116
Die Scheidung des alten Schartenbergischen
Stammes in zwei Zweige war damit für die
Folgezeit besiegelt. 1272 werden die Bruder-
Stephan und Gerlach von Falkenbcrg zum ersten
Male erwähnt, 1284 nennt sich Stephan von
Falkenberg Herr der Malsburg (dominus castri
Malesburg), und 1286 heißt er Stephan von
der Malsburg, ein Name, der für ihn und seine
Nachkommen mit dem Jahre 1300 der ständige
wurde. Dieser Ritter Stephan wurde im Jahre
1290 von Ritter Stephan von Schartenberg aus
drücklich als sein Vetter bezeichnet, auch wissen
wir aus der bereits angezogenen Urkunde des
Elmarshäuser Archivs vom 26. September 1284,
daß die beiden Zweige des Geschlechts Güter be
saßen, die von ihnen gemeinsam verliehen wurden.
1290 ist in Urkunden der Brüder Stephan und
Gerlach von der Malsburg die Rede von deren
Erben von Schartenberg. Endlich treffen Ritter
Stephan und die Knappen Brüder Johann und
Heinrich von Schartenberg mit ihren Ganerben,
dem Ritter Stephan und den Knappen Hermann
von der Malsburg und Stephan und Gerlach von
Falkenberg, am 3. Juli 1340 in Erneuerung eines
Vertrages ihrer Eltern vorn Jahre 1312 Bestim
mungen über das Lehngut „daz vor Alters unser
beyder Eldern von Schartenberg verlenet haben".
Nach diesen Belegen kann über die Zu
sammengehörigkeit der Ritter und Knappen
von der Malsburg, vorr Schartenberg und von
Falkenberg kein Zweifel mehr herrschen. Die
Nachkommen der im Ausgang des 13. Jahr
hunderts lebenden Brüder Ritter Stephan von
der Malsburg (Falkenberg) und Gerlach von
Falkenberg sind die heute noch blühenden Herren
von Malsburg und die seit dem 14. Jahrhundert
zu Herstelle an der Weser ansässigen, 1733 er
loschenen Herren vor: Falkenberg, zu denen der
tapsere Vertheidiger Magdeburgs im dreißig
jährigen Kriege, Oberst Dietrich von Falkenberg,
gehörte. Die ersteren stammen von Ritter Stephan
lind seinen Söhnen, die letzteren aller Vermuthung
nach von Stephan's Bruder Gerlach. Das Ver
hältniß, in welchem die Familien von Scharten
berg, von Falkenberg und von der Malsburg zu
einander standen, läßt sich durch folgende einfache
Zeichnung klarlegen:
von Schartenberg
(1143 und 1228 von der Malsburg)
von Schartenberg von Falkenberg
(ausgestorben 1383 (Herren der Malsburg)
oder 1384) |
von der Malsburg von Falkenberg
(ausgestorben 1733).
(Schluß folgt.)
Heinrich Martin.
C% m IC. März wurde in Kassel der Ober-
appellationsrath a. D. Heinrich Robert
^4 V Martin zu Grabe getragen. In ihm sah
das Hessenland einen seiner treuesten Söhne
scheiden, die Rechtswissenschaft einen ihrer scharf
sinnigsten Jünger; darum sei auch an dieser Stelle
des Verewigten in pietätvoller Erinnerung gedacht.
Heinrich Martin wurde am 13. Juli 1815
zu Homberg in Niederhessen geboren, während
sein Vater, der aus der Geschichte des Dörn-
berg'schen Aufstandes bekailnte frühere Frielen-
dorferFriedensrichter Siegmund Peter Martin,
sich als Polizeidirektor in preußischen Diensten
aus dem Feldzuge in Frankreich befand. Die
Familie Martin stammt aus Frankreich. Der
erste Martin, welcher nach Hessen kam und sich
in Kassel niederließ, heirathete noch als Mann
voll 60 Jahren um das Jahr 1730 eine Tochter
des Superintendenten G. Ungewitter des Aelteren.
Aus dieser Ehe entsprossen 6 Söhne, von welchen
der vorletzte Pfarrer in Holzhausen in Nieder
hessen und seit 1782 Metropolitan in Homberg
war. Dessen Sohn ist Siegmund Peter Martin,
der Vater Heinrich's, welcher nach seiner Rückkehr
aus Frankreich und seinem Rücktritt aus dem
preußischen Staatsdienste in Homberg als Advokat
seinen Wohnsitz nahm. Hier verlebte Heiilrich
seine Killder- und ersten Schuljahre, die er in der
Rektorschule am Kirchhofe gegenüber dein Haupt
eingange zur Kirche zubrachte. Die Schule leitete
damals Rektor Wilhelm Köster, ein interessanter
Mann, wenn auch kein geschulter Pädagog (st 1862
als Pfarrer emeritus), an dem seine Zöglinge
mit großer Liebe hingen. Seiner Vaterstadt