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Die diesjährige (17.) Versammlung des
Vereins von Lehrern an den höheren
Schulen der Provinz Hessen-Nassau und
des Fürsten thu ms Waldeck findet am 2 5. Mai
in Kassel statt.
Die berühmte H ab i ch 's ch e Gemäldesamm
lung ist am 9. und 10. Mai in Kassel durch
die Herren H. Lempertz-Köln und Joseph Schall-
Berlin versteigert worden. Die Sammlung war
seit 12 Jahren in der Kasseler Gemäldegalerie leih
weise ausgestellt und hat berechtigtes Interesse erregt,
da dieselbe Hauptwerke allerersten Ranges enthält.
Die italienische, alldeutsche, allniederländische, flämische
und besonders zahlreich die holländische Schule sind
vertreten. Die Sammlung bestand aus 166 Ge
mälden, doch sind hiervon auf Befehl Sr. Maj. des
Kaisers für die Kasseler Galerie 17 Gemälde für
20 000 Mark aus Mitteln der königl. Privatschatulle
angekauft worden, ferner erwarb 13 Gemälde die
Nationalgalerie in London. Der Rest von 136
Gemälden gelangte nun zur Versteigerung und zwar
am 9. Mai 43, am 10. Mai 93. Es waren eine
große Anzahl von Kunstliebhabern, Händlern und
Kunstdirektoren von Nah und Fern erschienen, und
es wurden im großen Ganzen recht befriedigende
Resultate erzielt. Die hervorragendsten Stücke gingen
au ein Privatmuseum (Zuckerfabrikant Say) in Paris,
Gemäldegalerieen Kassel, Dresden, Hannover, Ham
burg, London, Rotterdam, Haag, Mailand, Zürich rc.
über. So wurden u. a. die nachfolgenden Haupt
werke zu den beigesetzten Preisen versteigert: Tizian
(Porträt Philipp's II. von Spanien) 13 000 Mk,
Say-Paris; Rubens (Grablegung Christi) l O OOO Mk.,
Say-Paris; Ruisdael, Jakob (Die Wassermühlen)
10,150 Mk., Konsul Bodmer-Zürich; Guardi
(Markusplatz zu Venedig) 3000 Mk., Bodmer-
Zürich ; Zeemann (Blick in eine holländische Stadt)
3150 Mk., Priv. Gottschald-Leipzig; Bachiaca (An
betung der heiligen drei Könige) 2410 Mk., Crespi-
Mailand ; Bloot (Das Schweineschlachten) 2415 Mk.,
Weber-Hamburg; Bol, Ferdinand (Bildniß eines
jungen Mannes) 2060 Mk., Priv. Menck-Hannover;
Borgognone (Madonna), Ober-Reg.-Rath v. Seidlitz-
Dresden; Bruegkel d. Aelt. (Todtes Wild in einer
Landschaft) 2010 Mk.; Duck, I. A. (Musikalische
Unterhaltung) 2505 Mk., Dresdener Galerie; Hals,
Franz (Kopf eines lachenden Mädchens) 3150
Mk, Kunsthändler in Basel; Kranach d. Aelt.
(Die Wirkung der Eifersucht) 3500 Mk., Richter-
London ; Loo (Italienische Flußlandschaft) 3050 Mk.,
Rentier Ponfick-Kassel; Maas (Szene vor einer
italienischen Schenke) 2300 Mk., Konsul Wirz- Basel;
Pynacker (Landschaft) 2285 Mk.,Konsul Bodmer-Zürich;
Ruisdael, Salomon (Holländische Herbstlandschaft)
2210 Mk., Menck-Hannover. Im Ganzen sollen aus der
Versteigerung 320 000 Mark erlöst worden sein.
Wie wir in der Wiener Zeitung „das Vaterland"
lesen, haben die Lieder in dem Drama unseres hessischen
Landsmannes Adam Trabert in Wien „Elisabeth,
Landgräsin von Thüringen und Hessen" bereits ihren
Komponisten gefunden. Es ist kein Geringerer als
unser rühmlichst bekannter Oratorien-Komponist und
-Dichter Heinrich F id el is M ü ll er, Dechant zu
Amöneburg, der bekanntlich selbst ein geistliches Fest
spiel „die heilige Elisabeth" gedichtet und komponirt
hat. Als warmer Verehrer des Trabert'schen Dramas
schreibt er an den Verfasser des letzteren u. a.: „Für
die Zusendung Ihres herrlichen Werkes ,Elisabeth'
sage ich Ihnen den aufrichtigsten Dank. Erst in
diesen Tagen habe ich es durchkosten können, habe
aber die schönen Lieder des Werkes, das mich auf
einer Fahrt nach Kassel begleitete, schon vor fünf
Wochen gesungen und mit der Bleifeder im Waggon
fixirt. Das Lied Klingsor's hat mich am meisten
angesprochen, es ist eine Perle deutscher Dichtung....
Wir haben, glaube ich, in der christlichen Literatur
wenige Werke, die so genial, edel, großartig und bühnen
gerecht packend sind als das Ihrige. Möge Gott geben,
daß es aufgeführt wird und Vieler Herzen ergreift."
Universitätsnachrichten. I)r. phil. Al
bert Köster zu Hamburg ist als außerordentlicher
Professor für deutsche Sprache und Literatur an die
Universität in Marburg berufen worden. Der
selbe hat daselbst bereits am 13. Mai seine Thätig
keit mit einem öffentlichen Vortrag über den jungen
Goethe begonnen. Seinen Ruf als Literarhistoriker-
begründete Professor Köster durch seine Schrift
„Schiller als Dramaturg", Beiträge zur deutschen
Literaturgeschichte des achtzehnten Jahrhunderts
(Berlin 1891). Vorher (1887) war schon aus
seiner Feder ein allgemein geschichtliches Werk er
schienen: „die Wormser Annalen", eine Quellen
untersuchung, die allgemeine Anerkennung fand.
Albert Köster ist am 7. November 1862 zu Ham
burg geboren. Er kam, auf dem Johanneum zu
Hamburg vorgebildet, 1882 zur Universität, studierte
abwechselnd in Leipzig und Tübingen zuerst Rechts
wissenschaft, sodann neuere Philologie und schließlich
Geschichte und gelangte 1887 in Leipzig zur Pro
motion. Bei seinen historischen Studien schloß er
sich ganz besonders an Maurenbrecher und Wilhelm
Arndt in Leipzig an In seinem jetzigen Sonder
fache, der Germanistik, hatte er Friedrich Zarncke,
Hildebrand, Rudolf Kögel und Philipp Strauch zu
Lehrern. Von andern Universitätslehrern, unter
deren Einfluß sich Köster bildete, seien noch genannt
der Aesthetiker Köstlin, Anton Springer, der
Historiker Kugler, der Neuphilologe Ebert und Wil
helm Roscher, Biedermann und Kugler. In Mar
burg hat Dr. Köster die Germanistik neben dem
Ordinarius Edward Schröder und dem Privat
dozenten Dr. Wrede zu vertreten. (V. Z.)