Full text: Hessenland (27.1913)

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weigerte, in russischen Diensten gegen die Türken 
zu kämpfen, wurde er hierauf Fähnrich un 1 Re 
giment der englischen Fußgarde, nahm aber schon 
1776 seinen Abschied, weil er sich bei der Be 
förderung übergangen glaubte. Am Kasseler Hofe 
von früher her bekannt, wurde er auf Empfehlung 
eines mit General v. Schliessen befreundeten eng 
lischen Generals in demselben Jahre Stabskapitän 
im hessischen Jägerkorps. Er soll auf Beförderung 
verzichtet haben, um seinen Hintermännern nicht 
zu schaden?) 1778 nach Amerika gelangt, nahm 
er zunächst mit den hessischen Truppen am Kriege 
teil, stand aber 1780, mittlerweile znm hessischen 
Major befördert, in der British Legion des Oberst 
leutnants Tarleton und wurde am 22. September 
desselben Jahres bei Charlotteville verwundet. 
1783 nach England zurückgekehrt, geriet er infolge 
seiner verschwenderischen Lebenshaltung bald in 
Vermögensverfall. Nachdem er vorübergehend 
Stallmeister des Prinzen von Wales gewesen war, 
saß er vom 2. Juni 1798 bis 6. April 1799 
im Schuldgefängnis. Dann fing er in London 
einen Kohlenhandel an. Gleichzeitig ließ er seine 
Memoiren erscheinen, die mit der Aufforderung 
an den Leser schließen, er möge seine Kohlen vom 
Verfasser kaufen. Er war in dieser Zeit im hes 
sischen Militär bis zum Obersten r» la suite auf 
gerückt. Nachdem er am 11 Dezember 1814 durch 
den Tod seines Bruders Lord Coleraine und Peer 
von Irland geworden war, wurde er nach der 
Rückkehr Kurfürst Wilhelms I. im Jahre 1815 
wieder als Generalmajor h la suite in den hessischen 
Listen geführt und erhielt sogar am 8. Februar 3 
3 ) Nach ». Eelking. Hilfstruppe», Bd. 2, S. 268. 
1815 ohne ersichtlichen Grund den hessischen Orden 
pour hi vertu militaire. Durch den Tod des 
Bruders war er wieder in günstige Vermögens 
verhältnisse gekommen, den Titel eines Lords 
Coleraine hat er aber nicht geführt, er nannte 
sich bis an sein Lebensende George Hanger, er 
wähnte aber auf dem Titelblatt seiner Jagd- und 
Sportschriften stets seinen hessischen Generalstitel. 
Am 31. Mürz 1824 starb er unvermahlt in 
seinem Hause am Regents-Park in London. Da 
man von seinem Tode in Kassel nichts erfuhr, 
wurde er als hessischer Generalmajor weiter geführt, 
bis er endlich 1840 ans den Listen gestrichen 
wurde. — Ein weiterer Engländer, Charles von 
Sheldon trat 1791 als Kornett in die hessische 
Gardedukorps ein, wurde 1792 Kornett im Husaren 
regiment, für seine tüchtige Haltung bei Erstürmung 
der Weißenburger Linien (13. Oktober 1792) zum 
Leutnant, weiter am 28. Dezember 1800 zum 
Premierleutnant und 1805 zum Stabsrittmeister 
im Husarenregiment befördert. Nach Wieder 
errichtung des Kurfürstentums wurde er seit 1814 
als Major a la suite der Armee weiter geführt, 
was noch 1843 der Fall war. Der letzte Eng 
länder in hessischem Dienst war Edward von 
Pollock geboren 1776 zu London, der am 24. Mai 
1809 als Premierleutnant in das leichte Infanterie- 
Bataillon des in Böhmen geworbenen kurhessischeu 
Freikorps eintrat, am 7 November 1809 zum 
Stabskapitän befördert und bei Auflösung des 
Korps am 31 Dezember desselben Jahres ver 
abschiedet wurde. 
An die Engländer reiht sich der Schotte Robert 
Leslie an, der 1641 bis 1643 Oberst und Chef 
eines hessischen Reiterregimentes war. 
Die hessischen Künstler 
auf der Deutschen Kunstausstellung Kassel 1913. 
Bou E r u ft Z ö l l u e r 
(Schluß.) 
Graphik 
Auch in der umfangreichen graphischen Abtei 
lung, die sechs Räume mit Haudzeichnnugen, 
Radierungen, Stichen, Lithogravbien Pastellen. 
Aquarellen usw. füllt, vermögen sich die Leistungen 
der hessischen Künstler, trotz der zum Teil quali 
tativ außerordentlich hochstehenden auswärtigen 
Konkurrenz, einen Anspruch ans genügende Be 
achtung zu sichern. Bei dem großen Reichtum des 
Gebotenen muß ich mich allerdings, um nicht weit 
schweifig zu werden, ans knappe Andentnngen be 
schränken. Wir begegnen naturgemäß sehr vielen 
Namen, die uns schon beschäftigt haben, und es ist 
ein gutes Zeiche» für die Produktivität nuferer 
Heimatkünstler, -daß sie häufig z» Stift, Radier 
nadel und Xtupferplarte greisen, um Oiedanken, 
Empfindungen und Borstellnngen auszudrucken, zu 
deren Niederschrift das Material der Ölfarbe nicht 
geeignet ist. 
An die Spitze ist wohl Hans Slde zu stellen, 
dessen geistreich radierte Eharakterkövfe (Prof. 
Eucken, Elans Groth, Friedrich Nietzsche) starke 
Eindrücke vermitteln. Bon Fritz >loch sieht man 
eine Reihe von Zeichnungen, die im „Hessenland" 
bereits gelegentlich der Ausstellung zur Eröffnung 
der neuen Akademie gewürdigt worden sind viele
	        

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