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ihren Weg durch sich selbst machen, nur dürste
die Handlung mit dem als Kürassier verkleidet
sich unter das Volk mischenden König Heinrich IV.
von Frankreich und seinem die Paradeklinge im
Pfandhaus versetzenden Leibdragoner etwas mehr
zusammengezogen werden. Bei der Oper Lion(s
bedarf es ein wenig der Unterstützung durch die
landsmännischen Kreise, um ihr nachhaltigen Erfolg
zu sichern. Das verhältnißmästig recht gute Text
buch des Mainzer Dichters N o h a s ch e k behandelt
das neuerdings wieder in so zahlreichen Variationen
(Mascagni, Leoncavallo rc.) angezogene Eifersuchts
thema. Die einer reichen Weißen zur Liebe ver
lassene Indianerin Winapoh, die Lebensretterin,
erschießt ihren treulosen mexikanischen Jäger Pedro,
nachdem sie ihn wiedergefunden, stürzt sich selbst
aber in den Abgrund. Die Musik des jungen
Kasselaners zeugt von redlichem Streben und ist
geschickt zusammengestellt, namentlich, soweit es sich
um das lyrische Element handelt, in Bezug aus
das Dramatische ist sie ein wenig zu banal gehalten.
Es ist nicht zu leugnen, daß Zoellner in Bezug
aus Originalität, Melodik und Instrumentation
wenigstens vorläufig noch der Größere ist.
Musikdirektor Or. Beier hatte Beides mit Liebe
zur Sache einstudirt, auch ließ die Jnszenirung
nichts zu wünschen übrig. Gleiches gilt von den
mitwirkenden Kräften, unter denen in „Winapoh"
Frl. Joachim (Winapoh) neben Herrn Bar tram
(Pedro) und im „hölzernen Schwert" Frau Porst
(Lisette) neben den Herren Bartram (König Heinrich)
und Kietz mann (Gautier) besonders hervortraten.
Todesfälle. In der Nacht vom 12. auf
13. November verschied zu Göttingen Professor
Dr. Viktor Hüter, eine Autorität als Frauen
arzt, überhaupt einer der bekanntesten Aerzte seiner
Vaterstadt Marburg, wo er am 16. Oktober 1832
als Sohn des Direktors der Entbindungsanstalt
Professor Karl Hüt er geboren war. Sein ganzes
Leben hat der Verstorbene dort zugebracht. Er
hat dort Anfangs der 50er Jahre studirt, seit No
vember 1858 gelehrt und seine bedeutende Praxis
bis kurz vor seinem Tode geübt.
Am 16. November verstarb zu München der
Kulturhistoriker Professor Wilhelm H. von
Riehl im 75. Lebensjahre, der auch in Hessen
durch seine gediegenen Vorträge und seine treff
lichen Bücher bekannt ist, ein geborener Nassauer
aus Biebrich. Was uns veranlaßt, seiner an dieser
Stelle zu gedenken, ist der Umstand, daß er in
Marburg Anfangs der 40er Jahre (1841)
studirte und zwar Theologie. In seinem so sehr
lesenswerthen Buche: „Religiöse Studien
eines Weltkindes" (Stuttgart 1894) schildert
er auf S. 424 u. ff. seine dortigen Erfahrungen
in höchst fesselnder Weise, sodaß wir unseren Lesern
die Lektüre desselben dringend an's Herz legen.
'^etfonatien.
Verliehen: dem Erbschenken im vormaligen Kur
hessen Dr. Freiherrn Schenck zu Schweinsberg in
Fünfkirchen in Ungarn, sowie dem Erbkämmerer eben
daselbst Grafen von Berlepsch auf Schloß BerleUch
bei Witzenhausen der Kronenorden 2. Klasse; dem Forst
meister a. D. Cornelius zu Bischhausen der rpthe
Adlerorden 3. Klasse mit der Schleife und der Zahl 50;
den Forstmeistern a. D. Wachs zu Kassel und Metz in
Bracht der rothe Adlerorden 3. Klasse mit der Schleife;
dem Forstmeister a. D. Siebert in Neustadt der rothe
Adlerorden 4. Klasse; dem Pfarrer S e ß l e r in Schönstadt
der rothe Adlerorden 4. Klasse.
Ernannt: Staatsanwalt Wagener in Kassel zum
Ersten Staatsanwalt in Liegnitz, Pfarrer Siebert in
Wehrda zum Pfarrer in Eichen; die Referendare Bl ackert
und Dr. Rundnagel zu Gerichtsassessoren. — Rohde,
Sekondlieutenant der Reserve des Feldartillerieregiments
Nr. 34 (Metz) zum Premierlieutenant.
Versetzt: Staatsanwalt G r e f f r a th in Frankfurt a. O.
an das Landgericht nach Kassel.
Geboren: ein Mädchen: Major Graf Franz
Pfeil und Klein Ellguth und Gräfin Amelie,
geb. von Loßberg (Kassel, 17. November).
Gestorben: Pfarrer Friedrich Nie meyer,
65 Jahre alt (Exten. 1. November); Eduard Scheller
(St. Gilgenberg bei Bayreuth, 13. November); Frau
General von Berger, geb. von Zeuner, 84 Jahre
alt (Kassel, 15. November); Frau Hedwig Stölzel,
51 Jahre alt (Haßloch, 15. November); Professor Dr. Karl
Jsraöl-Holtzwart (Frankfurt a. M., 16. November);
verwittwete Frau Gert rüde Keßler, geb. Kirchhof,
44 Jahre alt (Kassel, 16. November); Lehrer Friedrich
R o s e n st o ck, 34 Jahre alt (Kassel, 17. November); Bäcker
meister Konrad Weißenborn, 48 Jahre alt (Kassel,
18. November); Kaufmann Julius Kehm (Kassel,
19. November); Postsekretär a. D. Konrad Gehn er,
73 Jahre alt (Kassel, 25. November).
Tonristische Mittheilnngen aus beiden Hessen,
Naffau, Frankfurt a. M., Waldeck und den Grenze
gebieten, herausgeg. von Dr. Wilh. Lange, Jahrgang V,
Nr. 5 (November 1897). Inhalt: Grubenhagen von
Scheibe. Die Taunusfahrt des Niederhessischen Touristen
vereins sZweigverein Kassels von G. Haupt (Schluß).
Rheintour des Taunusklub. Von Fried. Ad. Schmidt.
Eine alte Räuberherberge im Taunus. Die Fuchsmühle
bei Schloßborn. Hexenritt von Ludwig Mohr. Berichte.
Briefkasten.
L. P. in Kassel. Der Verfasser des Artikels über
„Die Kunst in Kassel" erklärt, seine darin geäußerten
Ansichten nach jeder Richtung hin mit seinem Namen
vertreten zu wollen. Demgegenüber würden wir nur
dann Ihrem Gegenartikel Raum geben können, wenn Sie
uns gleichfalls in den Besitz Ihrer genauen Adresse setzen
möchten.
Für die Redaktion verantwortlich: Dr. W. Grotefend in Kassel. Druck und Verlag von Friedr. Scheel, Kassel.