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Xsas wilhelrrrshöher Riesenschlotz und Sie ^tzerkulesstatue
und ihre Erbauer.
Von C. Neuber, Kassel.
(Fortsetzung.)
ält man nun die Archiv-Rechnungen und die
Küperschen Familien-Papiere neben einander,
so bleibt zwar, daß Ant hont die Hauptperson
bei Versertignng der Herkules-Statue, der eigent
liche Verfertiger (faiseur) gewesen ist, es ergiebt
sich aber weiter, daß Kuper einen nicht ge
ringen Antheil dabei gehabt hat, da er sonst
bei den damaligen strengen Zunstvorschriften nicht
gewagt hätte, vom Landesherrn die Entbindung
von Anfertigung des vorgeschriebenen Meisterstücks
mit Rücksicht auf seine Arbeit am Herkules nach
zusuchen, und bei gegentheiliger Sachlage der
Landesherr gewiß nicht zu seinen Gunsten ein
gegriffen haben würde. Daß er trotzdem nickst
in den Archiv-Rechnungen genannt ist. muß wohl
aus der allgemein bekannten Thatsache erklärt
werden, daß die Handwerksmeister in ihren Rech
nungen , seien diese für Privatpersonen oder für
Gesellschaften, Behörden u. dergl., niemals die
Namen ihrer Gesellen, auch wenn solche noch so
tüchtig, aufführen, sondern höchstens angeben:
2 oder 3 Gesellen-Tage u. dergl. Und Küper
war damals noch Geselle. Andererseits wird
Anthoni nirgends als Meister bezeichnet. Aber
er war Goldschmied, und wie er aus der
gedachten Platte angegeben, gebürtig aus Augs
burg, welche freie Reichsstadt jahrhundertelang
berühmt war durch ihre blühenden Gewerbe,
namentlich die Goldschmiedekunst *), die ein solches
Ansehen genoß, daß den Goldschmieden oder, wie
sie später heißen, Juwelieren in ihren bürgerlichen
Verhältnissen eine höhere Stellung eingeräumt
wurde. Nach einer Polizeiordnung von 1735,
-zunächst eine Luxusordnung, welche „der Hossarth"
in Bezug aus die Kleidung zu Leibe rückte,
daneben aber eine Rangordnung, waren die Ein
wohner in fünf Klassen eingeteilt^):
1. die Patrizier nebst den Kaufleuten mit den
bürgerlichen Kapitäns und Solche vom ge
lehrten Stand;
’) Paul n. Stetten: Beschreibung der Reichsstadt Augs
burg (Augsburg 1788), S. 124; Lorenz Werner: Ge
schichte der Stadt Augsburg (Augsburg 1900). S. 321,
347. Der Name Anthoni kommt daselbst nicht vor.
") Werner, S. 338.
2. die bürgerlichen Lieutenants nebst Raths-
Gerichtsprokuratoren ;
3. die Rathsdiener, Schreiber, Goldschmiede,
Maler, Kupferstecher und Glockengießer;
4. die Handwerksmeister, Kramer, sowie vor
nehmer Familien Dienstboten;
5. Alle, die keine Handwerker, wie die Lohn-
kutscher, Fuhrleute und Tagelöhner.
Wenn diese Ordnung auch aus einer späteren
Zeit datiert als der hier in Rede stehende Fall,
so kann doch aus dieselbe Bezug genommen
werden, weil sie gewiß nichts neues einführte,
sondern nur längst bestehende Verhältnisse sank-
i tiouierte.
Nach den von dem dahingeschiedenen Dr. Grote-
send angestellten unb in der Zeitschrift „Hessen
land" (Jahrgang 1900, Nr. 17, S. 218 fg.)
niedergelegten Erhebungen liegt über Anthoni
eine ausführliche Mitteilung des Bibliothekars
Dr. Kueß an der Königlichen Kreis- und Stadt
bibliothek zu Augsburg vor, auf deren Wieder
gabe wir hier verweisen.
Wo sich Anthoni, der danach um 1675 als
Sprößling einer alten Goldschmiedesamilie in
Augsburg geboren ist, zunächst niedergelassen, hat
bis jetzt nicht ermittelt werden können. Infolge
der Bezeichnung in der Archiv-Rechnung 1713/14:
„Goldschmidt Anthoni von Berlin" ist auch dort
und zwar sowohl beim Königlichen Hausarchiv
i zu Charlottenburg, als auch beim Königlichen
Geh. Staatsarchiv. und beim Stadtarchiv in
Berlin wegen etwaiger Nachrichten über ihn an
gefragt worden. Alle drei haben, ersteres etwas
kurz, die beiden letzteren mehr ausführlich und
unter Bezugnahme auf ein sehr fleißig mit Be
nutzung aller dortigen Quellen gearbeitetes Werk:
„Die Berliner Goldschmiedezunft von ihrem Ent
stehen bis 1800" von Friedrich Sarre, Berlin
1895, und anderer Bücher, in denen nirgends des
Anthoni gedacht werde, mit Nichtwissen geant
wortet.
Das Königliche Geheime Staatsarchiv zu Berlin
verwies auch auf den Obermeister der Gold-
schmiede-Jnnnng dortselbst, Namens Roßbach,
und aus einen an diesen gerichteten Brief ging