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i c h dich ofs Maul, däß ofleeft bie e Brotwüscht
eni Fättpännche, ich well d’r schond de Motz
leiste (Dir sind wohl die Hände zu früh heraus
gewickelt saus deu Windeln) worden. Lieber Freund,
dann schmeiß ich dich auss Maul, daß es aufläuft
wie eine Bratwurst im Fettpsänncheu. ich will dir
schon den Mutz s— Schwanz) lüften).
Und NUN: Hä äschte Schlag eß in Däler
wüt. See heiwe sich, daß die Le'is von"en löse.
Bär do net fest eß, däm kann licht d’s Gemit
en die Knieskähl geretsche (Der erste Schlag
ist einen Taler wert. Sie hauen sich, daß die Läuse
von ihnen lausen. Wer da nicht fest ist, dem kann
leicht das Gemüt in die Kniekehle rutschen). Mancher
kemmt do zu'-nem Bockei voll Schlej bie die
Mäd zum Kend (Mancher kommt da zu einem
Buckel voll Schlüge wie die Magd zum Kind),
bannte net schwing die Blatt botzt (wenn er
nicht geschwind die Platte putzt s— davonläuft)).
Aber nicht nur die robuste Grobheit ist Trumpf
im Verkehr untereinander, oft kommt es auch zu
allerlei Und—lichen Späßen. Fährt da einer
vorbei, necken ihn seine Freunde- Bauer haa still
— d’s Rad gett rem ( de Gaul höt sich
en Schwanz geträre, .. d’s Pferd sch. ßt,
. höst Holz om Rad) (Bauer halte still — das
Rad geht herum, der Gaul hat sich in den Schwa uz
getreten, . das Pferd sch. ßt, . . hast Holz am
Rad). Andere rufen dem harmlos Vorbeigehenden
zu: Bas machst^e da, du stellst che als ee Bee
verseil ahner (Was machst du denn, du stellst ja
als (immer) ein Bein vors andere). In kritischen
Lebenslagen heißt's wohl gar ebenso süß als falsch
Ich haal bei d’r on schlo of dich (Ich Halte bei
dir und schlage auf dich).
Bei solchen „schlechten Witzen" kann man sich
aber leicht d's Maul verbränn on kann ens
Katzenäppche geträre (das Maul verbrennen und
kann ins Katzennäpschen treten). Ackch gilt für
dieses Wortgeplänkel die Regel: Bär äusgett,
muß öch ennamme (Wer ausgibt, muß auch ein-
nehmen l— Wer andere neckt, muß sich gefallen
lassen, daß er bei der Fopperei doppelt hergenommen
wird)). (Fortsetzung folgt.)
An meine Laute.
Du meine Laute, geschmückt mit Bändern bunt
Bon meiner Liebsten: lvie oft in Nächten alleine
Tat ich dir all' meine heimlichsten Schmerzen kund —
Lieberes weih ich nicht: als dich — und die Eine!
Einsam bin ich auch nicht! Eines der Bänder spricht
Deutlich mir's zu aus seidengestickten Worten
Wunderbar öffnet sich, sing ich und spiel ich, voll Licht
Ein hohes Gemach mir mit rosenumwundenen Pforten.
Muht ihre Seele mir sein, da sie fern von mir weilt —
Wahrlich, und b i st mir's auch, treues Gespiel der Eaiten:
Leicht bei dir, wie sonst ihr am Herzen, mir heilt
Wunde aus Wunde, erlitten im Pflichttag-Etreiten!
B a l d e r s h a g.
Und im Thron, dessen Lehne Bild um Bildnis trägt
Von mancher tiefen gebetheißen Sehnsuchtsfeier,
Göttin, lauschest du mir Deine Hand aber schlägt
Vor der Welt um den Lautenspieler deinen Sternenschleier.
Karl Engelhard.
Vom Mondschen Haus in Kassel.
Bon Rud. H. Eber th.
Eine Giebelverzieruug aus der gotischen Baukunst
zeigen wir unseren Lesern im Bilde. Die Ausnahme
entstammt der Altstadt Kassels, es ist das bekannte
Mondsche Haus an der südöstlichen Ecke der Markt
gasse und des Grabens.
Einst zierte die Einbildungskraft unseres Volkes
Gebäude und Geräte mit seltsamen Gestalten, darunter
Drachen nicht die letzte Stelle einnahmen. Kaum
gibt es einen Kunstbau aus der romanischen Bauzeit,
an dem sie nicht zu finden wären, und an Geräten,
namentlich Leuchtern, aus jener Zeit sieht mack sie
ebenso oft.
In der gotischen Kunst treten diese Gestalten
zurück, doch ganz vergessen sind sie nicht, das beweist
der hier abgebildete aus Holz geschnitzte Drache.
Das Haus, von dem aus sie, von den meisten un
beachtet, über 400 Jahre in eine der belebtesten
Gassen Kassels hinabsehen, ist ein großer Fachwerks
bau von sieben Stockwerken, den Giebel mit ein
gerechnet. Sein alter Eingang nicht nur, sondern
auch die beiden unteren Stockwerke sind durch Neue
rungen ersetzt, und das Balkenwerk ist mit einer
Kalkkruste überzogen. In diesem Haus, das unter
Landgraf Wilhelm IV. den Erben des Hansegreben
Gerhard von Linz gehörte, wurde der am 11. De
zember 1909 zu London verschiedene Ehrendoktor der
Heidelberger Universität, der Chemiker Ludwig Mond
geboren, der in England zu großem Vermögen gelangt
war und seiner Vaterstadt Kaflel eine halbe Million
zu wohltätigen Zwecken sowie der Kasteler Galerie