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Aus Keimcdh und Irerude.
Lins ü h r u n g des n c u c u O b c t b i't r i] c r =
ineisters von Kassel. Der neugewählte Ober
bürgermeister der Residenzstadt Kassel. Müller
(bisher zu Eisenach), wurde am 2. Juli von dem
Regierungspräsidenten Freiherrn von Trott zu
Solz feierlich in sein Amt eingeführt. In seiner
Ansprache gedachte der Letztere auch der Beigeord
neten Sanitätsrath Di-. Endemann und Landes--
brandkassendirektor vr. Knorz insehr anerkennen
der Weise, welche 1 V* Jahre, seit der Erkrankung
des um die Stadt sehr verdienten bisherigen Ober
bürgermeisters Westerburg, deren Geschäfte muster
gültig geführt haben. (Zu Ehren der beiden Herren
hatte einige Tage zuvor ein Festmahl der städtischen
Körperschaften stattgefunden, bei welchem ihnen der
einmüthige Dank derselben unter Ueberreichung von
Adressen auf's wärmste znm Ausdruck gebracht
worden war.) Der Vorsitzende der Stadtverordneten
versammlung Kommerzienrath Pfeiffer hieß dann
das neue Oberhaupt der Stadt herzlich willkommen,
woraus Oberbürgermeister Müller in markigen
Worten dankte und die Versicherung strenger Pflicht
erfüllung gab.
Ausschuß zur Ausnahme prähistorischer
Befestigungen im Regierungsbezirk. Auf
Anregung der Direktion des Konigl. Museums hat
sich im Vereine für hessische Geschichte und Landes
kunde ein Ausschuß behufs kartographischer Auf
nahme der vorhistorischen Befestigungen im Re
gierungsbezirk K a s s e l gebildet. dem folgende
Herren angehören : Oberbibliothekar l)r. B r n n n er,
Direktorialassistent am Museum Dr. Bühlau,
Generalmajor z. D. E i s e n t r a n t. vr. meä.
Eysell und Di-, med. Lange. Derselbe hat die
Aufnahme der in der Umgegend von Kassel gelegenen
Besestignngen der genannten Art bereits in Angriff
genommen.
U n i v e r s i t ä t s n a ch r i ch t e n. Die Konigl.
Akademie der Wissenschaften zu Berlin
hat dem Direktorialassistenten am Konigl. Museum
zu Kassel vr. Bühlau aus den Mitteln der
Eduard Gerhard-Stiftung 5000 Mark zur Fort
setzung seiner archäologischen Untersuchungen in
Kleinasien bewilligt. Herr vr. Bühlau hat dieselben
'1894 mit den im Aufträge Herrn Edward Habich's
in Kassel ausgeführten erfolgreichen Ausgrabungen
aus Samos begonnen und sie in diesem Frühjahr als
Mitglied einer schwedischen Expedition weitergeführt.
Hessischer Nationalverband von Nord
amerika. In den Tagen vom 29. Juli bis
1. August findet die 5. Jahresversammlung des
hessischen Nationalverbandes von Nord
amerika in Chicago statt. Die Hauptberathungs-
tage sind der 30. und 31. Juli. Ter Mayor von
Chicago wird die Versammlung amtlich begrüßen.
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Kesfisctze ¿Sudler feiern.
Go 1 thold Marseille. Tagebuchblä 1 tcr
eines hessischen Offiziers ans der
Zeit des nordamerikanischen Unab
hängigkeitskrieges. Beilage zum Pro
gramm des Königlichen Bismarck-Gymnasiums.
Pyritz I. 1899. II. 1900. 4".
Der hessische Offizier, dessen Tagebuchblätter der
Oeffentlichkeit übergeben werden, ist Karl Lud
wig Freiherr von Dürnberg aus dem Hause
Herzberg, geboren 1749 zu Marburg. Er trat
bei den hessischen Jägern ein, denen er bis zum
Jahre 1806 angehörte, und wurde als Hanptmann
mit nach Amerika geschickt, wo er dem Hauptquartier
(Generalstab) beigeordnet wurde. Das Tagebuch
bricht mit dem 10. Juni 1781 ab, doch scheint
Dürnberg's Hoffnung auf Rückkehr nicht vor Be
endigung des Krieges erfüllt zu sein. 1806 nahm
er seinen Abschied und wurde Komthur des deutschen
Ordens zu Schiffenberg, nach dessen Auslösung
durch Napoleon I. (1809) Oberhosmeister der Erb
prinzessin von Hessen, im Jahre 1815 hessischer
Gesandter in London und lebte späterhin zurück
gezogen in Marburg. Gestorben ist er 1819 zu
Kassel.
Das vorliegende Tagebuch ist in französischer
Sprache abgefaßt. Fehlt es auch an unfranzösischen
Wendungen nicht ganz, so ist der Tert doch gut
lesbar und leicht verständlich. Der Verfasser des
Tagebuchs gehört überhaupt zu den höher Gebildeten
seines Standes. Er hat den Horaz und Sallust
in der lateinischen Sprache studirt, liest bei der
Ueberfahrt französische Bücher, um sie in's Englische
zu übersetzen und zeigt bewundernde Theilnahme
für die Feststellung des zurückgelegten Weges nach
den Seekarten, der Bussole und Sonnenhöhe.
Dürnberg's Geschick im Entwerfen kleiner Zeichnungen
erregt die Aufmerksamkeit der höheren englischen
Offiziere, bei denen er wegen seiner Bildung, an
genehmen Umgangsformen und militärischen Tüch
tigkeit ein gern gesehener Gast war.
Aus dem Inhalt des Tagebuchs geht hervor,
daß der Verfasser über gute Beobachtungsgabe und