fsjfceltschrjft. M hessische
Geschichte und Literatur,
M 10.
XIV. Jahrgang.
Kassel. 16. Mai 1900.
Der Alte.
(Valentin T r a » d t und Christian Schmidt gewidniet.)
Zwei junge länger aus Nord und West
Jüngst kamen herab von der Rhön,
Es freute am Weg, aus dem Buchengeäst,
Eie lenziges Eangesgetön.
Und als in heiterem Eängersinn
Eie kamen in's Uinzigthal,
Da zeigten am Wald auf mein t)eim sie hin,
Uinfloffen von Frühroths-Etrahl.
„Dir, Alter, Dir gilt unser Eängergruß
Und unsere Epiebnannsfahrt!"
„„Dann heiligt die Echwelle durch Euren Fuß,
Willkommen, nach Eängerart!""
Rings grüßte des Thales wallender Duft,
Jni Rauschen von Wald und Ried,
Rings grüßte mit mir sie aus goldiger Luft
Der Lerchen schmetterndes Lied.
Und in der Liedes-Begeisterung
Berging der herrliche Tag,
Die Jugend ward fröhlich, der Alte ward jung,
Wer fragt wohl, woran das lag!
Doch als am Abend der Abschied kam
Und stahl sich in's Herz hinein,
Wich stille Wehmuth gefangen nahm,
Trotz schäumendem, perlendem Wein.
Da sprach ich: „Gesellen, zwar geb' ich zu Lehn
; Wein L)erz Euch, der Freundschaft Breis,
1 Doch ob wir im Leben uns wieder sehn, — —
Wer weiß, wer weiß, — wer weiß!
j Indessen, wenn auch der Alte starb
Und stumm sein Wund wird fein,
Gedenket, daß er ein Recht sich erwarb,
Ihm still einen Becher zu weihn!"
Carl' freier.