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kenntnisses vertriebenen Glaubensgenossen in Treysa
gastliche Ausnahme. Doch schon im folgenden
Jahre verlegten sie ihre Wohnsitze aus den nahe
gelegenen Hügel „Frankenhain", jedenfalls bewogen
dadurch, daß ihnen hier zur Ausübung ihres Be
rufes eine große Fläche bestellbares Ackerland gegen
geringen Betrag zum Anbau und zur Bearbeitung
zur Verfügung gestellt wurde.
Das Gymnasium zu Büdingen feiert in
den Tagen vom 4. bis 7. August das Fest seines
300 jährigen Bestehens.
Generalleutnant z. D. Georg von Roque-s
beging am IO. Juni den Tag, an dem er vor
50 Jahren beim 2. kurhessischen Infanterie-Regiment
eingetreten ist.
Müuzenfund. Beim Bearbeiten seines Landes
stieß der Gastwirth L. Webel in Züschen (Waldeck)
aus ein irdenes Töpfchen mit gegen 250 Silber-
KeMcho W
Lieder und Gedichte von Julius Rodenberg.
Sechste Auslage. Berlin. Verlag von Gebrüder
Paetel. 1901. 194 S.
Rechtzeitig zum 70. Geburtstag Rodenberg's sind
soeben in vornehmer Ausstattung seine gesammelten
Gedichte in sechster Auslage erschienen. Richt alle
Poesien, die sich in den früheren Auslagen finden,
haben hier wieder. Ansnah'me gefunden. Aus den
311 Seiten der fünften Auslage ist ein Baud
von 194 Seiten geworden. Manches Lied ist aus
geschieden worden, aber auch manches treffliche neue
hiuzngekommen. Die Eintheilung ist dieselbe ge
blieben. Das Ganze zerfällt in drei Bücher, deren
jedes wieder verschiedene Unterabtheilungen in sich
schließt. Werthvoll für die Entwicklung des Dichters
ist der Abschnitt „Aus früher Zeit", der die
Jugendgedichte Rodenberg's enthält, sowie der
letzte „Gen Abend", der eine Reihe neuester Ge
dichte Rodenberg's bringt, unter denen namentlich
der Cyklus „Dem Andenken meiner Mutter" von
echter Empfindung eingegeben ist.
In den Gedichten „Sonette am Neckar", „Jn's
offene Meer hinaus", „Aus Wales", „Winter im
Süden", „Berlin", „Am Sterbetag meines Vaters",
„Bergab" treten uns die Hauptlebensabschnitte des
Dichters entgegen. Die Pracht des Frühlings, die
Lust des Manderns, die Herrlichkeit des Meeres
und die Wonnen der Liebe, das sind die Grund
akkorde, in denen sich des Dichters Leier austönt.
Freilich sind damit auch die Schranken gezeichnet,
welche Natur und Neigung dem Talent des Dichters
gesetzt haben. Seine Muse gleicht einem Falter,
Pfennigen aus dem Ende des 15. Jahrhunderts.
Den Hauptbestandtheil des Fundes bildeten Pfennige
Heinrich's III. von Hessen mit den Schilden von
Hessen und Ziegenhain. Von diesen enthielt der
Fund über 2OO Stück. Daneben waren Corbach
(in Waldeck) mit 14 Denaren, Mühlhausen (in
Thüringen) mit 9 Hohlpsennigen vertreten. End
lich fand sich ein Mainzer und ein böhmischer
Pfennig in dem kleinen Schatze. Dank der Ge
fälligkeit des Herrn Webel hat der Fund dem
Königlichen Museum zu Kassel vorgelegen. Z. A.
Alterthumsfund. Bei dem Umbau eines
Hauses in der Kugelgasse in Marburg wurde eine
in die Grundmauer eingelassene alte Hochrelief-
platte, darstellend einen Kopf mit Verzierungen,
sowie ein Christusbild, Gemälde, gefunden. Ebenso
wurde eine am oberen Thürbalken befindliche In
schrift blosgelegt, die aber noch nicht entziffert wurde.
der leichten Fluges über die Oberfläche der Er
scheinungen dahinstreist und sich sorglos in einem
lachenden Spiele ergeht. Zwar' ist auch auf des
Dichters Frühling ein Herbst gefolgt, zwar hat auch
er den Schmerz der Trennung und das.Weh des Ver
lustes empfinden niüsfen, aber er weiß sich frei von
jeder Weltschmerzstimmung zu halten und einem
eisenfesten Optimismus zu huldigen. So ist es eine
echte Geibel'sche Natur, die uns in diesen wohl
lautenden und flüssigen Versen entgegentritt, und
wer noch nicht ganz von dem Zauber der Moderne
ä la Mombert und Dehmel besangen ist, dem
können wir keine bessere poetische Kost empfehlen,
als dieses Buch mit feinen frischen, sangesfrohen
Weisen und seinen rasch wechselnden Bildern, in
denen Land und Meer, Heimath und Fremde sich
getreulich wiederspiegeln. W. S.
Hessisches Dichterbuch. (Begründet durch
ValentinTraudt.) 3. neubearbeitete Aus
lage, herausgegeben von Wilhelm Schoof.
IV u. 374 S. Marburg (N. G. Elwert'sche
Verlagsbuchhandlung) 1901. Brosch. 3,60 Mk.
Geb. 4,80 Mk.
Nicht weniger als 50 Poeten sind es, welche
den Sängerhain des hessischen Dichterbuchs beleben.
Von ihnen sind indessen zwei bereits verstummt.
Aber die Gedichte, welche Otto Braun und
Ludwig Mohr hinterlassen haben, werden dauernd
ihren künstlerischen Werth behalten und Ludwig
Mohr wird ebenso als Erzähler und meisterhafter
Balladendichter, wie Otto Braun mit feiner klassischen