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in seinem Werke: „Siedelung und Agrarwesen der
Westgermanen und Ostgermanen" (Bd. I. Berlin
1895) S. XI wörtlich sagt: „Die Hundertschaften
sind weder Geschlechter noch Heereskörper, sondern
Weidegenossenschaften von etwa 120 Familien
oder 1000 Seelen."
HeimalKunst und Großalmeröder Tellersprüche.
Von O. Kleim.
Es ist schon oft Klage geführt, daß das eigen
artige Gepräge einer Landschaft, wie es im Bau
stil, in Kleidung, in Sitte und Lebensgewohnheiten,
in Sprache, in Gebrauchsgegenständen und Hand
werkszeug zum Ausdruck kommt, in unsern Tagen
verschwunden ist. Aber konnten wir denn von der
Entwickelung des Verkehrs und der Industrie etwas
anderes erwarten?
Der tonangebende argentinische Architekt baut
heute in Buenos-Aires ähnlich wie sein Kollege in
Darum sollen wir liebevolles Verständnis für
Eigenart und Bodenständigkeit zeigen und nicht
mit unserer Allerweltsklugheit über Altfränkisches
und Bäuerisches witzeln und spotten. Hat der
Bauer dann nicht recht, wenn er seinen prächtigen
Fachwkrkbau verblecht und in städtischer Kleidung
verunglückte Kratzfüße versucht? Hätte uns nicht
so ein Allerweltsinternationalismus veranlaßt, die
heimatliche Eigenart zu verspotten, dann wäre
manches Untergegangene heut noch vorhanden.
1. Großalmeröder Küchengeschirr.
Hongkong, wenn beide zufällig die Charlottenburger
Hochschule besucht haben und wenig'stark entwickelte
Persönlichkeiten sind. Es kann vorkommen, daß
wir in Königsberg und Frankfurt zwei Anzüge
sehen, die sich vollkommen in Stoff, Muster und
Schnitt gleichen, wenn beide aus Berlin bezogen
sind. Ebenso ist es mit den Gebrauchsgegenständen
und dem Handwerkszeug. Während Sprache, Sitte
und Lebensgewohnheiten sich der Verflachung und
Einebnung erwehren, zahlen sie auch schon der
Neuzeit ihren Tribut. Solchen EntwickelungS-
vorgängen stehen wir ebenso machtlos wie Natur
ereignissen gegenüber. Und es mag gut sein, wenn
Todgeweihtes fällt. Aber sinn- und zwecklose Neue
rungen brauchen wir nicht zu ertragen. Es muß
nicht auf der ganzen Erde derselbe Baustil herrschen,
dasselbe Kleid getragen, vom selben Teller gegessen
werden.
Wer noch Heimatliches in Ehren hält, wird auch
seine Freude an diesen derben, roten Tellern des
ersten Bildes haben können, der wird an der Weiter
entwickelung mithelfen und mitarbeiten wollen.
Die kleineren Vasen des zweiten Bildes sind
ein Versuch eines Kasseler Künstlers, Rudolf
Jakob, der zur Zeit Zeichenlehrer in Holzminden
ist. Die größeren Henkelkrüge hat der Töpfer
meister Marzi aus Großalmerode selbst alten Vor
bildern nachgeformt. Nun mögen noch einige
Sprüche aus dem Spruchbuch seines Vaters Franz
folgen, das dieser auf seiner Wanderschaft in den
fünfziger und sechziger Jahren zusammengestellt hat.
Ob die fehlerhafte Orthographie dem Individuum
oder dem Handwerk eigen ist, läßt sich wohl heute
schwer sagen. Die eigenartigen Buchstabenformen
sind aber aus der Technik des Auftragens zu er
klären. Die Buchstaben werden nicht mit dem Pinsel