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durch das Studium der Mathematik, Geschichte,
Erd- und Naturkunde folgerecht durchzuführen",
und wenn er hier und da auch gefehlt, wenn er
häufiger den Bogen der Disziplin allzustraff ge
spannt, wenn er es geduldet hat, daß die Schüler,
gelinde gesagt, rücksichtslos behandelt wurden,
wir wollen ihm deshalb keine Vorwürfe machen,
wissen wir doch, daß seine an sich schon schwierige
Aufgabe noch mehr erschwert wurde durch An
feindungen aller Art, selbst von Kollegen, und
daß es all seiner Kraft und Anstrengung be
durfte , um Zucht und Ordnung in der neuen
Schule einzuführen und zu erhalten. Obschon
es ihm gelungen war, das Gymnasium in kurzer
Zeit zur schönsten Blüthe zu bringen, so sollte
es ihm doch nicht vergönnt sein, die vollen
Früchte seiner erfolgreichen Wirksamkeit zu ernten.
Zu Anfang Januar 1841 erkrankte er an einer
Erkältung, die in Lungenentzündung überging,
und acht Tage später, am 17. Januar, führte
eine Lungenlähmung seinen Tod herbei. Gerade
einen Monat früher hatte sein Freund, der Re
gierungs-Direktor Staatsrath K. M. Eggena
das Zeitliche gesegnet, und tief ergriffen war
Bach von dem Hinscheiden dieses geistig so be
deutenden Mannes. Es befiel ihn damals eine
Todesahnung, die ihm vergebens seine Freunde
auszureden suchten. — Nikolaus Bach war von
Gestalt ziemlich groß, doch schmächtig, sein großes
Auge, die Blässe seines Gesichts, sein steifes
schwarzes Haar verliehen ihm einen eigenen
Ernst, doch war er bei aller Eckigkeit in seinem Be
nehmen freundlich und entgegenkommend im persön
lichen Verkehre. Streng in seinem Dienste, nur
seinen Studien und seiner Familie lebend, suchte
er keine Erheiterung außerhalb, er fand sie hin
reichend in dem Kreise der Seinen. Gerade,
aufrichtig, ohne Arg und Falsch, gerecht und
wohlwollend war er von Charakter, und in
religiöser Beziehung war er ebenso weit entfernt
von Jndifferentismus, wie von heuchelnder
Frömmelei.
Am 20. Januar fand das feierliche Leichen
begängnis; statt, an welchem Lehrer und Schüler
nebst einem zahlreichen Gefolge Fuldaer Ein
wohner Theil nahmen. Professor David Wagner,
der Kollege und intime Freund des Hingeschiedenen,
hielt die Grabrede, ein Muster der Beredtsam-
keit. Ein vom Primaner Ferdinand Merz ge
dichtetes Lied wurde am Grabe gesungen. Er
hebend war diese Todesfeicr, erhebender aber
noch jene, welche zum Andenken des Verblichenen
am 4. Februar, dem Rhabanustage, in der Aula
des Gymnasiums stattfand. Hier hielt Franz
Dingelstedt die Gedächnißrede, eine Rede, wie
sie nur Dingelstedt halten konnte, so glänzend,
wie wohl noch niemals vorher eine solche in den
Räumen des Gymnasiums und ehemaligen Uni
versitätsgebäudes gehört worden ist.
Als philologischer Schriftsteller hat sich Ni
kolaus Bach einen geachteten Namen erworben.
Gleich vielen anderen Philologen der damaligen
Zeit hatte er eine besondere Vorliebe für die
griechische Sprache, auch sind seine Arbeiten über
die griechischen Elegiker und Lyriker von be
sonderem Werthe. Minder glücklich soll er nach
dem Urtheile kompetenter Kritiker in der Be
arbeitung des Tacitus mit kurzem lateinischen
Kommentar gewesen sein. Wir lasseil nachstehend
ein Verzeichnis; seiner Schriften folgen:
Solonis carminum quae supersunt. Bonn
1825. — De Marco Aurelio Antonino impera-
tore philosophante. Leipzig 1826. — Mim-
nermi carmina. Ebd. 1826. — Critiae reliquiae.
Ebd. 1827. — Philetae, Hermesianaclis, Pha-
noclis reliquiae. Halle 1828. — Ueber den Ur
sprung und die Bedeutung der elegischen Poesie
bei den Hellenen. 1829. — Callini, Asii, Tyrtaei
carmina. Lpzg. 1831. — Ueber die erotische
Elegie der Hellenen. 1833. — Cornelius Tacitus,
eine biograph. Untersuchung. 1832. — Cornelii
Taciti operuni quae supersunt. 2 Bde. Lpzg.
1834—35. — F. A. Wolf, eine biograph. Skizze.
— De lugubri Graecorum elegia. Specini. I.
Breslau 1835. Specim. II. Fulda 1836. —
Rhabanus Maurus, der Schöpfer des deutschen
Schulwesens. Ebd. 1835. — Der Nibelungen
Noth im Auszug zum Schulgebrauch mit einem
Abriß der mittelhochdeutschen Formenlehre. Ebd.
1836. — De symposiaca Graecorum elegia.
Ebcnd. 1837. — Christliche Lieder f. katholische
Gymnasien. Hannover 1838. — Quaestionum
elegicarum Spec. I. Fulda 1839. — Historia
critica poesis Graecorum elegiacae. Ebd. 1840.
— Deutsches Lesebuch für Gymnasien in drei
Lehrstuscn von je zwei Abtheilungen. Leipzig 1841.
Außerdem lieferte er zahlreiche kritische Aufsätze
in philologische Zeitschriften.
Das Fuldaer Gymnasium, das er neu vrgani-
sirt, und das er während seiner fünfjährigen
Wirksamkeit an demselben zur hohen Blüthe ge
bracht, die Wissenschaft, die er durch seine Schriften
bereichert, verdanken dem Direktor Dr. Nikolaus
Bach viel. Sein Name wird stets in der Ge
schichte der Fuldaer Gelehrtenschulen mit Ehren
genannt werden.