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dänischen Königshause. Sodann versichert Frau
von Heathcote, welche viele Jahre bis 1866 Hof
dame am kurfürstlichen Hofe gewesen und während
dieser Zeit Sommers wiederholt in die Rotunde
gekommen ist, mit aller Bestimmtheit, daß damals
nur ein Platz frei gewesen sei, und läßt sich
hierin trotz gegentheiliger Behauptungen Anderer
nicht beirren.
Aus den angeführten Umständen ist zu schließen,
daß die bezeichneten zwei Felder in dem Zeitraum
von 1877, in welchem Jahre das Bild des letzten
Kurfürsten in die Kuppel kam, bis 1891, dem
Jahr der Herstellung der Lichtdruckbilder, leer
wurden, möglicher Weise weil die Bilder aus
gebessert werden mußten und dann nicht wieder
eingereiht wurden.
Bezüglich der ermittelten Maler der Fürsten
bilder ist auf Grund der Nachschlagebücher*) Folgen
des zu sagen:
1. Sebastian Weigandt, geb. 1760 zu
Bruchsal, seit 1807 Hofmaler zu Kassel, seit
1818 zu Herleshausen bei Eisenach, gest. daselbst
am 7. Januar 1836, sehr geschätzter Porträt
maler, hat fünf Fürstenbilder geliefert.
2. Ludwig (Luigi oder Ludovico) Hummel,
geb. am 11. Mai 177O zu Neapel, später Direktor
der Akademie der bildeuden Künste zu Kassel mit
dem Titel Professor, gest. daselbst am 28. August
1840, von dem es heißt: „Hummel hat ver
miedene Bilder gemalt, welche die Ahueugallerie
in der Schloßkuppel zu Wilhelmshöhe zieren —",
dessen Namen jedoch nur ein Bild (Philipp der
Großmüthige) trägt.
3. August v. d. Emb de, geb. am 4. Dezember
1780 zu Kassel, gest. daselbst am IO. August 1862,
sehr fruchtbarer Genrenialer, aber auch Porträt
maler**), hat drei Fürsteubilder gemalt.
4. Andreas Range, geb. vor 1800, Professor
zu Kassel, berühmter Maler, hauptsächlich Thier
maler, aber auch Porträtmaler, Lehrer des Kur
prinzen, nachherigen Kurfürsten Wilhelm II., in
der Oelmalerei, gest. 1835, hat vier Fürsteu
bilder gemalt.
Der berühmte hessische Maler, Gallerieinspektor
Johann Heinrich Tischbein jun., geb. 1742
zu Hagen, gest. zu Kassel 1808, hat verschiedene
*) Iakob HosfINeister 's gesammelte Nachrichten über
Künstler und Kunsthandwerker in Hessen (Hannover 1885),
S. 11, 25, 51, 94, 124, 132.— Vgl. Neuestes Künstler-
Lex-ikon von Müller (Stuttgart 1860), Bd. Hl, S. 861;
Allgem. Künstler-Lexikon von H. W. Singer (Frank
furt a. M. 1895), Bd. I, S. 145, 397; Bd. 11, S. 218;
Bd. IV, S. 15, 423.
**) Vergk. S. 311 des vorliegenden Heftes. D. Ned.
Bilder im Wilhelmshöher Schlosse gefertigt, jedoch
die Anlage der Fürsteugallerie nicht erlebt. Wohl
aber könnte von dem gleichfalls vorher verstorbenen
Hofmaler Wilhelm Böttner, geb. 1752 zu
Ziegenhain, gest. zu Kassel 1805, seit 1789
Professor der Malerakademie, das Porträt des
ersten Kurfürsten, des eigentlichen Erbauers des
nach ihm Wilhelmshöhe benannten Schlosses her
rühren, da dasselbe, an dem ein Name nicht zu
lesen ist, mit einem Bilde des nämlichen Fürsten
im Schlosse übereinstimlnt, abgesehen von neben
sächlichen Dingen, u. A. daß Kurfürst Wilhelm I.
auf dem Bilde im Schloßsaale den Hut auf
gesetzt hat, dagegen in der Rotunde ihn in der
Hand hält. Es ist daher nicht unwahrscheinlich,
daß das letztere Bild ursprünglich für einen Schloß
saal gemalt und später für die Ahueugallerie
benutzt worden ist.
Beim Bilde des letzten Kurfürsten Friedrich
Wilhelm steht I. H. 1877. Dasselbe ist, da
dieser bei Lebzeiten nicht wünschte, gemalt zu
werden, erst nach seinem Tode (6. Januar 1875)
zu Folge des bereits erwähnten Briefes des Land
grafen Friedrich Wilhelm auf dessen Bestellung
im Jahre 1877 ausgeführt worden. Es ist mit
3000 Mark aus der landgräslichen Hofkasse be
zahlt und, nach Ausstellung in der Heathcote'schen
Wohnung im Kasseler Bellevueschlosse während
einiger Tage, nach Wilhelmshöhe geschafft worden.
Nach den Mittheilungen von zwei Personen, welche
den letzten Kurfürsten gut gekannt haben, nämlich
der genannten Frau von Heathcote und des Herrn
Archivdirektors Freiherru Schenk zu Schweinsberg
in Darmstadt, welcher bis 1866 als Leutnant im
kurhessischen Leibgarde - Regiment gestanden hat,
heißt der Maler Joseph Hartmann, geb. am
8. Januar 1812 im Spessart. Er war Hofmaler
in Darmstadt und starb daselbst am 19. September
1885. Das Bild ist nach einer im Besitze des
Herrn Archivdirektors befindlichen Photographie
gemalt worden.
Hiermit schließen die gemachten Ermittlungen.
Jede weitere, die vorliegende Angelegenheit auf
klärende Mittheilung, insbesondere die Angabe
der noch nicht bekannten Namen der Maler-
einiger Fürstenbilder, sowie der Namen der Ver
fertiger von Stammbaum und Wappen in der
Rotunde, bezüglich welcher nur nach Angabe des
noch lebenden und hochbejahrten, aber geistig frischen
Hofmalers Herrn Hvchapfel festgestellt ist, daß
dieser das Wappen beim letzten Kurfürsten und
das Ende des Stammbaumes gemalt hat, wird
dankbar entgegengenommen.
tz. Weuöer.