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zu viel, Musterehen. In dem traulichen Familien
leben, verschönt durch das Walten hochgebildeter
Frauen, fand der gemüthvolle Gatte und Vater-
seine Erholung, seine Freude, sein Glück.
Ich bin zu Ende. Der Name des Oberbürger
meisters Franz Rang verdient eingetragen zu werden
in die Annalen der Stadt Fulda, ihm zum Ruhm,
den Mitlebenden zum Gedächtniß, den kommenden
Geschlechtern zur Nacheiserung. Er ruhe in Frieden.
K. Z.
Jakob Hoffmeister ■+.
4.
m 9. Oktober d. I. starb zu Kassel nach
/U langen und schweren Leiden im 81. Lebens-
u V jähre der bekannte hessische Schriftsteller, der'
ehemalige Staatsanwaltssekretär Jakob Hoss-
meist er.
Er war der Sohn des Pfarrers Hoffmeister in
Waldau und daselbst am 6. August 1813 geboren.
Nachdem er das Kasseler Lyceum besucht, stndirte
er in Heidelberg urtb Marburg Jurisprudenz und
trat nach gut bestandenem Examen — 25 Jahre
alt — in den juristischen Vorbereitungsdienst, zu
nächst bei dem Stadtgericht zu Kassel, in welchem
er fast 11 Jahre lang ausharren mußte, um vom
Jahre 1849 ab nach einander an verschiedenen
Justizämtern (Ziegenhain, Bischhausen, Wetter)
kommissarisch Aktuarstellen, auch im Jahre 1859
die Stelle eines Sekretärs bei der kurfürstlichen
General-Staats-Prokuratur in Kassel zu verwalten.
Im Jahre 1861 erhielt er eine Anstellung als
Aktuar beim Justizamt in Melsungen, gründete
daselbst seine Familie und blieb bis zum Jahre 1867,
welches ihn als Sekretär an die Staatsanwaltschaft
nach Marburg führte. In dieser Stellung blieb
er bis zum Jahre 1881. Ein Nervenleiden
nöthigte ihn um diese Zeit, feinen Abschied nach
zusuchen. Danach verlegte er seinen Wohnsitz nach
Kassel, in seine alte, von ihm so sehr geliebte
Heimath, wo er nun auch seine letzte Ruhestätte
gefunden hat.
Es ist ein Leben reich an Gegensätzen mtb
Schicksalen, welches da soeben zu Ende gegangen ist.
Begabt mit einem für alles Schöne, für Kunst
und Poesie begeisterten Gemüth empfing Hoffmeister
als Schüler des Kasseler Lyceums seine nachhaltigsten
Eindrücke durch einen langjährigen Verkehr im
Hanse seiner Tante, der Wittwe des Geheimraths
Engelhardt, der als Dichterin gefeierten Philippine
Gatt er er, welche mit ihrem lebhaften Geiste und
ihrer großen Belesenheit seine ganze geistige Ent
wicklung beeinflußte und den Grund dazir legte,
daß seine Geistesrichtung mehr idealen und ästhe
tischen als praktischen Zielen zustrebte. Sehr
gegen seinen Willen nöthigte ihn der Einfluß seiner
Familie, sich dem Studium der Jurisprudenz zu
widmen. Damit wurde ein Kontrast in ihm ge
schaffen, der für seine ganze Lebensentwickelung
verhängnißvoll werden mußte. Ein begeisterter
Jurist ist er nie geworden. Dieser Berus entsprach
den Neigungen und Bedürfnissen seines Geistes
nicht. Zwar hat er treu, wie es seinem gewissen
haften Sinne entsprach, auch die ihm hieraus
erwachsenden Pflichten erfüllt; aber äußere Erfolge
konnte ihm derselbe nicht bringen. Mehrfache
Versuche, in eine andere Carriere des Staatsdienstes
überzutreten, wurden theils durch die Mißbilligung
seiner Verwandten, theils durch die Ungeneigtheit
der Staatsregierung, solchen Wünschen zu ent
sprechen, vereitelt.
Seine Lieblingsstudien milßten es sich gefallen
lassen, auf seine Mußestunden beschränkt zu werden.
Dieselben, die sich vorzugsweise auf litterarischem,
historischem und kunstgeschichtlichem Gebiet bewegten,
waren und blieben die Freude seines Lebens, und
ihnen widmete er mit rastlosem Fleiße alle seine
freie Zeit. Ihnen hat er zil danken, was ihm an
Erfolgen in seinem Leben zu Theil geworden ist.
In ihnen und in dem Verkehr mit feinsinnigen
llnd genialen Menschen, wie sie sich in den
40er Jahren um die Spohr'sche und Hummel'sche
Familie in Kassel vereinigten und wie sie später
mit ihm in Verbindung traten, als er durch seine
litterarischen Arbeiten und insbesondere sein großes
Münzwerk sich in weiten Kreisen bekannt gemacht
hatte, fand er die Freude seines Lebens und eine
Entschädigung für manche Enttäuschullg, die ihm
das Leben im Uebrigen gebracht hatte. Eine nicht
geringere Waffe gegen die Begegnisse der letzteren
Art fand er allerdings auch in seinem fast kindlich
znsriedenell Gemüth, welches ihm nach jeder ge
täuschten Hoffnung stets wieder seinen Blick aus
neue Ziele zu richten gestattete.
Bereits in seinem 20. Lebensjahre hat sich seine
kunstsinnige Begeisterung in öffentlichen Besprechungen
klassischer Vorstellungen am Mannheimer und Kasseler
Theater Lust gemacht. Diese Neigung ist ihm Zeit
seines Lebens verblieben. Viele Aussätze ästhetischen
Inhalts und ein Bändchen feinsinniger, stimmungs
voller Gedichte legen hierfür Zeugniß ab. Zu einer
von seinem Freunde Hugo Stähle komponirten
Oper „Arria" lieferte er den Text. Auch ein