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hat: dem läßt sich nur helfend beikommen durch
eine geläuterte Erkenntniß. Sie läutert das
Empfinden, berichtigt das Wollen.
Für solche Erkenntniß der Wahrheit aber be
darf es oft vielmehr der selbstvergessenden Liebe,
eines treuen Opfermuthes, als nur des Verstandes
allein.
Vielleicht, daß die Frau, die ja die Natur von
Haus aus reichlicher mit jenen Eigenschaften aus
gestattet hat, schon um ihren natürlichen Beruf
erfüllen zu können, ganz besonders geeignet ist,
solcher Erkenntniß die Wege zu weisen; daß gerade
die Betheiligung der Frau an der geistigen Mit-
arbeit der Kultur, heute von besonders segensreichem
Einfluß werden kann, bringt sie doch in sich selbst
schon mit, woran es am meisten heute fehlt; muß
doch das, worin ihre stärkste Kraft liegt, auch zu einer
stärkeren Abwehr aller schädigenden Elemente werden.
Gewiß aber, daß die Frau nicht nur aus
wirthschaftlichen, sozialen Gründen, durch die ver
änderten Verhältnisse bedingt, sondern auch aus
sittlichen und individuellen Gründen von keiner
höheren wissenschaftlichen Bildung länger aus
geschlossen werden dars, sondern jeder möglichen
Aus crl'ter:
Einige hessische Gedenktage
aus der zweiten Hälfte des Monats Sep
tember.
Am 18. September 1552 fand in Hessen aus
Anlaß der Rückkehr des Landesherrn aus der
Gefangenschaft eine allgemeine Landesfeier statt.
Am 18. September 1699 wurde die Stadt
Karlshafen gegründet.
Am 20. September 1672 starb zu Eschwege der
Superintendent Johann Hütterodt, neben Johann
Crocius der Verfasser der Kirchenordnung vom
12. Juli 1657.
Am 20. September 1824 starb der Dichter
Ernst Otto von der Malsburg, hessischer Regiernngs-
rath und Geschäftsträger in Dresden.
Am 31. September 1637 starb Landgraf
Wilhelm V., 35 Jahre alt, zu Leer in OstsrieS-
land, während er mit der Belagerung des Schlosses
Stickhausen beschäftigt war.
Am 21. September 1762 wurde das Treffen
bei Amöneburg geliefert.
Am 22. September 1613 erließ Landgraf Moritz
eine Verordnung über das Reinhalten der Straßen
in Kassel, wie sie damals noch selten waren.
Geistesbildung entgegengeführt werden muß. Und
es ist freudig zu begrüßen, daß der Verein
„Frauenbildung-Frauenstudinm" auch die Reform
der Mädchenschule in sein Programm aufgenommen
hat.
Nur mit dem Geist, den Aufgaben ihrer Zeit
vertraut, vermag die Frau eine Hüterin und
Bildnerin der kommenden Geschlechter, der Sitte
und Kultur zu sein; treu weiter zu wirken in
dem Geist, de» auch unser größter Genius in ihr
geschaut, an den Werken, die den Mensch zum
Menschen erheben, dem Leben seinen höheren Werth
leihen: gleichviel, ob sie nur als Arbeitsbiene dem
Allgemeinwohl dient; ob sie, in ihrem Selbst durch
Erkenntniß und Bildung geläutert, ein sittliches
Beispiel wirkt für die, so sich jene nicht im gleichen
Maße erwerben können, darum aber um so empfäng
licher für das Beispiel sind; oder ob sie der
Frauenkrvne und des Frauenglückes theilhaftig
wird als Gattin und Mutter im eigenen Familien
kreis.
Hub so schließe ich denn auch hier mit den
letzten Worten unseres größten Genius: „Mehr Licht",
indem ich bittend hinzufüge: „auch für die Frau".
neuer: Zeit.
Am 23. September 1639 wurde Oldendorf
durch die Kaiserlichen erobert und geplündert.
Am 24. September 1648 schloß die Landgräfin
Amelia Elisabeth mit Johann von Schönborn,
Kurfürsten zu Mainz. den Vertrag zu Hochheim;
infolge dessen mußte sie die von Hessen-Kassel er
oberten Aemter Fritzlar, Naumburg und Amöneburg
an Mainz wieder herausgeben.
Am 25. September 1788 starb der Fürstabt
und Bischof Heinrich von Bibra zu Fulda, geboren
22. August 1711, ein eifriger Förderer der all
gemeinen Bildung, Schöpfer der Fuldaischen Schul
ordnung von 1781.
Am 27. September 1559 starb Tilemann
Schnabel, der erste evangelische Prediger in Hessen,
vordem Augustinermönch und Ordensprovinzial zu
Alsfeld, zuletzt Superintendent daselbst. Er predigte
das Evangelium dort schon um 1520, uvch ehe
sich Landgraf Philipp der evangelischen Lehre zu
gewandt hatte, der letztere untersagte ihm sogar
das Predigen. Mit Luther bekannt geworden,
wurde er Pfarrer zu Leisnig a. Mulde, von wo
er 1525 nach Alsfeld zurückberufen wurde, als
Landgraf Philipp den im Bauernkriege treu ge
bliebenen Alsseldern gestattete, sich eine Gnade