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getragen und gebracht werden, bis mit der
allgemeinen Erhebung des gequälten Volkes
der Kampf begann, der mit der endgültigen
Abschüttelung der Fremdherrschaft und der
Wiedereinsetzung des angestammten Herrscher
hauses im Hessenlande endete.
Das neue Deckengemälde im Nathans von Professor H. Knackfuß.
Die Stadt Kassel ist vor einiger Zeit um zugeben) seine Komposition dementsprechend
eine künstlerische Sehenswürdigkeit bereichert in drei Teile, die auch einzeln für sich — oder
worden, die sie dem preußischen Staate ver- je nachdem mit einem andern Abschnitte zu
dankt. Der Kultusminister hatte s. Zt. aus sammengesehen — geschlossene Bilder darbie-
Mitteln des Kunstfonds für ein Deckengemälde ten. Es ist dem Künstler restlos gelungen, die
im Treppenhause des neuen Rathauses 26 000 Schwierigkeiten des perspektivischen Problems
w
Mark bewilligt und mit der Ausführung den
Lehrer an der Kasseler Akademie Professor
Hermann Knackfuß beauftragt. Nach zwei
jähriger Arbeit hat dieser nunmehr sein Werk
vollendet. Dem Künstler war vollkommene
Freiheit gelassen, er hatte lediglich die Schwie
rigkeiten zu überwinden, die in der Aufgabe
selbst lagen. Diese waren allerdings infolge
der räumlichen Situation nicht gering. Die
wagerechte Flachdecke des Stiegenhauses kann
nämlich infolge einer in der Höhe der Treppe
ringsumlaufenden Galerie von keinem Punkte
aus vollständig, sondern immer nur abschnitt
weise überschaut werden. Da für die Betrach
tung auf dem Treppenlaufe drei Standpunkte
in Frage kommen, gliederte der Künstler (ohne
doch den Zusammenhang der Darstellung auf-
zu lösen, die darin bestanden, nach so ver
schiedenen Seiten hin befriedigende Ansichten,
d. h. solche ohne Schwankungen und Formver
zerrungen, zu schaffen.
Mit ihren weißen, lichtblauen und goldigen
Tönen macht die Komposition einen festlich
heiteren Eindruck. Die Hauptansicht zeigt
einen mächtigen Zug von Gestalten, der wie
eine lichterfüllte Wolke im klaren Himmels
blau schwebt. Tie motivische Erfindung
knüpft recht glücklich an die Sage einer segen
spendenden germanischen Göttin an, die gerade
in Hessen als Frau Holle noch im Volks
bewußtsein fortlebt. Auf einem von weißen
Rindern gezogenen Wagen erblickt man diese
von Sonnenlicht umflossene Frauengestalt, be
gleitet von Huldinnen, die ihr den Spinnrocken