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druck gebracht, erstattete der Schriftführer, Rechnungs
direktor Wo ring er den üblichen Jahresbericht,
den wir in den Hauptzügen hier wiedergeben.
Er berichtete zunächst über den trefflichen Verlauf der
vorjährigen Wanderversammlung in Schmalkalden und
teilte sodann mit. daß der Verein zur Zeit 1956 Mit
glieder umkaßt. Im Gesamtvorstand und im Redaktions
ausschuß sind im Vereinsjahr keinerlei Veränderungen ein-
getreten. Der im letzten Herbst erschienene Band 46 der
Zeitschrift brachte zugleich auch das von Bibliothekar Dr. phil.
Legband aufgestellte „Systematische Inhaltsverzeichnis" zu
allen vom Verein seit seiner Gründung bis zum Jahre
1911 veröffentlichten Schriften, so daß deren Benutzung
jetzt wesentlich erleichtert ist. Die Flurnamenforschung ist
weiter gediehen. Amtsgerichtsrat Pitel in Homberg hat
die große Gemarkung Raboldshausen fertiggestellt. Die
Bearbeitung der Flurnamen der Gemarkung Kassel und
der eingemeindeten Orte Wehlheiden. Wahlershausen. Kirch
ditmold. Rothenditmold und Bettenhausen hat Rechnungs
direktor Woringer in Angriff genommen und hofft im
nächsten Sommer damit fertig zu werden. Diese Arbeit
ist besonders eilig, weil die zunehmende Ausdehnung der
Großstadt die Flurnamen und die Erinnerung daran schnell
verschwinden läßt. Die Flurnamen des Kreises Hünfeld
hat Regierungsrat Jllgner bereits vollständig zusammen-
gestellt so daß nur noch die Vergleichung mit den aus
den alten Katastern des Marburger Staatsarchivs aus-
zuziehenden Namen fehlt.
Die Ruinen der Burg Falkenstein bei Niedenstein, zu
deren Sicherung der Verein in Gemeinschaft mit dem Nieder-
hessischen Touristenverem und anderen Vereinen wie auch
dem Brzirksverbande die Mittel durch eine Sammlung
unter seinen Kasseler Mitgliedern aufgebracht hatte, find
derart befestigt worden, daß für ihren Bestand auf längere
Zeit hinaus nichts mehr zu befürchten ist. Die Kosten
der Herstellung waren aber so erheblich, daß zu ihrer
Deckung der Verein im nächsten Jahre voraussichtlich noch
mals hilfreiche Hand leisten muß. In gemeinsamem Vor-
gehen mit dem Verein für Naturdenkmal- und Heimat-
schütz gelang eS dem Verein, den sog. Riesenstein lTeufel-
stein) bei Großenritte, an den sich zahlreiche Sagen knüpfen
und den der Besitzer der Feldlage. auf der er steht, ver
nichten wollte, zu erhalten. Das große Interesse, daS sich
im Kreise der Kasseler Mitglieder für die Bastion an der
Fulda, die sog. Nehme. zu Kassel bei dem Besuche im
Jahre 1911 zeigte, veranlaßte den Vorstand, bei den Vor-
standsbeamten des Kgl- Oberlandesgerichls dahin vorstellig
zu werden, daß der neuerdings hergestellte Zugang zum
Innern der Bastion, der wieder zugemauert werden sollte,
erhalten bleibe. Der Bitte wurde unter Anordnung der
notwendigen Vorsichtsmaßregeln bereitwilligst entsprochen,
wofür wir auch hier unseren Dank aussprechen. Die Be
mühungen des Vereins um die Erhaltung des Schlosses
Friedewald in seinem bisherigen Zustande haben mit dazu
beigetragen, daß ein Verkauf des Schlosses bisher nicht
eingetreten ist.
Unser an das Kgl. Provinzialschulkollegium gerichtetes
Ersuchen um ausgedehntere Berücksichtigung der engeren
Landesgeschichte in den höheren Schulen fand zwar freund,
liche Aufnahme, indes war rS dem Kollegium im Hinblick
auf den schon zu behandelnden umfangreichen Lehrstoff und
andere Schwierigkeiten nicht möglich, dem Wunsche des
Vereins in vollem Maße zu entsprechen.
Den weiteren Bemühungen unserer Mitglieder, des Bank
beamten Hösbach in Philadelphia und des Kaufmanns
Habicht in Newhork ist es gelungen, nicht nur den Auf
enthalt der drei in Amerika lebenden Bickellschen Erben,
deren Abtretungsurkunden vom Grundbuchrichter in Mar-
bürg beanstandet waren, zu ermitteln, sondern auch von
zweien dieser Erben die Neuausfertigung der Abtretungs
urkunden zu erlangen. Die letzte damit noch rückständige
Erbin wird hoffentlich in nicht zu ferner Zeit auch zur
Ausfertigung einer neuen Urkunde zu bewegen sein. Damit
würde die Erledigung der Bickellschen Erschaftsangelegenheit,
die nun seit einem Jahrzehnt den Gegenstand der Sorge
des Vorstandes bildet, bedeutend näher gerückt sein.
Der Neubau des Landesmuseums in Kastei ist vollendet,
und die Aufstellung der von unserem Verein dem Museum
überlastenen Sammlungsgegenstände kann nun stattfinden.
Es hat nach dem Umzug des Museums nunmehr auch mit
dem Umbau des alten Museum Fridericianam begonnen
werden können, das dann der Landesbibliothek, die bislang
nur einen Teck davon inne hatte, vollständig überlasten
werden wird. Dank dem Entgegenkommen der Bezirks
verwaltung und der Direktion der Landesbibliothek im
besonderen werden in dem Gebäude auch unserem Verein
ausreichende Räume zur Unterbringung seiner Bibliothek
und zur Einrichtung eine« Geschäftszimmers überlasten
werden.
Die Kommission zur Erforschung der vor- und früh
geschichtlichen Befestigungen in Hessen setzte die Ausgrabungen
auf der Altenburg bei Niedenstein fort. Ihre Arbeit brachte
wiederum wertvolle Ergebnisse, namentlich neben der Auf
findung eines NegenbogenfchüstelchenS die genaue Fest
stellung der baulichen Beschaffenheit der Stein- und Erd-
wälle u. a.
Unsere Zweigvereine und Ortsgruppen haben auch im
abgelaufenen Jahre eine rege Tätigkeit entfaltet, die sich
sowohl in Vorträgen als in Ausgrabungen (so in Eschwege
und Rotenburg) und in der Anlage von Heimatmuseen
(so in Rotenburg und Frankenberg) zeigte.
Als Vertreter unseres Vereins bei der Hauptversammlung
deS Gesamtvereins deutscher GeschichtS- und Altertums
vereine in Würzburg vom 9. bis 12. September 1912
hatte der Zweigverein Marburg, den diesmal die Reihe
traf Archivar Dr. phil. Rosenfeld entsandt. Bei der
Jahresversammlung deS Nordwestdeutschen Verbandes für
Altertumsforschung in Göttingen vom 27. bis 29. März 1913
vertrat Bibliothekar Dr. med. Lange den Verein.
Die Einnahme der Vereinskasse betrug im Berichtsjahre
16909.39 M-, die Ausgabe 7221 M.. so daß ein Bestand
von 9688.39 M. verbleibt. DaS Konto der Bickellschen
Erbschaft konnte, wie bereits mitgeteilt wurde, noch nicht
abgewickelt werden. Den aus Anlaß der Erbschaft ge
machten Ausgaben steht der Besitz des Bickellschen HauseS
in Marburg in etwa gleichem Werte gegenüber. Die
Finanzen des Vereins können hiernach als gut bezeichnet
werden.
Für die Marburger Sammlungen find eine Reihe Neu
erwerbungen gemacht worden. Die Kaffeler Sammlungen
sind, wie bereits erwähnt, in das Landesmufeum Überführt
worden, wo auch die von Marburg abgegebenen Stücke
Aufstellung finden und im Verein mit den Sammlungen
des Museums besser als bisher zur Geltung kommen und
Nutzen bringen werden.
Nachdem Direktor Woringer der Dank des Vereins
für seine Mühewaltung geworden, gedenkt der Vor»
sitzende der im verflossenen Vereinsjahre verstorbenen
Mitglieder. Vorstand und Vorsitzender werden für
das nächste Jahr auf Antrag des Superintendenten
Wistemann (Hofgeismar) einstimmig wiedergewählt.
Sodann wird beschlossen, die nächstjährige Ver
sammlung in Kirchhain abzuhalten. — Der Mit-
gliederversammlung schloß sich um 12 Uhr ein gemüt-