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rische Überlassung seiner großen Bücherei zum Wohl-
täter wurde. Unter den Grabsteinen im Chor trägt
einer die Jahreszahl 1503, Erinnerungen an gewalt
same Eingriffe des Landgrafen Moritz sind mit der
Geschichte der Kirche verknüpft. Aufsteigend zur
Burg empfand man imponierend die gewaltigen
Größenverhältniffe des aus dem angehenden 16. Jahr
hundert stammendes Hexenturms. Der Schutz der
Burg wurde sonst durch die dreifache Umhüllung
des nassen Grabens, des Walls und der Mauer
besorgt. Die Mantelmauer, die die Burg umzieht,
fällt teilweise bis zu 13 Meter tief in den Burg-
graben ab. Sie stammt aus den letzten Jahrzehnten
des 15. Jahrhunderts. Als die Burg, in den letzten
Jahren des 30jährigen Krieges mehrfach umstritten,
auch vom Feuer verheert worden war, ließ die Land-
gräfin Amelia Elisabeth, um einer Festsetzung des
Landesseindes an dieser Stelle vorzubeugen, breite
Breschen in das Mauerwerk schlagen. Die Wanderung
um die langausgedehnte Mauer war reizvoll durch
den Ausblick und andererseits durch den Ausblick
in das üppiggrüne Wiesenland, aus dem sich nahe
grüßend der Bergrücken Amöneburgs erhebt. Von
Tor zu Tor, die schlichte anmutige Vorburg passierend,
gelangte man zu dem von Fr. Lange in der Mitte
des vorigen Jahrhunderts restaurierten und mit
einem Anbau versehenen Hauptwohngebäude der
Unterburg. In einem großen gewölbten Raum des
Erdgeschosses, wohl der ehemaligen Gesindestube, wo
die Fundstücke der besonders vor zwei Jahren mit
bestem Erfolg vorgenommenen Ausgrabungen aus
gestellt waren — und vor einem Tisch, aus dem
Grundrisse und Zeichnungen ausgebreitet lagen, emp
fingen die Anwesenden aus dem Munde des Geheim
rat Schenk dankenswerte Mitteilungen aus der Ge
schichte des Geschlechtes und der Burg. Im Jahre
1215 taucht der Name Schweinsberg zuerst urkundlich
aus. Ein Glied desMarburgerBurgmannengeschlechts,
das sich von seiner Marburg nannte, Guntram, hatte
mit einem Fräulein von Merlau am Ausgang des
12. Jahrhunderts, wie eine Urkunde von 1199
bezeugt. Schweinsberg, das freie Eigentum der Vor
besitzer, erheiratet. Noch heute ist es Gegenstand
des ganerbschaftlichen Besitzes der Familie. Die
erste Ummauerung ist in das 13. Jahrhundert zu
verlegen, die beiden folgenden Jahrhunderte schufen
neue Mauerkränze. Die Oberburg blieb, während
andere Behausungen für einzelne Geschlechtsgenossen
geschaffen wurden, gemeinsamer Besitz, im Jahre
1646 wurde sie durch eine zufällige, aus Unvor
sichtigkeit beruhende Explosion zur Ruine. Die oben
erwähnten Ausgrabungen haben die beinahe kreis
förmige Umfassungsmauer und den runden Bergfried
im Grundriß festgestellt. — Nach den Genüssen, die
dein Auge und dem geschichtlichen Sinne der Ausflugs
teilnehmer geboten waren, wurde ihnen durch die
Güte der Schloßherrn auch materielle Stärkung zu
Teil. In dem angeregten Beisammensein wurden
von Archivrat vr. Rosenseld im Namen des Mar-
burger Zweigvereins und von dem Erbschenken Trink
sprüche gewechselt. Dann besichtigte man noch einige
Behausungen unterhalb der Burg, in denen einzelne
Zweige des Geschlechtes Wohnung haben, und kehrte
endlich heim mit dem dankbaren Bewußtsein, den
schönen Stammsitz eines unserer ältesten hessischen
Adelsgeschlechter näher kennen gelernt zu haben.
Der Kasseler Verein veranstaltete am 21. Juli
eine vorbereitende Mitgliederversammlung, um sich
über die der Jahresversammlung in Homberg vor
zuschlagenden Wahlen zu verständigen. Man einigte
sich aus den bisherigen Vorstand. Der Vorsitzende,
General Eisen traut, teilte noch mit, daß nach
Erweiterung der Landesbibliothek dem Vereine im
alten Museum ausreichende Räume zur Verfügung
stehen würden.
Marburger Hochschulnachrichten. Zum
Rektor der Universität sür das Rektoratsjahr
1913/14 wurde Geh.Justizrat Proseffor vr. Träger
gewählt. — Der Proseffor der Chirurgie Geh. Me
dizinalrat Professor vr. med. Emil Küster,
Generalarzt, M. d. H., in Charlottenburg, der 1890
bis 1907 in Marburg wirkte, beging am 4. August
die 50 jährige Doktorjubelseier. — Im besten
Mannesalter von 40 Jahren wurde Proseffor vr.
phil. lie. theol. Gust av Westph al durch den
Tod abberufen. — Dem Assistenten an der medi
zinischen Polyklinik vr. Friedrich Loening
wurde die venia legendi erteilt. — Am 28. Juli
hielt vr. Georg Magnus seine Antrittsvor
lesung über „Wundbehandlung"
Das Rittergut Freudenthal bei Witzen-
hausen a. d. Werra konnte am 6. August eine
seltene Feier begehen. Seit dem 6. August 1813
wird das Gut, das landschaftlich sehr schön gelegen
ist und eine interessante geschichtliche Vergangenheit
auszuweisen hat, ununterbrochen von der Familie
Badenhausen landwirtschaftlich bewirtschaftet. Am
3. und 4. April 1813 verkauften die Brüder v. Butt
lar ihre Güter Ermschwerd, Stiedenrode und Freuden
thal mit sämtlichen Vorwerken an den Kgl. Preuß.
Regierungsrat Heimbach in Langeln. Von diesem
kaufte das Gut Freudenthal am 25. April der
Kgl. Westfälische Generalleutnant und Königsleut
nant Allix für 50 000 kr. Der Kaufvertrag wurde
durch die Notare Wachs und Schulte in Kaffel
rechtsgültig ausgenommen. Am 26. April nahm
Allix Besitz von Freudenthal und bewirtschaftete es