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kurzem i und scharfem ss. — Das sind die That
sachen, von denen ausgegangen werden
muß. Sie sind zuerst fundamental zu prüfen und
genau zu erwägen. Dafür wäre es wichtig festzu
stellen : 1) Ob es vor dem Jahre 1500 oder 1550 eine
nicht mit W anlautende Namensform (sagen wir
Missner) giebt? — Bis jetzt ist eine solche nach
zuweisen, noch nicht gelungen. 2) Ob im Bolksmunde
eine andere Aussprache als „Wissner" sich aufzeigen
läßt? — Aber eine solche dürfte meinen Nach
forschungen nach kaum vorhanden sein.
Den: nach ist es Ehrenpflicht eines jeden
Hessen, vor allem der den Berg besuchen
den Touristen, und jedes Mannes der
Wissenschaft dahin — besonders durch
ausschließlichen Gebrauch des Wortes
Weissner — z u wirke n, daß der ur
sprüngliche und allein sinn- und be
deutungsvolle Name wieder in sein
Recht eingesetzt wird.
II. (Namenerklärung.) Denn der Name Meißner
oder Meisner ist dem Unterzeichneten trotz allen
Suchens völlig unverständlich geblieben; doch bin
ich für jeden dargebrachten Deutungsversuch mit
Begründung sehr dankbar. Was bedeutet denn^
Meißner? — so lautet die dritte Frage — Dagegen
wird wohl Weißner soviel als „Weißer Berg" be
deuten, sowohl sprachlich als sachlich, und die ver
suchte Anlehnung an das Wort „Wiese" in beiden
Richtungen abzulehnen sein. Doch ist der laut
physiologische Beweis hier allein zwingend und
kommt es namentlich auf das kurze, klare i und
das scharfe Doppel-s in „Wiss(e)ner„ an. Denn im
hessischen und im thüringischen Dialekte, dem
sprachlich das untere Werrathal und der Ostabhang
des Berges zufallen, lautet der Ausdruck für Wiese
völlig verschieden von dem Worte für weiß: der
Vokal klingt dabei stark nach e hin und s ist merk
lich weicher. Damit stehen wir vor drei neuen
Fragen, die wir den obigen hier anreihen wollen:
4) Kann „Weißner" den weißen Berg bedeuten?
5) Ob nicht „Wiss(e)ner" soviel als Wiesenberg? und
6) Kann das Wort noch irgend eine andere Deu
tung haben und welche?
Alt- und Mittelhochdeutsch dürfte es „Wizenaere"
(wlzanuri) gelautet haben, (z als „sz" aussprechen!)
III. Erklärung des falschen M.) Wie konnte
aber, so fragt man mit Recht, aus Wissner das Wort
Meißner entstehen? Bei der Antwort auf diese
siebente Frage ist der Uebergang von i zu ei sehr
leicht aus der Sprache zu belegen, man denke nur
an hessisch: minn Schwinn, hochdeutsch: mein
Schwein. Aber wie ward aus dem anlautenden W
ein M? — Wohl nur durch Verbalhornung eines nicht
ganz Ortskundigen. Die meisten erklären a) durch
Verschreibung oder Verlesung eines ver
schnörkelten W, dem M am meisten ähnlich ist,
(doch ist das ein Nothbehelf und müßte erst im
Einzelnen nachgewiesen werden) und b) durch Ver
hören von „uf'm Wissner"; dies scheint zur Zeit
mir die einleuchtendste Erklärung zu sein, die ich,
wie so manche Nachweise, der Güte des Herrn
Bibliothekars Dr. Brunner zu Kassel verdanke. Als
Frage Nr. 8 ließe sich stellen: In welchem Jahre
kommt nachweislich zuerst die Form Meißner auf?
und wäre der Antwort genaue Belegstelle beizufügen
und 9) Wer weiß die Verdrehung von Wissner zu
Meißner etwa noch anders zu erklären? — Doch
hat der ganze letzte Punkt nur Fragen zweiten
Ranges gegenüber der thatsächlichen Doppel-Be
nennung.
Mein schon sehr reiches Material zu allen diesen
Fragen gedenke ich in den nächsten Nummern
dieses Blattes nach und nach vorzulegen, bin aber
für jeden Beitrag zur Lösung obiger
neun Fragen sehr dankbar und bitte hier
durch um rege Beihülfe. Denn nur vereinte
Kräfte im Sammeln des entlegenen Materials und
ruhiges Prüfen all der schwierigen Probleme können
zum Ziele führen.
Dr. phil. Aritz Stetig.
(Adresse: Kassel, Königsthor 3.)
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des „Kessenland".
Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: F. Zwengerin Fulda, Druck und Verlag von Fried r. Scheel in Kassel.
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