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sekunda des Gymnasiums zu Marburg eintreten
konnte. Während seiner Studienzeit in Marburg
und Leipzig war er ein angesehenes Mitglied der
Korps Teutonia, und Lusatia. Sein Probejahr
bestand er an dem Gymnasium zu Hadamar, wo er
als Lehrer verblieb, bis er 1879 an das Real
gymnasium zu Oberlahnstein versetzt wurde. Alle,
die ihn gekannt haben, werden sich seines ungemein
reichen Geistes, seiner großen Freundlichkeit im per
sönlichen Umgänge gern erinnern. Der Tod von
dreien seiner Kinder in einem Jahre, besonders des
ältesten Knaben, der ganz sein Ebenbild, auch seine
Hoffnung und Freude war, brach ihm das Herz
und, nur 39 Jahre alt, schied er nach kurzer Krank
heit viel zu früh aus dem Leben. Er ruhe in
Frieden. H. K. Z.
Am 15. Juli starb zu Neustadt iu Oberhessen
der katholische Pfarrer Valentin Joseph Hoff-
mann. Derselbe war am 1. Februar 1810 zu
Fulda geboren, besuchte das Gymnasium und Lyceum
seiner Vaterstadt, studierte hiernach Theologie an der
philosophisch-theologischen Lehranstalt des Priester-
seminars zu Fulda, wurde am 1. März 1833 zum
Priester geweiht, war dann Kaplan in Neustadt und
Fritzlar, von wo er als Domkaplan nach Fulda ver
setzt wurde. Nachdem er in Margrethenhaun und
Herolz als Pfarrer gewirkt hatte, wurde er auf
Präsentation des Stadtrathes Stadlpfarrer in Volk
marsen, 1858 Pfarrer in Ungedanken und 1871 in
Neustadt. Hier, wo er sein priesterliches Wirken
begonnen hatte, schloß er aüch dasselbe. Der Ver
blichene war ein würdiger Priester, ein pflichteifriger
Seelsorger, der trotz seines hohen Alters und jahrelangen
Siechthums sein geistliches Amt bis zu seinem Hin
scheiden mit größter Gewissenhaftigkeit verwaltete. R. i. p.
In Berlin verschied unser hessischer Landsmann
vr. Otto Boersch, der in seinem Fache, der Feldmeß
kunst, eine überaus ergiebige literarische Thätigkeit ent
faltet und sich in der Gelehrtenwelt einen sehr geachteten
Namen erworben hat. Otto Boersch war am 5. Sep
tember 1817 zu Marburg als Sohn des Professors
und Lehrers am Pädagogium vr. Friedrich August
Boersch geboren Er besuchte diese Anstalt und
nachdem sein Vater nach Hanau versetzt worden war,
das dortige Gymnasium. Nach Absolvirung des
letzteren studirte er zu Marburg Mathematik und
Naturwissenschaften. Hier war er Mitglied des
Korps Guestpbalia, ebenso beliebt wie hochgeschätzt
bei seinen Kommilitonen. Von 1844 bis 1845
praktizirte er an dem Gymnasium zu Kassel, wandte
sich aber dann der Feldmeßkunst zu und war beider
trigonometrischen Vermessung Kurhessens thätig. Zu
Anfang der 60er Jahre wurde er zum Lehrer der
Praktischen Geometrie und Elementar-Mathematik an
der höheren Gewerbeschule zu Kassel ernannt, in
welcher Stellung er bis zu seiner Berufung nach
Berlin verblieb. Ueber seine literarische Thätigkeit
berichtet die „Vossische Zeitung": Seine ersten
Untersuchungen erschienen zu Anfang der sechsziger
Jahre in Poggendorff's „Annalen der Physik" und
handeln von Neuerungen an Nivellirinstrumenten.
1866 gab er ebendort eine von ihm erdachte, aus
einem Spektralapparat und einem Reflexionsgonio
meter zusammengesetzte Meßvorrichtung bekannt.
Gegen das Ende der sechsziger Jahre ging Boersch
daran, in größeren selbstständigen Schriften von
seinen Studien Nachricht zu geben, nachdem durch
seine Uebersiedelung nach Berlin sein Wirkungskreis
wesentlich erweitert worden war. Er veröffentlichte
nacheinander eine „Anleitung zur Berechnung der
rechtwinkligen sphärischen Koordinaten der Dreiecks-
punkte" (Kassel 1868), „Tafeln für geodätische Be
rechnungen zwischen den geographischen Breiten von
350 und 71°" (Kassel 1869), „Beschreibungen der
Nivellir- und astronomischen - Instrumente und
Theodolite des Breithaupt'schen Magazins in Kassel
(1871 und 1876) u. a. m. Einen wesentlichen
Antheil nahm Boersch an der durch Jakob Baeyer's
Betreiben veranstalteten europäischen Gradmessung,
zuerst als Kommissar des Kurfürstenthums Hessen
bei der 1862 veranstalteten mitteleuropäischen Grad-
messung, späterhin als Mitglied des 1868 in Berlin
eingerichteten geodätischen Instituts, bei welchem
Boersch die Stelle eines Sektionschefs bekleidete.
Im Interesse der internationalen Gradmessung
fertigte Boersch auch sein letztes Werk, ein Reper
torium der gesummten geodätischen Literatur, das
vor Jahresfrist erschien. Zeitweilig war Boersch
Professor der Geodäsie an der Berliner Gewerbe
akademie. Er war einer der wenigen älteren Geo-
dätiker von Ruf, der nicht wie Baeyer aus dem
Militärstande hervorgegangen ist. Einer der drei
Söhne von Boersch, vr. Anton Boersch, wirkte
neben seinem Vater an der geodätischen Anstalt in Berlin.
Briefkasten.
0. 8. Kassel. Mit unserem aufrichtigsten Danke
verbinden wir die freundlichsten Grüße.
M. M. Kassel. Kann erst in der nächsten Nummer
zum Abdruck gelangen. Wir bitten die Verzögerung zu
entschuldigen und richten die herzlichsten Grüße an Sie
und die ganze Familie.
R. Hersseld. Sendung soeben erhalten. Ist uns recht
erwünscht gekommen. Wird in der nächsten Nummer
gebracht.
E. F. Z. Dambach. Wie Sie sehen, gleich benutzt.
Besten Dank.
vr. G. M. Kassel. Für gütige Zusendung besten Dank.
Freundlichsten Gruß.
Inhalt der Nummer 15 des „Hessenland": „Herkules*,
Gedicht von Gustav Cskuche; „Albrecht Christian Ludwig
v. Bardeleben", ein Erinnerungsblatt von Carl v. Stamford
(Forts.); „Die Goäiees Bonifatiani" von A. v. Keitz
(Schluß) ; „Die 56. Jahresversammlung des Vereins für
hessische Geschichte und Landeskunde"; „Die Lene aus dem
goldenen Schwan", Novelle von M. Herbert; „Erinnerung
an Wilhelm Münscher", Gedicht von O. Siebert; Aus alter
und neuer Zeit; Aus Heimath und Fremde; Brieskasten.
Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: F. Zw enger in Fulda, Druck und Verlag von Fried r. Scheel in Kassel.