unterm 16. Januar 1787 mitteilt, in den !
Besitz des Königs Ferdinand III. von Neapel !
und Sieilieu (reg. 1759—1825), welcher die
selben dem Museo Borbonico (jetzt Museo
Nazionale) zu Neapel einverleibte, woselbst sie
sich noch im Hauptsaale des Erdgeschosses be-
findeu.
Ursprünglich sollte, einer bekannten Erzählung
zufolge, die Herkules-Statue auf der Pyramide
des Oktogons von Stein sein, und war mit der
Bearbeitung eines riesigen Sandsteinblocks in
den Steinbrüchen zwischen Balhorn und Martin-
hagen begonnen worden, da wurde wegen Schwierig
keit der Fortschaffung dieser Plan wieder aus
gegeben. I Ob sich aus diese Arbeiten oder auf
die früheren aus der Zeit der Herbeischaffung
der Steine zum Oktogon und den Kaskaden die
im Archiv vorkommende Zahlungsanweisung von
6 Thalern zur Verpflegung eines im Steinbruche
gefallenen Arbeiters, Namens Christoffel Meiler,
vom 9. Februar 1717 bezieht, muß dahin gestellt
bleiben. Auch wurde eingewandt, daß zu einem
so schweren Bildwerke von Stein der Untergrund
nicht stark genug gewesen wäre, da zwar zu den
Treppenstufen und den Kaskaden Sandstein, da
gegen zu dem Grottenwerke und dem Riesenschlosse
Basalttuff, welcher an der Oberfläche der Ver
witterung ausgesetzt ist, verwandt worden war.
Nunmehr wurde die Herkules-Statue aus Metall
hergestellt und zwar aus Kupfer getrieben,
31 Fuß — 9'/2 Meter hoch und von solchem
Umfange, daß in der Keule 6 bis 8 Personen
sitzen können. In den Geschichtsbüchern von
Hessen überhaupt und von Kassel und Umgegend
im besonderen ist ziemlich übereinstimmend gesagt
und zwar mit Bestimmtheit, daß der Hof-
Kupferschmied Otto Philipp Küper
von Kassel dies gethan, und zwar u. a. auch
von Rommel, Piderit, Münscher und Hoffmeister,
denen doch die Urkunden im Archive zu Gebote
standen.
Da wollte es der Zufall, daß bei den im
Jahre 1900 an der Pyramide und an dem
Herkules vorgenommenen Renovierungs-Arbeiten
oben im Kopfe unter den Haaren des Stand
bildes eine kupferne mit Nieten befestigte kreis
runde, 12 Centimeter im Durchmesser haltende
Platte entdeckt wurde, welche die Inschrift trug:
Carolus Landgr. Z. H. Hat Dieses Bild Machen
Lassen Durch Joh Jacob Anthoni. Ein
Goldschmid. Gebürtig Aus Augspurg. Ist
y Geschichte der Regenten von Hessen-Kassel (Kassel
1882) — Verfasser nicht genannt —, S. 138.
Angefangen Anno 1714 Und Fertig Worden
Anno 1717 D. 30. Nov. U
Angesichts dieser Inschrift sollte aber doch nicht
gleich der heimische Künstler fallen gelassen, viel
mehr auf Grund der später zu besprechenden
Urkunden im Besitze der Nachkommen desselben
— der bisherige Hof-Kupferschmiedemeister, jetzt
Privatmann Friedrich Francke dahier, wohnhaft
Schloßplatz Nr. 3, ist sein Urgroßenkel — die
Ehrenrettung versucht werden, selbst ans die Ge
fahr hin, hämische Bemerkungen zu veranlassen.
Um indessen der Sache auf den Grund zu kommen,
muß man zu dem allen wohlbekannten Landgrafen
schlosse zu Marburg an der Lahn emporsteigen
und sich in das dort befindliche Königliche Staats
archiv begeben. In dem Bündel: Akten über
Ban des Riesenschlosses mit Kaskaden und Herkules-
Statue 1700—1717, von denen die ersteren
bereits besprochen sind, befinden sich vom Jahre
1714 bis' zum Jahre 1716 mehrere besondere
Rechnungen und außerdem eine Reihe von Posten
in den jedesmal für ein Jahr aufgestellten
„Specificationen derer beym Winter - Kasten-
Grotten-Werk ao ... aufgewendeten Bau-Kosten"
lautend: für den Gvldschm i dt Anthoni, ein
mal, merkwürdigerweise die zweite Rechnung
(ebenso wie die erste aufgestellt in 1713 und be
zahlt in 1714): für den Goldschmidt An
thoni von Berliit, eine Rechnung von 1715
zur Veränderung: dem Kupfer treibe r An
thoni geliefert, abgelauget u. dgl.:
a. verschiedene Metalle von herrschaftlichen
Werken, nämlich Eisen von der Eisenhütte
bei Holzhausen (bzw. bei Veckerhagen),
Kupfer vom Kupferhammer und vom Richels
dorfer Werk, Messing vom Messinghof 2 );
b) verschiedene Werkzeuge, z. B.: Ambosse,
Sperrhaken, sonstige Gerätschaften, Nägel
u. dgl.;
c) andere Sachen zur Vornahme der Arbeit,
wie große Quantitäten Kohle, Borar;
ferner eine Rechnung vom April 1714 über
Reife- und Zehrungskosten dem Gold
schmidt Anthoni w. Werkstücks zur großen
8tatue und diesen letzteren Zusatz bei sehr
vielen Posten, zweimal auch zum Kopf der
großen Statue, schon 1714 und 1715.
y Vergl. Beschreibung und Abbildung „Hessenland".
XIV. Jahrg., S. 218.
s ) Kupferhammer und Messiughof sind erst vom Land
grafen Karl angelegt (1680), Eisenhütte und Richelsdorfer
Werk bestanden schon länger, vgl. Roth: Gesch. v. Hessen,
S. 315; Landau: Beschreibung des Kurf. Hessen (2. Ausl.
Kassel (1867), S. 188, 231.