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gegnen, ließ Preser am Schluß seines Buches entbehren haben. Wünschen wir ihm Beachtung
(S. 91 ff.) eine kräftige Abfuhr zukommen, wobei auch außerhalb der Grenzen des Hessenlandes,
die neuere einschlägige Literatur geschickt verwerthet ' <xx -'- -' L ! - k " ^ '
ist. (Vgl. auch Wilhelm Schoos „Seume's Be
ziehungen zu Hessen". „Hesfenland" 1899, S. 54ff.)
Aller Wahrscheinlichkeit nach wird das Buch
Preser's eines zahlreichen Leserkreises nicht zu
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unverständigen, mangelnde Kenntniß der Wahr
heit bezeugenden Angriffe beweisen, höchst nöthig ist.
W. G.
Das stehende hessische Heer non 1670—1866.
Ein Abriß seiner Geschichte. Von Carl von Stamford.
(Fortsetzung.)
er hessische Landgraf hatte sich mit seinem
Kriegsvolke von dem großen Heere getrennt,
dann mit den Brandenburgern und den
Lüttichern sich vereinigt und rückte in das Lützel-
bnrgische ein, um den General Boufflers auf
zusuchen. Der Landgraf marschirte nach Condroz,
einer Landschaft, die zum Bisthum Lüttich gehörte,
dann ging er bei Hatton über die Ourte, da
Boufflers bei Rochefort an der Lesse, einem Seiten
flusse der Sambre, Stellung genommen hatte, und
beabsichtigte, den französischen Feldherrn zum
Treffen zu bringen. Auch schien der Franzose
eine Schlacht annehmen zu wollen, der Landgraf
stellte sein Heer in Schlachtordnung, als sie der
Feinde ansichtig wurden; allein Boufflers verstand
sich nicht zum Kampfe und Landgraf Karl zog
nun in's Lütticher Land, das er für die nächste
Zeit deckte. Bald darauf endigte der Feldzug von
1691, die Heere gingen in die Winterquartiere,
die Hessen in der Wetterau und im Wester
wald e.
Das Jahr 1692 zeigte den Höhepunkt
der französischen Macht, sie blieb fast überall zu
Lande siegreich und in der Uebermacht — allein
zur See wurde das Uebergewicht Ludwig's XIV.
gebrochen, feine Flotte erlitt am 29. Mai neuen
Stils bei la Hogue eine furchtbare Niederlage.
Von dieser Katastrophe der französischen Seemacht
begann die Entwickelung der Seeherrschaft Englands,
die sich nun zur unerträglichen Vergewaltigung
aller übrigen Nationen auf dem Meere ge
steigert hat.
Der Hesfenfürst führte feine Regimenter aus
den Winterquartieren in der Wetterau und im
Westerwalde im Frühjahre mit den Kontingenten
des oberrheinischen Kreises an die Bergstraße,
um hier den Rhein zu decken. Später überschritt
er mit seinem Heere bei Mainz den Strom und
führte es am linken Ufer gegen Worms, wo der
Marschall de Lorges mit der französischen Armee
stand. Ein Kapuzinerkloster bei Worms war
von Franzosen besetzt, einige Kompagnien Grenadiere
und Dragoner griffen an. Die Besatzung ver
theidigte sich tapfer, zündete aber zuletzt das
Kloster an und zog sich in die Kirche zurück.
Trotz kräftiger Gegenwehr drangen aber die Hessen
durch die Fenster in die Kirche ein und machten
nun in der Furie an 200 Franzosen nieder,
obwohl diese ein weißes Tuch aufsteckten. Der
Rest mit einem Oberstleutnant wurde gefangen.
Auf hessischer Seite blieb der Dragonerkapitän
von Cornberg und 40 Gemeine, 30 wurden
verwundet. Während des Kampfes um das Kloster
war französische Reiterei sichtbar geworden und
durch kaiserliche Husaren angegriffen und zurück
getrieben worden, hierbei waren 120 feindliche
Reiter niedergehauen und 30 gefangen genommen
worden.
Der Marschall hatte während dieser Gefechte
seine Armee bis auf eine halbe Wegstunde an
das hessische Lager herangeführt, und es schien
nun zu einem Haupttreffen kommen zu sollen.
Der Landgraf stellte sein Heer in Schlachtordnung,
doch bevor dies vollendet war, zog das französische
ab, um bei Pfeddersheim Stellung zu nehmen.
Landgraf Karl sandte den Feldzeugmeifter Grafen
zur Lippe mit 2000 Reitern vor, um die französische
Nachhut anzugreifen, und folgte selbst mit dem
Heere. Lippe hatte kaum den Paß bei P f e d d e r s -
heim durchzogen, um auf die Höhe vorzurücken
als die französische Armee in Schlachtordnung
sichtbar wurde. Ihr linker Flügel ging sogleich
auf Lippe los, der aber dem Angriff nicht stehen
konnte, da das hessische Heer noch nicht heran
gekommen war, daher ging Lippe schleunig mit
seinen Reitern durch den Paß zurück und nahm
von Neuem Stellung. Der Landgraf kam mit
dem Hauptcorps an und ordnete es in Schlacht
stellung, doch fand er keinen zum Vormärsche ge
eigneten Weg, und so kam ein größeres Treffen
wieder nicht zu Stande. Am 3. Juli Nachts
passirte das Heer bei Mainz den Rhein, rückte