M 17. IX- Jahrgang- Kassel, 1. Stplrmlier 1895.
Das „HrlNnlmid" erscheint am 1. und 16. jedes Monats 1 1 /a bis 2 Bogen stark und kostet vierteljährlich
1 Mark 50 Pf., die einzelne Nummer 30 Pf. Auswärts kann das „Hessenland" durch die Post (Postzeitungsliste 1895
Nr. 3148) oder durch den Buchhandel oder auch direkt von der Expedition unter Streifband bezogen
werden; in Kassel nimmt die Expedition (Buchdruckerei von Friedr. Scheel, Schloßplatz 4, Fern
sprecher Nr. 372) Bestellungen entgegen. Anzeigen werden mit 20 Pf. für die gespaltene Petitzeile berechnet.
Hier ist kein Bleiben!
s ie rothe Rose,
Die gestern im Gebüsch
Erblüht den: Moose
Des Reiches morgensrisch,
Entblättert steht die prächtige schon heute. —
Wo sind't sich wieder
Der süße Rlagehall
Traumsel'ger Lieder
Der kleinen Nachtigall,
Wie eh er scholl in duftendem Gestände?
Wo Blüthendolden
Im j?ark im Lustgeheg
Blau, weiß und golden
Jüngst schinückten Weg und Steg:
Da rothen schon sich, Traub'an Traub', die Beeren,
Und in dem Grunde
Wogt eig'ner Drille schwer
Rings in der Runde
Das Aornfeld hin und her,
I Wie Wogen in den windbewegten Meeren.
D'rum wenn noch prangen
In s?urpurfülle euch
Der Jugend Wangen,
Wie Rosen im Gesträuch:
Gebt Raum der Freude in dem Erdenwallen!
Hier ist kein Bleiben:
Die Rose kommt und geht,
Die Früchte treiben;
Das Wellenspiel verweht,
Und schnell stirbt hin das Lied der Nachtigallen.
Ludwig Mohr.