Rafael.
Psychodrama von Carl prefer.
OK^er alte, feurige Falerner blinkt
31t unsren Bechern, wie das Flammengold,
Das dort im Westen in die welleil taucht
Und hier die weinumrankte Osteria
Mit rothem Golde zaubrifch übergießt.
Frisch, lneine Schüler, treue Kunstgenossen,
Ergreift die Becher: unsre Lehrerin,
Die Gottnatur, die herrliche, zu grüßen.
Im Geist erfaßt, und sie in's Herz gebannt,
Umschließt die Brust dann tausend Ideale,
Und dennoch — nur Natur, wißt, meine Freunde,
Das ist das Räthsel aller Kunst: Natur
Und Ideal vereint in einem Bunde,
Aus dem der Wahrheit reiner Vuell entspringt.
So gelte denn der Trunk zugleich der Run st,
Der gottgebornen, ewig jugendlichen,
Die Schöpfer sich erzieht im Dienst des Schöpfers.
Sieh dort, Perino, Kreme meiner Schüler,
Sieh dort inr weichen Duft der Abelldsorllle
Das süße Bild noch süß'rer Mutterlust.
welch ideale, himmlisch schöne Ruhe
Liegt, wie ein Segen, auf den zwei Gestalten.
— Du sagst, es sei die Tochter unsres Wirthes,
Die sich, im Schatten glüh'nden Rebenlaubes,
Das Kind im Schooße, auf dem Stuhle wiegt?
Mir ist sie mehr, Perino, — und doch nichts
Als eine Römerin in blühender Reife,
Als nur ein Weib, doch voller Glück und Lust.
was sagt' ich doch so eben von der Kunst? —
Bier reißt ein Stück erhabenster Natur
Mir selber Schleier noch vom geist'gen Auge,
So daß mir das reale Stoffgebiet
Erweitert der Ideeen alten Kreis;
Ja, nimmer giebt es in der Kunst ein Ende,
was sind, so möcht' ich fragen, die Madonnen,
Die ich seither mit fleiß'gem Pinsel schuf?
was sind sie gegen dies Madonnenbild,
In dem des Glücks Verklärung aus den: Innern
Das Aeußere durchgeistigt und belebt! —
Fort, — fort mit aller mädchenhaften Zartheit
Und mit dem Ausdruck süßer Frömmigkeit!
Das jugendliche Weib im Mutterglücke,
In einem Glück, vertauschbar nicht mit Himmel
Und Seligkeit, das ist, so scheint es mir,
Das Bild der Mutter unsres Welt-Erlösers.
Du zweifelfpdran? — Wohlan, wir wollen's prüfen.
Beda, mein Wirth, reicht mir, ich bitte Euch,
von dem zerbrochnen Fasse dort den Boden.
Ihr fragt wozu? — was nützt Euch das zu wissen?
Und wenn ich wirklich Euch auch sagen würde:
Ich will den Gottgedanken der Erlösung
vermählen mit dem höchsten Menschenglücke,
verständet Ihr's? — Ei, — seht nur, Freunde, seht
Das staunende Gesicht des guten Alten;
Auf seinen wein versteht er besser sich,
Als auf das Wunderding von Kunst-Idee.
Doch, — fahrt im Spiele fort; ich will indessen
Hinwerfen die Empfindung meiner Seele.
So recht, - sie hebt den Knaben eben auf
Und drückt ihn an das Berz, mit beiden Armen