- 18
Aöanr Trabert.
Zu seinem achtzigsten Geburtstag.
ern von seiner hessischen Heimat weilt der greise
Dichter in Österreich, wo er vor Jahrzehnten
einwanderte, — über ein Menschenalter ist seitdem
dahingegangen, — um, schon ein Vierzigjähriger,
sich ein neues Leben zu schaffen. Ein neues
Leben —. Hinter ihm lag Hessen mit seinen po
litischen Kämpfen und dem ruhlosen Gähren der
Parteileidenschasten, die dem Lande keine Ruhe
gönnten, bis es aufhören mußte ein selbständiger
Teil des großen deutschen Vater
landes zu sein. An erster Stelle
hatte Trabert mitgekämpft, und
man könnte über seine politische
Thätigkeit allein ein kleines Buch
schreiben, da ein politisch Lied
aber ein garstig Lied ist, so möge
bei dieser seltenen Geburtstag
feier die Politik nur soweit in
Betracht gezogen werden, als sie
bei Erzählung der Thatsachen
unumgänglich notwendig ist. Um
den Entwicklungsgang Traberts,
der viel des Interessanten bietet,
dem Leser vor Augen zu führen,
wollen wir einer uns von hoch
geschätzter Seite zugegangenen
Schilderung folgen:
Adam Trabert — so nannten
ihn seine Eltern, seine Freunde
und er sich selbst, obgleich er ans die beiden Vor
namen Johann Adam getauft war.
Er wurde am 27. Januar 1822 als Sohn
eines armen Messerschmieds in Fulda geboren,
hatte schon frühe mit Rot und Elend zu kämpfen
und wurde, gegen seinen Willen, nach zurück
gelegtem 12. Lebensjahre von seinen Eltern in
die Vorbereitungsschule des Fuldaer Gymnasiums
geschickt. Er wäre damals lieber zu einem Hand
werker in die Lehre gegangen, weil ihm davor
graute, einst Theologie im Fuldaer Priesterseminar
studieren zu müssen, um sich dem geistlichen Stande
zu widmen.
Indessen — er mußte sich fügen und besuchte,
nachdem er das Gymnasium mit gut bestandener
Maturitätsprüfung absolviert hatte, zwei Jahre
lang die theologische Lehranstalt des Fuldaer
Priesterseminars. Als er sich zum sog. Konkurs-
Examen meldete, wurde er jedoch „wegen mangelnden
theologischen Berufs" nicht zugelassen und ging,
arm wie eine Kirchenmaus, nach Marburg, um
Jura zu studieren.
Die Studienjahre waren eine neue Zeit drückendster
Not, und wenige Studenten haben wohl so sehr
mit dem Elend zu kämpfen gehabt, als unser
Trabert. Doch ein Freundschaftsakt führte ihn
um diese Zeit, trotz angeborener
unsäglicher Schüchternheit, auf
die Rednerbühne und änderte
seine Situation. Er war Mit
glied des Marburger Turnvereins
geworden, der aus Studenten und
Marburger Bürgersöhuen bestand.
Trabert war aber sicher von allen
Mitgliedern das unbekannteste.
Es wurde damals — es war
im Jahre 1848, — ein deutscher
Turnertag einberufen, den der
Marburger Verein durch drei
Delegierte beschickte. Hier nun
kam es zu einem Konflikte zwischen
Großdeutschen, die die Erhaltung
Österreichs im deutschen Bunde
wollten, und den preußisch-ge
sinnten, sog. Gothanern. Der eine
Marburger Delegierte, Traberts
Freund Uckermann, stimmte im großdeutschen
Sinne, die beiden andern im preußischen Sinne,
und in einer Vereinsversammlung beantragte
alsdann der gesamte Vorstand: die Abstimmung
der beiden, die im großpreußischen Sinne gestimmt
hatten, zu „ratihabieren", Uckermanns Abstimmung
dagegen zu verwerfen. Uckermann kam in das
Gedränge, und hier war es, wo der noch ganz
unbekannte Trabert das Wort ergriff und an
drei nach einander folgenden Abenden in zündenden
Reden es dahin brachte, daß der vom Vorstande
gestellte Antrag mit einer Dreiviertel-Majorität
verworfen und dadurch der Turnvorstand ver
anlaßt wurde, insgesamt zurückzutreten. Trabert
war in Marburg plötzlich der Held des Tages
und wurde sofort vom Turnverein zum Sprecher
des Vereins gewählt. Eine Folge hiervon war.
Adam trabert.