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worden. So oft ehemalige Schüler des- Homberger
Seminars in der alten Bergstadt ein Wiedersehen
feiern, wandern sie auch hinaus zu jenem stillen
Orte, der des Meisters sterbliche Hülle beschließt,
um einen Augenblick des treuen Lehrers und be
deutenden Mannes zu gedenken, der das war, was
jedem rechten Erzieher vorschwebt: ein in sich ge
schlossener, nach dem Höchsten strebender Mensch
voller Tatkraft und Güte, ein Charakter.
Iagdrechl und Zagdausübung
der Deutschordensherren zu Marburg im 17. Jahrhundert.
Von Walter Kürschner, Marburg.
(Schluß.)
VI.
Mancherlei enthalten die Akten auch über die
Jagdbeamten des Deutschen Hauses, wenn auch
nicht so viel als über die weit zahlreicheren fürst
lich e n, von denen eine Anzahl Oberforstmeister ge
nannt werden: 2 Rau v. Holzhausen, v. Minnigerode,
v. Meisenbug, ein Jägermeister v. Veickmar(Vechmar).
viel Oberförster, Förster, Waldmeister. Forstschreiber
und Windhetzer. Von Deutschordens-Beamten
werden gegen Ende des Jahrhunderts Oberförster
erwähnt, daneben Förster, Waldförster, Schneisen
förster,' reitende Förster, Jäger und Hühnerfänger.
Scharf wird zwischen dem Förster, auch Holzförster,
und dem Jäger, auch Weidmann genannt, unter
schieden; der erstere hat eigentlich nur die Pflege
des Waldes, der andere die Jagd. Besondere Vor
bildung für den Beruf wurde nicht verlangt, so
unterzeichnet z. B. ein neu angestellter reitender
Jäger seine Bestallungsurkunde mit seinem Namen
und dem Zusatz: „Bürger und Metzger alhier".
Von diesen Bestallungsurkunden sind noch eine
ganze Anzahl vorhanden, alle verschieden, denn
je nach Bedürfnis wurden neue Ansprüche darin
aufgenommen; oft ward ^jährliche Kündigung
verabredet. Alle diese Bestallungen enthalten zu
nächst eine Treueidformel, dann das Versprechen,
nichts zu veruntreuen, dann z. B. Forderungen
wie: Netze stricken und flicken, Hilfe beim Fisch
zug, Baumgärten des Deutschordens in Ordnung
halten, Hunde pflegen und dressieren, Schießbücher
führen, Jagdinventar, besonders Lappzeug durch
häufiges Umhängen vorm Stockigwerden schützen,
Feldschützendienste in Äckern und Gärten des
Deutschen Hauses, Scheuchen des Wildes von den
bestellten Äckern, Bewachen der Deutschordens-Brücke
bei Tag und Nacht (wenn der Mann draußen war,
mußte die Frau diesen Dienst versehen); Halten
eines scharfen Wachthundes, Aufwartung bei Tafel
und sogar Hilfe beim Viehhandel, beim Schlachten
und Kochen gehörten zu den Diensten dieser Beamten.
Auch die Frau Försterin war zu mancherlei Diensten
verpflichtet; im Sommer mußte sie 2 Tage in der
Woche mit den andern Weibern in den Gärten
und Feldern des Ordens arbeiten und bekam dafür
täglich 1 Laib Brot und das Gemüse.
Verschieden wie der Dienst ist auch die Be
soldung der Förster und Jäger. Der eine
erhält 18 Taler, wöchentlich 9 Laib Brot und
Fleisch „wie ein Reiterbursch", Schußgeld, 2 Mestep
Samen zu Licht, Feuerung, Stroh und Futter für
eine Kuh; der andere 1 Rock, 2 Paar Schuh und
1 Malter Korn; wieder ein anderer 10 Taler,
Schuß- und Fangprämien, freie Wohnung und
Feuerung, 8 Stück Korn und anderes Getreide
und darf, wenn er mehr Füchse fängt, als zu
einem Pelz jährlich nötig sind, die übrigen behalten.
Zu den Rechten der Jäger gehört u. a. das
Einsangen oder Erschießen wildernder Hunde, das
Abhalten von Haussuchungen, Garn oder Gewehre
von Wilddieben zu konfiszieren. Gegen Ende dieser
Periode bekommen die Jäger des Deutschordens
für sich und die sonst zur Jagd nötigen Personen
schriftliche Jagderlaubnisscheine, die vom Land
komtur oder vom Deutschordensvogt unterschrieben
und gesiegelt sind. Das kleine gefaltete Format
läßt darauf schließen, daß sie sie bei sich führen
mußten. Äuch die Kontrolle über die Jagd
ausübung der Jäger wurde zeitweise sehr streng
geübt, vor Weggang zur Jagd mußten sie sich
beim Trappeneischreiber oder Küchenmeister melden,
ebenso bei der Rückkehr, und genau angeben, wo
sie gejagt und was sie gefangen hatten. Später
müssen sie sogar täglich etwa 1 Seite lang schriftlich
berichten über Art, Ort und Erfolg ihrer Jagd.
VII.
Auch sonst enthalten die Akten noch mancherlei
Mitteilungen über die Waldwirtschaft des
Deutschordens und anderes. Daß der große Wald
besitz des Ordens fast nur aus Eichen und Buchen
bestand, daß den Wäldern viel häufiger als heute
sogenannte Vorhölzer, oft Birkenwäldchen, vor
gelagert waren, daß zahlreiche Hecken das Land
schaftsbild belebten und daß dies alles der Gegend
ein ganz anderes Gepräge gab, als sie heute zeigt,
habe ich schon früher gesagt. Die großen Eichen-