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weigerte, in russischen Diensten gegen die Türken
zu kämpfen, wurde er hierauf Fähnrich un 1 Re
giment der englischen Fußgarde, nahm aber schon
1776 seinen Abschied, weil er sich bei der Be
förderung übergangen glaubte. Am Kasseler Hofe
von früher her bekannt, wurde er auf Empfehlung
eines mit General v. Schliessen befreundeten eng
lischen Generals in demselben Jahre Stabskapitän
im hessischen Jägerkorps. Er soll auf Beförderung
verzichtet haben, um seinen Hintermännern nicht
zu schaden?) 1778 nach Amerika gelangt, nahm
er zunächst mit den hessischen Truppen am Kriege
teil, stand aber 1780, mittlerweile znm hessischen
Major befördert, in der British Legion des Oberst
leutnants Tarleton und wurde am 22. September
desselben Jahres bei Charlotteville verwundet.
1783 nach England zurückgekehrt, geriet er infolge
seiner verschwenderischen Lebenshaltung bald in
Vermögensverfall. Nachdem er vorübergehend
Stallmeister des Prinzen von Wales gewesen war,
saß er vom 2. Juni 1798 bis 6. April 1799
im Schuldgefängnis. Dann fing er in London
einen Kohlenhandel an. Gleichzeitig ließ er seine
Memoiren erscheinen, die mit der Aufforderung
an den Leser schließen, er möge seine Kohlen vom
Verfasser kaufen. Er war in dieser Zeit im hes
sischen Militär bis zum Obersten r» la suite auf
gerückt. Nachdem er am 11 Dezember 1814 durch
den Tod seines Bruders Lord Coleraine und Peer
von Irland geworden war, wurde er nach der
Rückkehr Kurfürst Wilhelms I. im Jahre 1815
wieder als Generalmajor h la suite in den hessischen
Listen geführt und erhielt sogar am 8. Februar 3
3 ) Nach ». Eelking. Hilfstruppe», Bd. 2, S. 268.
1815 ohne ersichtlichen Grund den hessischen Orden
pour hi vertu militaire. Durch den Tod des
Bruders war er wieder in günstige Vermögens
verhältnisse gekommen, den Titel eines Lords
Coleraine hat er aber nicht geführt, er nannte
sich bis an sein Lebensende George Hanger, er
wähnte aber auf dem Titelblatt seiner Jagd- und
Sportschriften stets seinen hessischen Generalstitel.
Am 31. Mürz 1824 starb er unvermahlt in
seinem Hause am Regents-Park in London. Da
man von seinem Tode in Kassel nichts erfuhr,
wurde er als hessischer Generalmajor weiter geführt,
bis er endlich 1840 ans den Listen gestrichen
wurde. — Ein weiterer Engländer, Charles von
Sheldon trat 1791 als Kornett in die hessische
Gardedukorps ein, wurde 1792 Kornett im Husaren
regiment, für seine tüchtige Haltung bei Erstürmung
der Weißenburger Linien (13. Oktober 1792) zum
Leutnant, weiter am 28. Dezember 1800 zum
Premierleutnant und 1805 zum Stabsrittmeister
im Husarenregiment befördert. Nach Wieder
errichtung des Kurfürstentums wurde er seit 1814
als Major a la suite der Armee weiter geführt,
was noch 1843 der Fall war. Der letzte Eng
länder in hessischem Dienst war Edward von
Pollock geboren 1776 zu London, der am 24. Mai
1809 als Premierleutnant in das leichte Infanterie-
Bataillon des in Böhmen geworbenen kurhessischeu
Freikorps eintrat, am 7 November 1809 zum
Stabskapitän befördert und bei Auflösung des
Korps am 31 Dezember desselben Jahres ver
abschiedet wurde.
An die Engländer reiht sich der Schotte Robert
Leslie an, der 1641 bis 1643 Oberst und Chef
eines hessischen Reiterregimentes war.
Die hessischen Künstler
auf der Deutschen Kunstausstellung Kassel 1913.
Bou E r u ft Z ö l l u e r
(Schluß.)
Graphik
Auch in der umfangreichen graphischen Abtei
lung, die sechs Räume mit Haudzeichnnugen,
Radierungen, Stichen, Lithogravbien Pastellen.
Aquarellen usw. füllt, vermögen sich die Leistungen
der hessischen Künstler, trotz der zum Teil quali
tativ außerordentlich hochstehenden auswärtigen
Konkurrenz, einen Anspruch ans genügende Be
achtung zu sichern. Bei dem großen Reichtum des
Gebotenen muß ich mich allerdings, um nicht weit
schweifig zu werden, ans knappe Andentnngen be
schränken. Wir begegnen naturgemäß sehr vielen
Namen, die uns schon beschäftigt haben, und es ist
ein gutes Zeiche» für die Produktivität nuferer
Heimatkünstler, -daß sie häufig z» Stift, Radier
nadel und Xtupferplarte greisen, um Oiedanken,
Empfindungen und Borstellnngen auszudrucken, zu
deren Niederschrift das Material der Ölfarbe nicht
geeignet ist.
An die Spitze ist wohl Hans Slde zu stellen,
dessen geistreich radierte Eharakterkövfe (Prof.
Eucken, Elans Groth, Friedrich Nietzsche) starke
Eindrücke vermitteln. Bon Fritz >loch sieht man
eine Reihe von Zeichnungen, die im „Hessenland"
bereits gelegentlich der Ausstellung zur Eröffnung
der neuen Akademie gewürdigt worden sind viele