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Als Anton vor dem Lamprecht'schen Hause
seinen ergebenen Gruß an den Herrn Ober
gerichtsrath zu entrichten bat und seinen Besuch
auf morgen ankündete, wußte Schwester Mariechen,
was Anton und Helenchen seit einigen Stunden
als „ihr" Geheirnniß bewahrten. In voller
Glückseligkeit schritt Anton nun neben der Mutter
einher über den im vollen Mondesglanz säst
taghell schimmernden Friedrichsplatz.
„Mutter, Helene Lamprecht ist meine Braut!"
rief er plötzlich, stehen bleibend, voller Begeiste
rung aus.
„So, so!" versuchte die Mutter in strafendem
Tone zu erwidern, „also hat doch der ,Referendar'
das Wort gesprochen, das der ,Herr Assessor'
erst Hütte wagen dürfen'!'"
„Ach Mutter, denke nur, Halsbinden kann
Helenchen aber nicht anfertigen, das sagte
Mariechen nur so!"
„Nun, Antonchen, Du hast doch gut gewählt.
Den eben erwähnten Mangel achte ich gering,
denn ich hoffe, es wird mir noch vergönnt sein,
einer späteren Generation mit meiner besondern
Kunstfertigkeit Freude zu bereiten!"
„Arme Jungen!" seufzte leise der Referendar
zum Monde ans und gedachte der Hinunelblauen
mit weißer Blonde!
-i-äH-
Marum öoch?
Warum doch singt zur Lenzzeit
Wom Kerbst des Sängers Lreö,
Warum im vollen Leben
Klingt Sterben in's Gemüth?
Wan sagt rvohl: nur dem Deutschen
Sei Dieses eig'ne Art —:
Doch ist in jedem Kerzen
So Lust mit Leid gepaart.
Warum doch? Weil in allem
Dem Kerz ein Sehnen bleibt.
Das auch im ganzer: Leben
Kein einz'ger Hag vertreibt.
Weil allem Lenz auf Erden
Kin Kerbst schon innervohnt.
Weil Wlühen — Glühen — Werden
Wiemals der Hod verschont.
Weil Lenz und Lust und Liebe
Won kurzer Dauer sind —
Wnd all die bunten Wlätter
Werrveht der Kerbstesrvind.
Vber-KIingen. Karl Grnst Knodt.
Arts crllerr rtnö netter: Jett.
Die Einnahme der Feste Rheinfels
und andere Ereignisse nach dem Gefechte
bei Lutterberg (Herbst 1758).*) Friedrich
der Große sagt im 6. Kapitel seiner Geschichte
des siebenjährigen Krieges: „Die Begabung und
die Entschlossenheit eines Feldherrn haben im Kriege
größeren Werth als die Trnppenzahl." Der König
selbst bietet ja neben dem Herzoge Ferdinand
von Braunschweig einen vorzüglichen Beweis
für dieses Wort, er meint aber an der erwähnten
Stelle den General Sey blitz. Das gerade Gegen
theil zu diesem tüchtigen Manne bildete der An
*) Hauptsächlich entnommen dem ersten Bande von
C. Renouard, Geschichte des Krieges in Hannover, Hessen
und Westfalen 1757—1763. Kassel 1863.
führer des französischen Heeres, der Prinz von
Soubise. Seiner gewaltigen Uebermacht gelang
es zwar, am 10. Oktober 1758 den Unterseldherrn
des Prinzen Ferdinand von Braunschweig, den
General Ob erg, bei Lutterberg zwischen
Kassel und Münden zurückzuschlagen. Allein
auch dieser kleine Sieg war weniger das Berdieust
des 'Prinzen Soubise als des Generals Chevert,
der von dem Marschall Contades, dem Befehls
haber in Westfalen, zu dem französischen Heere in
Hessen gesandt war. Chevert wurde mit seiner
Abtheilung schon drei Tage nach der Schlacht
zurückgerufen, und so blieb es Soubise überlassen,
den Sieg bei Lutterberg auszunutzen. Die Aus
nutzung bestand aber nur in wenigen unbedeutenden
Streiszügen.