Aus demselben Jahre, 4. November 1635 20 ),
ist noch ein Schreiben vorhanden, das uns einen
tiefen Einblick in das damalige Elend zu Frankenau
gibt. Im Namen der Gemeinde richtet Thomas
Knelius Ludim an Präsident, Vizekanzler und
Räte eine Eingabe folgenden Inhaltes: Nachdem
ihnen geboten worden sei, am 5. November zwei
von sich nach Marburg zu entsenden, teilt er mit,
daß sie dem nicht nachkommen könnten, da die
böse Seuche der Pestilenz noch stark bei ihnen
grassiere, so daß ein Teil von ihnen entwichen,
ein Teil verstorben, und ein Teil das Unglück
noch in den Häusern hätte. Was sonst die
Schatzung anlange, so seien sie gesonnen, „ehistes
Tages", was sie aufbringen könnten, zu liefern.
Am 2. Oktober 1637 2 richten Bürgermeister,
Rat und Gemeine zu Frankenau folgende Eingabe
an den hessischen Sekretär Stippius zu Marburg:
Sie bitten um Fürsprache, daß ihnen von den
Hanauischen Geldern 22 ) ihr Anteil, 165 Taler,
wovon sie bereits 100 bezahlt haben, etwas nach
gelassen werde, da sie unmöglich alles zahlen
könnten „nicht allein dahero, weil das Stetlein
in grundt verderbt, diß jähr aber (der vorigen
zue geschweigen), etzliche mahl rein ausgeplündert,
die Teilte darin ihres vihes und was sie sonsten
gehabt, daran sie ihre Rechnung und nothheller
Helten haben und nehmen sollen, beraubt worden,
sondern auch, weil die obrigkeit oder beampten
daselbsten bey den meisten, deren an der Zahl
— 54 sind — und 2816 st. verschätzen sollten,
wie beyliggend zu ersehen 2 ^, nichts bekommen
können, dan ihre viel ins elend gezogen, viele ge
storben und arme weisen hinderlassen, die meisten
verdorben und nichts zu bezahlen haben, für eins.
80 ) Staatsarchiv Marburg. Ortsrepositur Frankenau.
*') Staatsarchiv Marburg. Ortsrepositur Frankenau.
Faszikel: 30 jähriger Krieg.
88 ) Es handelt sich um die Brandschatzungs- und Pro
viantgelder, die bei der Entsetzung von Hanau von
Frankenberg gezahlt werden mußten. Aus einigen Akten
von 1652 geht hervor daß wegen dieser Gelder damals
noch ein Streit zwischen Frankenau und Frankenberg be
stand. Es wird dabei erwähnt, daß die Stadt Frankenau
bei vorfallenden Kriegs- und anderen Anlagen ihr Quotum
bei Frankenberg lieferte, welches anfangs ein Fünftel, dann
wegen der schlechten Lage Frankenaus ein Siebentel be
tragen habe. Das Städtlein Frankenau habe, weil es
ein offener Ort allzeit gewesen sei, viel vor anderen Orten
herhalten müssen.
83 ) Bei der Eingabe fehlt diese Beilage. Aber es ist
noch ein Papierzettel aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts
vorhanden, der wahrscheinlich diese Liste darstellt. (Staats-
Fürs ander, weiln die stat Franckenbergh, die in
ihrem störe und esse verblieben, uns hart damit
drücket und beschwert, da wir den fünften theil
mit ihr in allen aus- und zulagen tragen müssen,
welches doch Widder alle billigkeit geschicht, als ist
ferner unser bitt und begehren, an E. F. G. und
Heiligkeit, sie wölle ihnen den Franckenbergern
ahnbefehlen, uns nach der von fürstl. regierung
hiebevor selbst gemachter ordnung und also beym
achten oder zum wenigsten siebenden theil geruhig
bleiben zu lassen und zu weitern nicht zu zwingen,
auf daß wir von ihnen als unsen benachbarten
nicht gar verderbt und vertrieben werden."
Archiv Marburg. Ortsrepositur Frankenberg.) Dieser
Zettel lautet (Ohne Datum.)
„Berzeichnus derer, so zu Frankenauwe in kurz verschienen
jähren in Pestzeiten verstorben, auch durch das kriegswesen
verdorben, dannen hiro dan nachgesetzte summa, so selbige
in schatzungen und allen andern contributiones und zulagen
Verhalten haben, bey denen nicht mehr zu finden auch ganz
und gar keine mittel zu bezahlen haben können." 68 Gulden
Cunrad Barba 72 Gulden Andreas Schurzs Kinder,
96 Gulden Becker Marcha, 47 Gulden Han Jägers Kin
der, 41 Gulden Henrich Caspar 15 Gulden Hartmann
Sack, 49 Gulden Johannes Ehmanns Wittib, 53 Gulden
Johannes Sengers Kinder, 114 Gulden Jacob Reisen
Wittib, 10 Gulden Johenchen Schillings Kinder, 49 Gulden
Johann Schnabel Wittib 39 Gulden Johannes Schar
schmidts Kinder, 64 Gulden Johannes Ruhweidel 86nior,
54 Gulden Johannes Langendorfs Kinder, 56 Gulden
Johannes Schefers Kinder 83 Gulden Barthel Scherer,
57 Gulden Curt Bornschier 77 Gulden Conrad Becker,
77 Gulden Clas Ruweidels Wittib, 200 Gulden Cunrad
Schefer dörren Kinder, 44 Gulden Cunrad Kilian, 105
Gulden Johannes Schefer Jonas Kinder, 51 Gulden Elias
Battenfeldt, 69 Gulden Henrich Schellbergs Kinder, 38
Henchen Diderichs Kinder, 213 Gulden Cunrad Schefers
Kinder, 38 Gulden Hermann Schefers Kinder, 55 Gulden
Johennchen Schuechhens Kinder, 15 Gulden Hans Bischofs
Wittib, 137 Gulden Jacob Dell. 79 Gulden Jobannes
Jungermann, 51 Gulden Japhet Schönher, 64 Gulden
David Landauer, 15 Gulden Peter Schulz Wittib, 78
Gulden Peter Knehlings Kinder, 20 Gulden Thomas
Dens Wittib, 23 Gulden Peter Pfarr, 20 Gulden Ema-
nuel Lucze, 16 Gulden Thomas Dens Kinder, 8 Gulden
Johannes Reiß, 50 Gulden Werner Schellberg, 39 Gulden
Hans Hesselbeins Kinder, 40 Gulden Henne Schefers Wittib,
12 Gulden Volpert Schreibers Wittib, 15 Gulden Philipp
Gaull, 63 Gulden Cunrad Hesselbeins Wittib, 144 Gulden
Cunrad Schefers 86n. Kinder, 13 Gulden Hans Schehrers
Kinder, 15 Gulden Henn Simpelshausen Wittib, 20 Gul
den Diederich Schmahl, 21 Gulden.Henchen Gaulls Kinder,
50 Gulden Johann Mebis, 50 Gulden Hans Ruweidels
Kinder, 10 Gulden Lorenz Schehrer der alte Schulmeister,
60 Gulden Johannes Gumpell.
Berichtigung aus Heft 15, Seite 215, 1. Spalte,
Zeile 11 von unten: „Türme" anstatt „Türen"
(Fortsetzung folgt.)