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Damit der Friede Dauer hat, und so leicht
kein Angriff wieder erfolgt, werden die Kinder
des feindlichen Fürsten als Geiseln eingefordert.
Unter ihnen befindet sich Giselher (1235), ab
gekürzt Giso (1288), dessen Namen spätere Zeiten
in Gyße, Geise und ähnliche Formen (1501—1626)
verändert haben?)
Bevor das Heer entlassen wird, werden noch
einmal die Vorzüge der einzelnen Krieger, die sich
ausgezeichnet haben, gerühmt. Der eine erwarb
sich Verdienste durch heimliche List (1576).
Runge (1626) ergründete „Geheimnisse" und nahm
an „geheimen Berathungen" theil. „AlsEinsichtiger
glänzte" Glabber oder Gluber (1626). „Denken
den Geist" bewies Hugo (1618). „Durch Ge
danken berühmt" war Th am men (1406), auch
Tamme geheißen. Mey (1555) und Grafst
(1435—1577) zeichneten sich durch „machtvolles
Können" und gewaltige „Kraft" aus. Fest intb
ausdauernd stritt Hartman (1626). Wer
„Muth" besaß wie Motz (1412 — 16; 1575
Moitz; 1626 Hans Mitzen Erben), dem fehlte es
nicht an Lob. „Kühnen Rath" gab C n n r a d
(1618), den manche seiner Bekannten Cnrtt
nannten (1614, 1624, 1635). Andere zogen wieder
Kuhn vor (1534 — 1626). Die nächsten Ver
wandten aber sagten Cuntz(1575); dann unter
schied man wieder die verschiedeneil Inhaber des
Namens nach Größe und Alter: Großcuntz
(1575) und Altecuntz (1626).
„Glänzend waltete" Berthold, dessen Name von
seiner Sippschaft in Th öl de oder Dolde (1575),
später sogar in Döllin (lern. 1575) und Doll
(1626) abgekürzt wurde. Mit ihm kann sich der
schlechtweg „waltendeMann" Waltman (1429 bis
39) nicht vergleichen. Wie ein „raubender Wolf"
wüthete Struttwolff (1575), und so furchtbare
Helden wurden in der Halle ihrer Väter liebend
empfangen als Strues oder Strucz (1435—54).
Berühmt zu werden war die Sehnsucht vieler:
ein „berühmtes Heer" wie Lauther (1575)
oder nur ein „berühmter Wolf" gleich Ludolf
(1626); freilich war der Wolf als Wvdan's Thier
der heidnischen Vorzeit ein Gegenstand scheuer
Verehrung. Als häusliche Abkürzung obiger und
ähnlicher Namen diente die Form Lncze (1332 bis
1435), später Lautze (1626), jetzt Lotz.
Ruhm zu erlangen suchte auch Rüdiger
(1540—1626) als „Ruhmspeer", Gruder (1437)
als „Ruhmheer" und Rudolf (1439) als „Ruhm-
wolf", den die Seinen in ansprechenderer Weise
*) Sigiperaht 5. Jahrh., Siliert 11. — Sibo. —
Sigizo 11. — Frithuric 5. — Fricco 8. — Ficeho 9. —
Gisilhar 8. — Giso 9.
Ruhel (1561; Rnhl 1575; Ruel 1589 bis
1624) nannten.
Nicht minder „berühmt waltete" Marold
(1626).
„Ehre" allen diesen Wackern, besonders aber
Ering (1551 — 75) oder Erning (1626).
Wo größere Verdienste fehlten, da war man mit
dem guten Willen zufrieden, und nur die Ueber-
müthigsten spotteten über den an „Willen reichen"
Willerich (1575—1624) und über Wilhelm
(1560 — 1626), der den „Helm mit dem besten
Wille" trüge.*)
Nun noch ein kurzer Gruß den treuen Bundes
genossen, die tapfere Hilfe geleistet haben. Dann
ziehen sie von dannen, Franke (1469—1575)
und Hesse (1626), Sasse (1394; Saiße 1416;
Sachße 1575) mit dem Thüring oder Döring
(1626). Auch das „Heer der Welschen" (1393
Walch ir) und das der „Wenden" (1551
Winter) wendet sich heimwärts. Der „berühmte
Gote" Rnetkus (1435; Ruckns 1575) findet
Aufnahme bei dem „Gotenfreunde" Gotzwin
(1301; Jusquin 1626). Vom Volke der „Mauren
aber bleiben Mohr (1626) und Moritz (1626)
im Lande und werden in die Gemeinschaft der
Deutschen aufgenommen. In Mergart (1572;
Mehrgartiu kein. 1575), dem „vom Meere um
flossenen, angebauten Lande" schlagen sie ihre Wohn
stätte aus.**)
*) Lista masc. 9. Jahrh. — Runico. — Glauperaht 8.,
t ¡laubrecht. — Hugo. —Thancmar, Tammo 11. — Mago.
— Graft 8. — Hartman 8. — Mozo8., Müozo 9. — Chun-
rad 8. — Chuono 8., Cuno 10. — Chunzo. — Förstemann
seht die meisten Namen dieser Art zu ahd. chunni „Geschlecht",
nur die Minderzahl zn kuoni „kühn". — In Melsungen
ist Cunrad und Cnrtt eine und dieselbe Person.—Walt-
nian kann anch „Waldbewohner, Waldhüter" bedeuten. —
Strudolf. — Struz. — Chlodochar 6., Lothar 9. —
Chlodulf 7., Hludolf 9. — Luzo 10., das Förstemann
| aber zu Liuzo und zum Stamme lind „Leute" stellt. —
! Hrodgar 7., Ruodeger 11. — Chrodhari. —Oder ver
birgt sich hinter dem Melsunger Crnder ein harmloser
Kräutersucher? — Hrodulf 5., Rodulf 11. — Hruodilo,
Rollo. — Maroald 9. — Ering. — Willirich 8. —
Willahalm 9.
**) Tie Völkernamen gehören ja nicht zu den Vornamen,
passen aber der Zeit und Bildung nach am besten hierher. —
j'rancio 5. Jahrh., Franko 9. — Sachso 8. — Durinc 7. —
Walahheri 9., Walcher 8. — Winidhari 5., Winthere 11.—
Tas jetzige Wort Winter (Wintar) kommt auch schon um
dieselbe Zeit als Personenname vor. — Hruodgaus 9.,
Ruodcoz 8. Vgl. auch die Wüstung Ruchotsen oder
Nutgotzsen bei Weimar, nordwestlich von Kassel. Landau.
Hessengau S. 78. — Gaudoin 8., Gozwin 11. In
Melsungen hat Gotzwin folgende Wandlungen durchgemacht:
1288 Goswin de Albeshusen, 1301 Gotzwin, 1356
Goswin, 1409 und 1430 Gosswin, 1576 Jnisswein,
1571 und 1584 Josquinus (Marburger Studenten). 1626
Jusquin. — Maur 8., Nor 9. — Mauricho8.,Morizzo9,—-
Merigart.