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als wohlbestallter Amtsrichter und Dr. jur. im
ehedem hessischen Bassum. Die schönen Lieder
sind der Biographie des Philosophen von O. A.
Ellissen entnommen, und wir machen bei dieser
Gelegenheit daraus ausmerksam, daß sowohl von
dieser als von Langes klassischer „Geschichte des
Materialismus" kürzlich wohlfeile Ausgaben er
schienen sind.
Gedenktafel. Am 29. August wurde an
dem Hause Untere Marktgasse Nr. 34 zu
Kassel zu Ehren des daselbst 1746, also vor
150 Jahren, geborenen, weit über Deutschland
hinaus bekannten Erbauers der Wilhelmshöher
Wasserfälle, Karl Steinhöfer, von der
Stadt Kassel eine Gedenktafel angebracht.
Deutsche Kolonie in Belgien unter
hessischer Leitung. Die in französischer Sprache
in Antwerpen erscheinende Zeitschrift L’Opinion
bringt einen Bericht über ein Fest der deutschen
Kolonie in Hoboken, einer Gemeinde von
7143 Einwohnern in der Provinz Antwerpen. Das
als «lonrnal liberal bezeichnete Blatt schreibt nämlich:
Wir haben gestern einem reizenden kleinen
Feste der deutschen Kolonie Hobokens beigewohnt,
die auf Anregung des Herrn Dr. Hartwig,
Direktors des dortigen Zweiggeschäftes der Leipziger-
Wollkämmerei, wie in den vorausgegangenen Jahren
ihr Nationalfest feierte, um den Patriotismus
der von ihrer Heimath entfernten Deutschen zu
stärken und bei ihren Kindern die Liebe zum
Vaterlande zu wecken. Besonderer Dank gebührt
der Aufopferung und den Bemühungen des Herrn
Dr. Hartwig, dem die deutsche Kolouie den
Besitz einer eigenen Schule dankt. Trotz seiner-
vielseitigen Beschäftigung hat Herr Dr. Hartwig
das Amt eines Direktors der genannten Schule
noch übernommen.
Dr. Hartwig, der in der That die Seele der
deutschen Kolonie zu Hoboken ist, stammt aus
Win decken, hat das Gymnasium zu Hanau und
die Universitäten zu Marburg und Leipzig besucht,
war danach als Chemiker an der Leipziger Woll
kämmerei angestellt und bekleidet seine jetzige
Stellung seit etwa zehn Jahren. Seine Gemahlin,
die ihn in seiner patriotisch-gemeinnützigen Thätig
keit vielfach unterstützt, ist eine geborene Marburgerin
(geb. v. Witzleben), eine Enkelin des Marburger
Astronomen Gerling. W.
Todesfälle. Am 25. Juli verschied in
Rastatt nach schwerem Leiden im 48. Lebens
jahre der Major und Bataillonskommandeur
Georg Ziegler. Er entstammte einer alt
hessischen Familie; sein Vater war der frühere
hessische Landtagsabgeordnete Ziegler, seine Mutter
eine geborene Boedicker, Tochter des ehemaligen
Stadtkommandanten von Kassel und General
lieutenants Ludwig Boedicker. In Hanau, wo die
Eltern ansässig waren — die Mutter starb da
selbst erst vor einigen Monaten —, wurde Georg
Ziegler am 25. April 1848 geboren. Nachdem
er das Gymnasium seiner Vaterstadt mit gutem
Erfolg absolvirt hatte, bezog er die alte Landes
universität Marbnrg, um sich, einem Wunsche seines
Vaters entsprechend, dem Studium der Rechts
wissenschaft zu widmen. Vom 1. Oktober 1868
bis dahin 1869 diente Ziegler als Einjährig-
Freiwilliger bei den Marburger Jägern und begab
sich dann Herbst 1869 ans die Universität Heidel
berg, um dort seine Studien fortzusetzen. Als im
darauffolgenden Jahre der deutsch-französische Krieg
ausbrach, trat er als Unteroffizier in die Reihen
des 1. Nassauischen Infanterie-Regiments Nr. 87
ein, bei dem er den ganzen Feldzug hindurch ver
blieb. Während des Feldzuges avaucirte Ziegler
zum Secondlieutenant, blieb als solcher nach dem
Feldzug im aktiven Dienst und wurde 1874 mit
einem Patent vom 6. Februar 1869 in das
2. Badische Grenadier-Regiment Nr 110 versetzt,
in welchem er 1875 zum Premierlieutenant, 1884
zum Hauptmann und 1893 zum Major befördert
wurde. In Mannheim wurde Ziegler and) mit
der Prüfung der Dowe'schen sogen, kugelsicheren
Panzer betraut, die seiner Zeit so viel Don sich
reden machten. Am 15. Mai 1894 wurde Ziegler
sodann als Bataillonskommandeur in das Infanterie-
Regiment Markgraf Ludwig Wilhelm (3. Badisches)
Nr. 111 versetzt. Ziegler hinterläßt eine Wittwe
mit vier Kindern. Er war mit Leib und Seele
Soldat, ein begabter, tüchtiger Offizier nnb ge
rechter Vorgesetzter. -n.
Am 31. August starb in Hanau der Amtsrichter-
Theo dorSchott. Mit ihm ist ein trefflicher Be
amter nnb Richter und charaktervoller Mann vor
zeitig aus dem Leben geschieden. Geboren in
Friedewald im Jahre 1854 nnb in frühester Kindheit
verwaist, wurde er im Hause seines Großvaters in
Eschwege erzogen, das ihm zeitlebens die eigentliche
Heimath blieb. Er besuchte das Gymnasium in dem
benachbarten Mühlhausen, widmete sich der Juris
prudenz und erhielt seine erste richterliche Anstellung
im Jahre 1884 als Amtsrichter in Borken. Dort
wirkte er neun Jahre. Als er im Herbst 1893
nach Hanau versetzt wurde, hatte die Krankheit,
die seinen Tod herbeiführte, ihn schon ergriffen.
Tapferen Sinnes hat er gegen sie angekämpft, trotz
arger Schmerzen und Zunahme der Gebrechlichkeit
hörte man keine Klage von ihm, und die kernige