Zur Tausendjahrfeier in Kassel. Der
Kunstverein zu Kassel hat eine Kommission für
eine große und würdige Feier des tausendjährigen
Jubiläums der alten Hessenresidenz eingesetzt. Ihr
gehören u. a. Professor Knacksuß, die Museums
direktoren Böhlau und Gronau und Architekt Eubell
an. Geplant sind eine große Deutsche Kunstaus
stellung und die Errichtung eines Naturtheaters in
der Karlsaue nach dem Vorbilde der Deutschen Heimat
spiele in Potsdam. Eine Subvention durch die Stadt
steht zu erwarten.
Personalchronik. Prinz Alfred zu Asen-
burg und Büdingen in Büdingen, Oberst
leutnant ä la snite, ein Veteran der Feldzüge 1866
und 1870/71, vollendete am 31. Dezember das
70. Lebensjahr. — Oberlehrer Dr. tsieol. L ü b e ck -
Fulda wurde zum ord. Mitglied der byzantinischen
Gelehrtengesellschast in Athen ernannt. — Ihren
100. Geburtstag konnte am 29. Dezember Fuldas
älteste Einwohnerin, die Witwe des Rektors Hart
mann begehen, desgleichen einige Tage zuvor eine
Witwe Hohmann im nahen Dietershausen.
Todesfälle. Am 3. Dezember verstarb zu
Baltimore einer der ältesten und tüchtigsten dortigen
Ärzte, der 1840 zu Melsungen geborene Arzt
Dr. Ferdinand Reinhardt. Während des
1866 er Krieges war er Leiter des Königin Augusta-
Lazaretts in Berlin, ein Jahr später wanderte er
nach Amerika aus und war bis vor zwei Jahren
Hausarzt des Allgemeinen deutschen Greisenheims
in Baltimore. — Am 4. Dezember verschied 71 jährig
zu Evansville, Jnd., der einer hessischen Hugenotten-
samilie entstammende Arzt Dr. Moutonx. Er kam
schon als Zwanzigjähriger nach Amerika, machte den
Bürgerkrieg mit, war dann im südlichen Teil von
Indiana als Apotheker tätig, um sich später dem
ärztlichen Berus zu widmen. Die Bevölkerung von
drei Bezirken wählte den beliebten Arzt auch in
die Volksvertretung. — Ein alter kurhessischer
Offizier verschied am 26.Dezember in dem 84jährigen
Generalmajor z. D. Karl v. Lengerke. Der
Verstorbene war 1866 Hauptmann und Kompagnie
chef im früheren Kurh. Leibgarde-Regiment und
wurde gleich seinem Bruder Ferdinand in diesem
Jahre in das Jns.-Reg. Nr. 80 versetzt. Er wurde
1870 Major, 1871 Kommandeur des 1 Bat. im
Füsilierregiment v. Gersdorff, 1876 Oberstleutnant,
1880 Oberst, 1881 Kommandeur des Ostfriesischen
Jns.-Reg. Nr. 78. Er hat an den Feldzügen 1849,
1866 und 1870/71 teilgenommen und war mit
dem Eisernen Kreuz erster und zweiter Klasse aus
gezeichnet worden. Seit seiner 1883 erfolgten
Pensionierung wohnte er in Hanau.
Aus Marburg. Am 16. Januar beging die
Holz.hauersche Fabrik chirurgischer Instrumente
ihr 150 jähriges Bestehen, aus welchem Anlaß ihr
die Bezeichnung Universitäts - Jnstrumentensabrik
verliehen wnrde.
Literarisches.
Das eddische Mysterium „Hamarsheimt" (Die Heim
kunft des Hammers) von Karl Engelhard kommt am
29; Februar im großen Festsaal des Brüdervereins in
Berlin (Kurfürstenstraße) durch den Werdandi-Bund erst
malig zur Aufführung.
■VH»-
Sprechsaal.
Die Leser des hübschen „Idylls von Birstein" („Hessen
land" 1911, Nr. 23 und 24) dürften folgende Personalien
interessieren:
Charlotte Auguste Wilhelmine Gräfin zu Erbach-
Fürstenau, geb. 1777, vermählt 1795 mit dem Fürsten
Karl zu Isenburg und Büdingen in Birstein (t 1820)
war eine ganz hervorragende Frau. Als Regentin für
ihren abwesenden Gemahl und später als Beraterin ihres
Sohnes, des Fürsten Wolfgang Ernst III. (geb. 1798,
t 1866), hat sie sehr viel für die Sanierung des Hauses,
das infolge der französischen Zeit schwer gelitten hatte,
getan. Fürstin Charlotte starb 1846. Nach ihr ist der
in dem „Idyll" beschriebene Berg mit der schönen Aus
sicht „Charlottenfels" benannt.
Ihre Tochter Prinzessin Victoria Charlotte Françoise
Luise, geb. 1796, starb schon 1827 unvermählt.
Gräfin A u g u st e Karoline zu Isenburg und Büdingen
in Wächtersbach, meine Großtante, geb. 1796, starb eben
falls unvermählt am 9. November 1858 nach kurzer Krank
heit. Ich erinnere mich ihrer noch sehr gut. Sie hatte
als alte Frau noch schöne Gesichtszüge und eine schlanke
Gestalt. Sie trug bis zu ihrem Tode noch Kleider nach
der Mode der zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts und
ebenso ihre Frisur, was in der Krinolinenzeit sehr ausfiel.
Sie war eine eifrige Jägerin. Der schönste Zwölfender
der hiesigen Geweihsammlung wurde von ihr im Jahre
1857 erlegt.
Wächtersbach. Friedrich Wilhelm
Fürst zu Isenburg und Büdingen.
In dem Referat über den Vortrag des Prof. Busch:
„Bismarck und K u r h e s s e n" in voriger Nummer des
„Hessenland" wird das „Gerücht" eines Angebotes des
darmstädt. Oberhessens an den Kurfürsten erwähnt und
als „gewiß irrig" bezeichnet. Dem gegenüber sei auf die
Denkschrift des Kurfürsten vom Jahre 1868 verwiesen, wo
es S. 49 über die Unterredung des preußischen Gesandten
v. Röder mit dem Kurfürsten am Mittag des 15. Juni
1866 u. a. heißt: „Der Gesandte ging nunmehr einen
Schritt weiter, indem er aussprach daß die Königliche
Regierung für den Fall der Annahme des Bündnisses auch
den Wiedererwerb der früher vonKurhessen
getrennten und an Hessen-Darm st adt gekom
menen Oberhessischen Ämter in Aussicht stelle.
Eine solche Offerte lehnte Se. Kgl. Hoheit auf das
Entschiedenste ab. Diese Gebietsteile seien einer anderen