vom 1. August 1574 rühmt der Gelehrte seinen
Schüler:
„est enim egregius hic iuvenis, quod cel
situdini vestrae confirmare possum, modestus,
humanus, rerum quoque bene intelligens ac
bono iudicio preditus, studiosus et valde
eruditus, quique in moribus non patrium
ingenium, sed Germanicam gravitatem suavi
tate quadam conditam et temperatam habeat.“
Am 2. Oktober 1574 traf Philipp Wilhelm
mit seinem Hofmeister zu längerem Studium in
Genf bei dem berühmten Nechtsgelehrten Franz
Hotomann ein, der ebenfalls im verhängnis
vollen Jahre 1572 Frankreich mit Verlust feiner
Bibliothek hatte verlassen müssen. Dieser erste
Genfer Aufenthalt kann nicht sehr lange gewährt
haben, denn im folgenden Sommer, im August
1575, kehrt „Cornbergius", wie er vielfach in
den Briefen an den Landgrafen genannt wird,
mit Georg Witzel von Tübingen nach Genf zurück.
Damals hatten die beiden Institutionen und
Pandekten gehört, der Cornberger beschäftigte fich
fleißig mit der griechischen Sprache und dem
Hebräischen, und für eine geplante Reise nach
Italien lernten sie eifrig Italienisch. Das Quartan
fieber aber, das Landgraf Wilhelms Sohn ver
folgte und ihm im Frühling und Sommer 1576
besonders zusetzte, vereitelte vorläufig den Reise
plan. Landgraf Wilhelm riet zum Aufschub der
Reise auf den Herbst und ersuchte Hotomann,
sich zu erkundigen, ob Padua oder Bologna für
die Studenten als Aufenthalt geeigneter sei. In
Italien war aber die Pest ausgebrochen, und in
Frankreich, das für die erwünschte Luftveränderung
auch in Frage kam, tobte der Krieg.
Ein Stück eines von Hotomann am 16. Juni
1576 an Wilhelm IV geschriebenen Briefes
mag hier seinen Platz finden:
„Quantunrad Cornbergium attinet, certum
est adolescentem esse omnium, quos in vita
vidi et novi, modestissimum. Ita studiosus
est pietatis et religionis, ut etiam ministris
verbi divini exemplo esse possit. Sed cum
quartana non omni ex parte liberatus sit,
cum tanta pestis in Italia grassetur, ut aditus
exitusque omnes interclusi sint, cogitur volens
nolens illam profectionem aliud in tempus
differre: qua de re quotidiens confabulari
cum vicanis solemus .
Mit Einverständnis Hotomanns und nachträglich
eingeholter Erlaubnis des Landgrafen verließen
endlich die beiden am 4. September Genf und 5
5 ) Staatsarchiv Marburg, Abt. Frankreich (Briefwechsel
zwischen Landgraf Wilhelm und Hotomann).
kamen am 10. September in Basel an. wo fie
einstweilen bis zum Abflauen der Pest in Italien
bleiben wollten. Der Vorschlag des Landgrafen,
sein Sohn möchte, falls er fähig zu der weiten
Reise sei, lieber zur völligen Wiederherstellung
nach Kassel kommen, wo er weit bester verpflegt
werden könne, kam schließlich zur Ausführung.
Am 30. November konnte der Cornberger auf
der Durchreise nach Kassel in Straßburg persönlich
einen Brief seines alten Lehrers Giphanius an
Landgraf Wilhelm in Empfang nehmen?)'
Für die italienische Reise ersah der Landgraf als
Gefährten seines Sohnes Wilhelm R odingus*),
der sich schon im Sommer 1577 in Padua auf
gehalten hatte und sich im September in Heidel
berg befand. Mit ihm zog denn Philipp Wilhelm
im Dezember 1577 gen Süden. Am 30. Dezember
kamen sie in Nürnberg an, wo sie vom Rate
traktiert wurden, und reisten dann weiter über
die Alpen ihrem Ziele entgegen., „Miram nivis
et montium altitudinem superavimus“ schreibt
Nodingus am 25. Januar 1578 von Padua aus.
Auch ein kleines Abenteuer, das leicht hätte ver
hängnisvoll werden können, erlebten sie in der Nähe
von Innsbruck, wo Roding sich bei einem Sturze
vom Pferd in den Schneemaffen stark am linken
Arme verletzte:
„ ut me et equum conservarem et ex nivibus
liberarem, mea sponte prope Enispontum
praecipitatus sum et ab equo delapsus, quo
casu sinistrum brachium nonnihil laesi, cae
tera aliquando meminisse iuvabit. . .* 8 )
Vom 14. Januar ab rasteten sie zwei Tage in
Venedig, kurz darauf kamen sie in Padua an,
wo Dr. Wolfgang Zundelinus die Stelle des
Mentors auf dem Gebiete der Wistenschasten über
nahm. Dessen erster Bericht nach Kastei erfolgte"
schon am 25. Januar 1578; er schreibt, seine
beiden Klienten schienen ihm beide sehr begabt zu
sein, besonders Philipp Wilhelm sei „nihil humile
cogitans aut vulgare“. Philipp Wilhelm aber
verspürte keine Lust, sich gleich wieder hinter die
°) Mollat a. a. O.
7 ) Wilhelm Rodingus, geb. 1549 als Sohn des späteren
Professors der Theologie Nikolaus R. zu Marburg, vr. jor.,
zuerst kurpfälz., dann hessischer Rat, 1570—1576 Lehrer
am Marburger Pädagogium (nach Strieder), seit 1579 V. 1.
Assessor und Diener in der Kanzlei zu Kaffe!. seit 1581
1. 1. Rat in Kassel, 1586 in Worms, 1592 in Amberg,
seit 1601 IX. 1. Rat und Diener in der Kanzlei zu Kaffel
(Staatsarchiv Marburg, Bestallungen), t 1603 iy Kaffel,
begr. IX. 21., verm. 1580 VIII. 15. mit Katharina, Tochter
des t Kasseler Stadtschreibers Mag. Josephus Lorichius
(Kasseler Kirchenbücher).
*) Aus einem Briefe Rodings an den heff. Seeretarius
Heinrich Zolner zu Kaffel, d. d. Padua 1578 I. 25.