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erworben hatten: die Grafschaft Hessen, seit
dem letzten Gras Werner Lehen des Erzstifts
Mainz, die Schirmvogtei über die Abtei Hcrs-
feld, die Vogtei über die Stifter und Klöster
Hasungen, Breiteuau und Fritzlar. Die
Landgrafen scheinen die letzten Felsbergcr Grafen
durch ihr erdrückendes Ucbergewicht aus Hesse»
geradezu verdrängt zu haben.
Bis vor kurzem wurde die Erwerbung der
Grafschaft Felsberg durch die Landgrafen auf
eine Heirath Hedwigs, der Wittwe Graf
Giso's IV. von Gudcnsberg, der Stiefmutter
der gleichnamigen Gemahlin Landgraf Ludwig's
und Tochter des bereits genannten Grafen
Meginfrid von Felsberg und der Ma
thilde von Willofsbach, mit Landgraf Lud-
wig's Bruder Heinrich Raspe zurückgeführt,
weil die Gosecker Chronik, eine im allgemeinen
gut unterrichtete Quelle, diese Thatsache berichtete.
Landau hat indes in seinem Aufsähe über
den Uebergang der Gisonischen und
Wernerischen Besitzungen auf die Land
grafen von Thüringen, gestützt auf eine in
Lacomblet's Urkundenbuch zur Geschichte des
Niederrheins abgedruckte Urkunde unwiderleglich
erwiesen, daß die Wittwe Graf Giso's nicht
Hedwig, sondern Kunigunde hieß, daß sie
nicht eine Gräfin von Felsberg, sondern eine
Gräfin von Bilstein aus rheinischem Ge
schlecht war.
Die erste sichere Kunde von einer geschlossenen
Ortschaft Felsberg unterhalb der Burg stammt
aus dem Jahre 1247. Am 28. Mai 1247 ver
lieh Herzog Heinrich von Brabant als
Vormund seines Sohnes Heinrich, des spätern
ersten Landgrafen von Hessen, das Patronat
der Kirche zu Felsberg dem Deutschen Orden,
eine Verfügung, die von des Herzogs Wittwe
Sophie am 25. März 1248 bestätigt wurde.
Der Orden gründete hier eine Komthurei, die
bis zur Auflösung desselben in den Staaten des
Rheinbunds im Jahre 1809 bestanden und ge
wiß erheblich zur Hebung und Vergrößerung des
Ortes Felsberg beigetragen hat.
Das Patronat zu Fclsberg gehörte zu den
Mainzer Lehen der Landgrafen von Hessen, die
während des ganze» Mittelalters eine Quelle
unaufhörlicher Streitigkeiten zwischen den Land
grafen und den Erzbischöfen bildeten. Am
9. September 1263 wird unter den Besitzungen,
mit denen Erzbischof Werner die Landgräfin
Sophie und ihren Sohn Landgraf Heinrich
belehnte, auch das Patronat von Felsberg be
sonders aufgeführt.
Als Stadt erscheint Felsberg zuerst am l. Mürz
1286. Der Schultheiß Heidenreich und die
Nathshcrren (con8ulo8), unter ihnen Heinrich
von Breidenlo und Kuno von Hefserode,
bezeugten damals den Verkauf von Gütern zu
Herboldshausen seitens des Ritters Eckard
von Felsberg an das Haus des Deutschen
Ordens zu Marburg. Am 30. Oktober 1289
werden Bürger von Felsberg genannt. nämlich
Jo ha nnvonHarlon, Heinrich von Breidenlo,
sein Brüder Rupert und Ditmqr Junge.
In einer Urkunde vom 9. Juli 1293 ist die Rede
von der civitas in Velsberg, ihren Schöffen
(scabini), die den vorhin erwähnten Rathsherrcn
entsprechen, auch erscheint das Siegel der oivitaL.
Dies erste erhaltene Siegel der Stadt ist drei
eckig und enthält einen gehörnten Helm, an den
Hörnern mit Lindenblättern geschmückt, ganz
gleich dem Helme Landgraf Heinrich's I. auf
dessen Reitersiegel, darunter eine fünfblüttrige
Blume, die Umschrift lautet: S1GILLUM
CIVITATIS DE WILSBERG.
Der erste Bürgermeister Jan von Erfurt
wird 1336 genannt, neben ihm die Schöffen
Cunrat Freund, Dietmar Volinsanc
und Ludwig Landgrebe. Im Jahre 1400
bestand der Stadtrath aus dem Bürgermeister
Cunrad Gebeck und sechs Schöffen.
Bis die Stadt einen eigenen Bürgermeister
erhielt, hatte der landgräfliche Schultheiß auf
dem Schlosse neben dem Amte Felsberg auch
die Stadt zu verwalten, letztere in Gemeinschaft
mit den Schöffen. Dieser Umstand ist insofern
von Bedeutung, als daraus entnommen werden
kann. daß die Erhebung des Ortes Felsberg
zur Stadt auf die Landgrafen zurückzuführen ist.
< Fortsetzung folgt.)
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Marburg.
Steigt, Gäste, auf zürn Schlosse, zum alten Fürstenhaus,
Und schaut in Näh' und Ferne zum schönsten Bild hinaus.
Hier laßt das Auge schweifen am Horizont umher,
Aussicht, die dieser gleichet, zeigt sich Dir nirgends mehr.
Ein Silberfaden schlängelt, ein glitzernd Filigran,
Durch Felder sich und Wiesen, der Spiegel ist's der Lahn,
Noch nicht im Laus beenget geht frei sie chre Spur
Hier grad und dort im Bogen, wie's vorschrieb'die Natur.
Um's Thal zieht eine Mauer, ein Wall mit Grün bedeckt,
Das ist das Lahngebirqe, das Wanderlust erweckt.
Der Frauenberg im Süden mit alterndem Gestein,
Wo in den Fehdezeiten die Ritterschaar zog ein.
Die Hessenflur zu schützen, wenn aus Amoeneburg
Raubgierig ost die Feinde die Flur gejagt hindurch.
Im O st auf Bergesrücken siehst Du die Spiegelslust,
Den Thurm, gebaut auf Felsen, den Du bewundern mußt,
Und fühlst Du ein Verlangen, so geh, Du bist noch jung.
Besteige seine Zinnen, Dich hebt Begeisterung,