M 13.
XT. IaHrgang. Kassel, 1. Juli 1901.
Zutt.
Das Haar bekränzt mit Lindenblüthe
Und in der Hand den Flammenstab —
Lin Herrscher aus des Lichts Geblüte,
Steigt dort der Iulitag herab.
Und wie er nun auf Flammensohlen
Durch seines Landes Schweigen geht,
Lin lechzend banges Athemholen
Ihm überall entgegensieht.
Doch zarter Bluinen stilles Bitten
Ficht seine Herrscherlust nicht an.
Stumm schreitet er durch ihre Mitten
Gehaßt, verwünscht — ein Gluthtyrann.
Und wen'ge grelle Buhlerinnen
Nur, die sein Gluthkuß glücklich macht —
So sinkt der Iulitag von hinnen
Schwül in den Arin der Sommernacht.
Marburg. fieinrid) Doerbecker.
SoninierlKd.
Ueber die Aehren fließt ein Schein
Reifender Soinmerlichter.
Ich kniee mich in das Werden hinein,
Als sah' ich den Schöpfer, den Dichter.
Als hielte die Lrde Gottesdienst,
Und Lngel im lichten Gewände
Breiteten segnend ein Goldgespinst
Ueber die leuchtenden Lande.
Gberklingen. Karl €sl1St KilOUt.
Vor Cagesanbrud).
Stille — feierliche Stille. . .
Feine Geisterhände weben — —
Breite graue, kühle Schleier
Weithin über alles Leben.
Wie die Mutter vor dein ersten Licht
Schützt des Rindes schlummernd Angesicht.
Lin wehmuthsvoller Abschiedsgruß!
Zerklüftet ist des Mondes Rand,
Schon nach dem letzten Silberglanz
Reckt Finsterniß die schwarze Hand
Und durch die traumumwobne Flur
Zieht leise Trauer ihre Spur.
Die Trauer uin den milden Freund,
Der treu gesanunelt goldnes Licht,
Daß er mit Sonnenstrahlen küßt
Nächtlicher Lrde Angesicht
Ihr eigner Schatten wird zum Schrein —
Der sargt das sanfte Glück ihr ein
äronhausen. zermnette kramen.