Full text: Hessenland (9.1895)

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Seilen im Leben Hermanns, welche die Ehre der 
deutschen Stämme erhöhen, sondern auch die sind 
in Preser's Epos hineingezogen, welche da reden 
von der Uneinigkeit linb dem Hader der deutschen 
Fürsten und den abermaligen Niedergang Germaniens 
im Gesolge hatten. Der Ausbau des Epos zeichnet 
sich aus durch klare Uebersichtlichkeit und treffliche 
Anordnung und Grnppirung des Stoffes. Der 
Dichter geleitet uns von Armin's Aufenthalt in 
Rom am Hose des Kaisers, wo der Held welsches 
Wesen verachten und deutsche Eigenart der Sitte 
schätzen lernte, zu Armin's Heimkehr nach Deutsch 
land, schildert uns dessen Parteiungen und Zustünde, 
Armin's Liebeswerben um Thusnelda, deren Ent 
führung und das Auskeimen und Reisen der Be- 
sreinngsgedanken bis zu ihrer Ausführung, soweit 
sie Armin beschieden war. Der Schwerpunkt ruht 
selbstverständlich in der Schlacht im Teutoburger 
Walde imb Varus' Untergang. Der Natur der 
Sache nach, nicht etwa durch Verschulden des Dichters, 
fällt der Schluß dann etwas ab. Der Phantasie 
des Dichters wird freier Spielraum gelassen, aber 
dennoch bewegt sie sich im Rahmen der geschicht 
lichen Vorgänge und Ereignisse, denen in keiner 
Weise Gewalt angethan wird. Daß ein Dichter, 
der in allen Fasern seines Ichs so fest im hessischen 
Volksthum wurzelt, wie Carl Preser, nicht 
verabsäumt, die Vorfahren seines Volksstammes 
in die Darstellung hineinzuziehen, sei nicht ver 
schwiegen. Gewiß wird dieser Umstand die für- 
vaterländische Dichtungen zugänglichen Kreise im 
Hessenland um so eher veranlassen, sich in das 
Arminslied zu vertiefen, als diese Hineinbeziehung 
völlig ungezwungen, und ohne ausdringlich zu er 
scheinen, vor sich geht. Sei die schöne Gabe den 
Lesern des „Hessenlandes" bestens empfohlen. 
Losch, Philipp. Johannes Rhenanus, 
ein Casseler Poet des siebenzehnten Jahrhunderts. 
Marburger Jnaug.-Diss. Göttingen, Druck von 
E. A. Huth. 1895. (VI u. 98 S.) 8°. 
Erfreulicher Weise beginnt mit fortschreitender 
Spezialsorschung auch die Geschichte des geistigen 
Lebens unseres Hessenlandes in Literatur, Kunst 
und Wissenschaft und die Geschichte hervorragender 
Träger desselben aus dem Dunkel herauszutreten, 
in dem sie bisher derart befangen war, daß noch 
Münscher und Bühr im Allgemeinen mit einem 
bedauernden: non liquet! darüber hinweggehen 
konnten. Und in der That ist eine sorgfältige 
Neubearbeitung und Fortführung der großen 
Strieder'schen Gelehrtengeschichte längst als ein 
dringendes Bedürfniß anerkannt worden. Dazu 
bedarf es jedoch vor allem noch der Vorarbeiten, 
und man möchte nur wünschen, daß diesem 
Bedürfniß recht viele ebenso fleißige und um 
sichtige Monographien, wie die vorliegende es ist, 
nachkämen. Zumal das erste Jahrhundert des 
Bestehens der Landesuniversität Marburg dürfte 
mannigfache Anregungen bieten. So fehlen uns, 
um nur Einiges zu erwähnen, noch immer genügende 
Arbeiten über den Chronisten Dilich, über Wilhelm 
Kirchhof, den Verfasser des „Wendunmut", über 
den aus Hessen stammenden Dramatiker Heinrich 
Hirtzwig, über Johann Oldendorp, in seinen Staats- 
nnd Völkerrechtslehren den Vorläufer von Hugo 
Grotius. 
Namentlich auf dem Gebiet der Literatur ist 
bislang so gilt wie nichts gethan, und doch steht 
unser gelehrter Landgraf Moritz neben dem Herzog 
Heinrich Julius von Braunschweig als Begünstiger 
der dramatischen Muse (seine Dramen sind uns 
leider verloren) hoch über allen seinen Zeitgenossen 
unter den deutschen Fürsten. Mit Freuden muß 
man es daher begrüßen, daß eine Sammlung 
hessischer Dramen von Seiten unseres Marburger 
Literarhistorikers und Landsmannes Professor- 
Edward Schröder zu erwarten steht, zu der die 
handschriftlichen Schätze der Ständischen Landes 
bibliothek das reichste Material liefern dürften. 
Aus die Anregung dieses Gelehrten ist denn auch 
die Arbeit eines jungen hessischen Germanisten 
über Johannes Rhenanus zurückzuführen, aus der 
wir das Wesentlichste herausheben wollen. 
Rhenanus war aus einer hessischen Familie (der 
Großvater, Pfarrer in Allendors und „Befehls 
haber und Mitsalzgrebe in den Sooden", ist der 
Verfasser der sog „Salzbibel", der Vater war 
Leibarzt des Landgrafen Moritz gewesen) gegen 
Ende der 80er Jahre des 16. Jahrhunderts in 
Kassel geboren, studirte seit 1609 in Marburg, 
nach seines Vaters Tode von Landgraf Moritz 
unterstützt, Medizin und Chemie, und bekleidete 
dann die Stelle eines landgräslichen Leibarztes 
und, den chemisch-alchymistischen Neigungen Moritzens 
entsprechend, vor allem eines Hof-Alchymisten 
und Aufsehers des chemischen Laboratoriums des 
Landgrafen. Mit seiner ärztlichen Thätigkeit muß 
es nicht weit her gewesen sein. Auch den Stein 
der Weisen zu entdecken, wie er in einer lateinischen 
Abhandlung seinem hohen Gönner versprochen, war 
ihm nicht beschieden; nicht einmal die Goldfabrikation 
scheint ihm gelungen zu sein, wenigstens interessirte 
ihn mehr das Gold seines Herrn und das Gold 
des Weines, beides angeblich gur Förderung seiner 
Experimente. Ueberhaupt wird er sich innerlich 
oft genug über die alchymistischen Liebhabereien 
des Landgrafen lustig gemacht haben (S. 15). 
Wann er gestorben ist, wissen wir nicht; vielleicht 
lebte er gegen Ende 1637 noch. Sein Mangel
	        
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