelegt wurde, es mangelte an den
wichtigsten Hilfsmitteln für eine rationelle Boden
kultur: es waren die Entfernung der Nässe und
die Zufuhr von Kalk. Es gehörte zu den großen
Verdiensten von Ulrichs, bald erkannt zu haben,
daß ohne diese Hilfsmittel gute Bodenkultur un
möglich, daß ohne sie praktisch nicht zu wirt
schaften sei.
Dies aber zu erkennen und in richtiger Weise
zur Ausführung zu bringen, ist doch zweierlei, es
gehören dazu auch die nötigen Kapitalien. Es
gehört dazu vor allem ein fester Wille und zähe
Energie in der Durchführung des als richtig Er
kannten. Ulrichs hat mir wohl erzählt, daß er
seinen Kutschwagen verkauft und mit dem Leiter
wagen zur Stadt gefahren sei, bis die Wirtschaft so
weit gehoben war, um höhe
re Erträge im ökonomischen
Sinne liefern zu können.
Bewunderungswürdig war
die Initiative von Ulrichs,
bei allen neuen Fragender
Wissenschaft und Technik
praktisch Stellung -dazu zu
nehmen, was sie für das
eigene wirtschaftliche Inter
esse zu bedeuten haben. War
aber bestimmt erkannt, wel
che hohen Werte in Frage
kamen, so war das Ziel da,
das dann auch viel leichter
zu erreichen war.
Die nachfolgende allge
meine Praxis hat ergeben,
daß die Dränage des Bo
dens durch gebrannte Ton
röhren, wie sie zuerst in
England aufgekommen ist,
die großartigste Verbesse
rung der Bodenkultur dar
stellt, die bei nassem Boden
vorkommt. In Deutsch
land wurde dies erst um
die Mitte des vorigen Jahrhunderts bekannt.
Ulrichs hat damals selbst eine Dränröhrenpresse
von England kommen lassen und auf der in
Beberbeck vorhandenen Niemeierschen Ziegelei die
noch nicht käuflich zu habenden Röhren herstellen
lassen, um so mit dieser größten physikalischen
Verbesserung des Beberbecker Bodens alsbald nach
Bekanntwerden vorzugehen.
Die Röhrendränage — es wurden alle Lände
reien dräniert — ist in Beberbeck in großartigster
Weise zur Geltung gekommen, bei dem Umbrüche
der Gestütshutungen später in solchem Umfange,
daß sie für eine dreijährige Nutzung durch den
Pächter bereits zur Ausführung gelangte und in
dieser Zeit sich auch bezahlt machte.
Als sich Ulrichs von der Notwendigkeit der
>
Bernhard Ulrichs.