Der Rückzug der Franzosen nach der 'Schlacht bei Leipzig
und die -Schlacht bei Hanau.
Nach mündlichen Mitteilungen von Zeitgenossen und sonstigen Quellen*
versaßt von Friedrich Wilhelm Schmidt.
Einer der denkwürdigsten Tage, den die Ge
schichte aufzuweisen hat, ist unbestreitbar der 18.Ok
tober 1813. An diesem jetzt nahezu 100 Jahre
hinter uns liegenden Tag wurde mit der Niederlage
Napoleons die große Völkerschlacht bei Leipzig ent
schieden, damit aber auch einer Fremdherr
schaft das Ende bereitet, die wie ein schweres
Joch auf dem deutschen Volke all zu lang schon
gelastet hatte.
Die gedachte Schlacht begann am 16. und endete
am 19. Oktober. Napoleon konnte sich nur durch
*) 1. Schlacht bei Hanau. Hanau 1814, bei Kittsteiner.
2. Kohlrausch, Freiheitskriege. Elberfeld 1818, bei
Büschke.
3. Zimmermann, Befreiungskriege. Leipzig, bei Rieger.
4. Beitzke, Geschichte d. Freiheitskriege. Leipzig, bei Denker.
5. Dörr, Schlacht bei Hanau. Kaste! 1851, bei Krieger.
6. Heilmann, Feldzug von 1813. München, bei Defchler.
7. Emme!, Schlacht bei Hanau. Hanau 1863, bei König.
8. PflUgk'Hartung, Geschichte d. Freiheitskriege. Berlin
(Patria-Berlag)
9. v. Colomb, Tagebuch (1813 und 1814) Berlin, bei
Mittler & Sohn.
10. I. v. Grabow-ki, Erinnerungen eines Ordonnanz-
Offiziers. Berlin, bei Siegmund, 1910.
einen Rückzug nach dem Rhein retten, und es bot
sich hierzu nur noch der Weg über Lindenau,
Lützen, Weißenfels rc. dar.
Schon am Abend des ersten Schlachttages, als
die schwere Niederlage seines Marschalls Marmont
bei Möckern Napoleon mitgeteilt wurde, konnte
ihm das äußerst Mißliche seiner Lage nicht mehr
zweifelhaft sein. Er befolgte aber dennoch nicht den
Rat seiner bewährten Generäle, alsbald den Rück
zug anzutreten, sondern hoffte auf einem andern
Weg sich aus seiner Übeln Lage herauswinden zu
können, und zwar dadurch, daß er jetzt noch fried
liche Abmachungen mit seinen Gegnern anbahne.
Dieser verwunderliche Gedanke war bei Napoleon
offenbar durch die kurz vorher erfolgte Gefangen
nahme des österreichischen Generals Grafen v. Meer-
veldt zur Reife gekommen. Er wollte diesen ihm aus
früheren Zeiten wohlbekannten General freigeben
und ihn zur Überbringung bezüglicher Vorschläge
an seinen auf dem Schlachtfeld anwesenden Schwie
gervater, den Kaiser von Österreich, veranlaffen.
Rasch zur Tat schreitend ließ Napoleon den ge
dachten General in sein Zelt bescheiden, an seinem