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los die gleichen Geist atmenden Zeichnungen JakobHapps
das Ihrige beitragen. Beide — Dichter und Zeichner —
offenbaren meines Erachtens hier einen Grad lünstlerischer
Reife und Vollkommenheit, der frühere Leistungen weit
übertrifft und Höhepunkte ihres Schaffens bedeutet.
Hersfeld. Dr. Wilhelm Schoof.
Hestler, Karl. Sagenkranz aus Hessen-
Nassau. Sagen und Erzählungen aus beiden
Hessen und Nassau. Dritte vollständig umgearbeitete,
illustrierte und sehr vermehrte Auflage. 260 Seiten.
Kassel (Vietorsche Hofbuchhandlung) .1913.
Preis 3 Mark, gebunden 4 Mark.
Es ist mit Freuden zu begrüßen, daß dieses Buch
in neuer Auflage erscheinen konnte. Es wurde gegen
die frühere Auflage von 1894 um 39 Stück vermehrt,
wobei allerdings auch der alte Rahmen gesprengt und
Erzählungen geschichtlichen Inhalts mit aufgenommen
wurden. Weiter sind die Sagen nach Landschaften ge
ordnet worden. Besondere Hervorhebung verdienen die
wirklich hübschen Zeichnungen, die dem Buche mitge
geben wurden. So wird denn der „Sagenkranz" auch
im neuen Gewände wieder seine Freunde unter Jung
und Alt finden und mit dazu beitragen, unsre schönen
alten Sagen der Vergessenheit zu entreißen. Der Heraus
geber hat übrigens die Gelegenheit benutzt, durch ein
vorausgeschicktes Gedicht „Hessenland" den Nachweis zu
führen, daß ihm zum Dichten aber auch wirklich alles
fehlt. Nachdem ihm diese Beweisführung so überaus
glänzend gelungen ist, dürfen wir hoffen, daß er die
schönen hessischen Sagen das nächste Mal ohne diesen
„Poetischen" Vorspann ins Land ziehen läßt. H'bach.
Herre, Paul. Deutsche Kultur des Mittel
alters in Bild und Wort. Mit 245 schwarzen Ab
bildungen auf 112 Tafeln und 1 farbigen Titelbild.
82 Seiten Text, 112 Seiten Abbildungen. Leipzig
(Quelle u. Meyer). Preis geh. 2 M., geb. 2,50 M.
Musterhafte Ausstattung, prächtiger Einband und ge
diegener Text vereinen sich hier mit auffallend billigem
Preis. In erschöpfender Weise bietet dieser Kultur
atlas in meist unbekannten Bildern die vielseitigen
Äußerungen mittelalterlichen Kulturlebens, und zwar in
der Beschränkung auf deutsche Verhältnisse, die oft auch
Hessisches mit einschließen. Die Abbildungen bilden den
eigentlichen Körper des Buches und werden durch einen
knappen, aber ausreichenden Text erläutert, der »eine
überraschende Fülle von Belehrung bringt. Alles in
allem ein gediegenes Werk. H'bach.
Benzmann, Hans. Die deutsche Ballade.
Eine Auslese aus der gesamten deutschen Balladen-,
Romanzen- und Legenden-Dichtung unter besonderer
Berücksichtigung des Volksliedes. Band I. von den
ältesten Zeiten bis zur Romantik. 408 Seiten.
Band II. von der Romantik bis zur Gegenwart.
494 Seiten. Leipzig (Hesse u. Becker) 1913.
Beide Bände in Leinen gebunden 7 M.
In so umfassender und grundsätzlicher Weise ist die
deutsche Volksballade bisher noch nicht zur Darstellung
gekommen. Die Sammlung geht noch über das hinaus,
was der Titel verspricht, sie bringt auch Beiträge aus
der epischen und rein lyrischen Dichtung des deutschen
Mittelalters, Zaubersprüche, Schwänke, Rätsellieder, selbst
das Volkslied anderer Völker findet Berücksichtigung.
Besonders angenehm ist die übersichtliche Anordnung.
Die vortrefflichsten und lebensvollsten deutschen Bal
laden werden nicht nur ästhetisch, sondern auch historisch
gewürdigt. Auch sind die der Ballade verwandten und
gegensätzlichen poetischen Kategorien und deren Ent
wicklung dargestellt. Eine ganz vortreffliche Einleitung
über Wesen, Typen, Stilarten und Entwicklung der
Ballade, Vorbemerkungen zu den einzelnen Teilen, Sach-
und Autorenregister sowie ein alphabetisches Register
der Überschriften sowohl wie der Bersanfänge machen
dieses voluminöse Buch, das die Balladendichtung vom
Hildebrandslied bis zur neuesten Zeit umspannt, nicht
nur zum Nachschlagewerk für den Forscher, sondern lassen
es auch dem Laien zu einer stets neuen Quelle reinen
Genusses werden. Und als Haus- und Familienbuch
möchten wir auch in erster Linie diese reichhaltigste
Sammlung deutscher Balladen gedacht wissen. H'bach.
Verskunst.
Wer den alten Spruch „Frfeia non cantat" auf Hessen
übertragen wollte, und die Vergangenheit würde ihm
nicht ganz Unrecht geben, sähe sich mit jedem Jahr mehr
Lügen gestraft. Zu den neuen Erscheinungen dieses
Jahres gehören die „Gedichte" von Johanna
Weichelt (Marburg, Verlag Adolf Ebel, 126 S.). 1,80 M.
Stimmungsbilder, Kampf, Liebe, Schelmereien sind ihr
Inhalt. Überall eine eigene Note, manche Kleinigkeit
zwischen viel Bedeutsamem, keckes Stürmen neben seliger
Hingabe, wilde, trotzige Verzweiflung und fröhliches
Scherzen, überall aber Gegenständlichkeit, die wir vom
wirUichen Dichter verlangen. Keine Zimperlichkeit auch
dem spröden Stoff gegenüber, die Fähigkeit, altes in
neuer Form zu bieten, prächtig düstre Naturbildchen
zu schaffen und dem innersten seelischen Empfinden künst
lerischen Ausdruck zu leihen, geben die Gewähr, daß
die Dichterin auf dem von ihr betretenen Feld noch
manche großkörnige Frucht ernten wird. — Mit Rudolf
Friedrichs „Gedichten" (Lenienverlag, Leipzig
1913, geb. 2 Mark) weiß ich nichts anzufangen. Un
klare, weltschmerzliche Stimmungen haben hier ihren un
klaren Ausdruck gefunden.- Auch mit der äußern Form
hapert's. Reime wie Frühster»: Flüstern usw. sollten
überhaupt dem Setzerkasten fernbleiben. Vielleicht ist der
Verfasser noch recht jung, und dann bleibt uns die Hoff
nung auf ein fröhlicheres Wiedersehn. — Nur drei Bogen
füllen die „Losen Blätter" von Hedwig von
B e h r (Härtel & Co., Leipzig, 1 Mark, geb. 1,75),
Blätter der Sehnsucht und des Schmerzes, auf denen es
wie feiner Rosenduft liegt. — Das Wertvollste sehe ich
in Karl Freihern von Berlepsch's Gedichten
„Trinken will ich Dein Gold" (Belhagen &
Klafing, Bielefeld und Leipzig). Diese Sammlung wird
den nicht überraschen, der die dichterische Entwicklung des
auch den Lesern des „Hessenlands" längst bekannten
Dichters seit seiner Mitarbeit am Marburger Dichterbuch
verfolgt hat. Sie bedeutet ein rastloses Aufwärtsschreiten,
das die reichen Früchte des vorliegenden Bandes krönen.
Mag der Dichter an taufrischem Morgen vor der Jagd
hütte weilen, hoch zu Roß durch die Buchenhallen des
Waldes streifen, zum Schloß seiner Väter emporklimmen
oder auf beschwerlichem Pfade zu den Bergen des En
gadin, immer weiß er seiner Stimmung formvollendeten
Ausdruck zu leihen. Ein neues Moment bringen eine
Reihe köstlicher Kinderlieber. Am stärksten und auch
hinter einem Börnes von Münchhausen und Lilien-
cron nicht zurückstehend, scheint mir Berlepsch in der
Ballade; ich verweise nur auf die „Deutschen Soldaten"
und auf den „Weichensteller", beides Stücke von grandi
oser Wucht. Ob des Dichters ureigenes Feld auf dem
Gebiet der Ballade liegt, wird bei seiner starken Bega
bung auch für das Zart-Lyrische die Zukunft lehren. —
Das tausendjährige Fest Kassels hat vermuüich Gustav
E s k u ch e veranlaßt, „Hessische Elegien aus der