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Universitätsnach richt e n. Der ordent
liche Professor der Geschichte in Marburg Dr.
K onrad Barren trapp hat einen Ruf an die
Universität Siraßburg erhalten und angenommeu. —
Die theologische Fakultät der Universität Berlin
hat dem ordentlichen Professor der Theologie Ineent.
theol. et Dr. phil. Gustav A d o lf.J ü l i ch e r
in Marburg die Würde eines Ehrendoktors der
Theologie verliehen. —
Unserem hessischen Landsmanne, dem Reichsgerichts
rath Karl von Specht in Leipzig, welcher mit
dem I. Januar d. I. in Pensionsstand getreten ist,
hat die Universität zu Marburg unter dem 31.
Dezember 1889 die Würde eines Doktors beider
Rechte verliehen.
— Der Professor für Kirchengeschichte, Homiletik
und geistliche Beredtsamkeit an der philosophisch
theologischen Lehranstalt des bischöflichen Priester
seminars zu Fulda, Geistlicher Rath Philipp
Engel, ist zum Domkapitular ernannt und als
solcher am 17. Dezember v. I. im Dome zu Fulda
feierlich eingeführt worden. Zweifellos wird Herr
Engel, der für einen ebenso vortrefflichen Dozenten
gilt, wie er den Ruf eines ausgezeichneten Kanzler
redners genießt, seinen Lehrstuhl auch in seiner neuen
Stellung beibehalten.
Nekrologe. Unter den im December v. I.
verstorbenen Hessen befinden sich drei, die alle gleich
zeitig in den Jahren 1844 und 1845 dem Korps
Hassia in Marburg als Mitglieder, bezw. als Char-
girte, angehörten, und uns persönlich nahe standen:
Bürgermeister Ernst Gebhard von Esch.wege^,
Dr. meä. Karl Eduard Löbell in Freiburg
im Breisgau und Landgerichtsrath Friedrich Hell wig
in Hanau.
Ernst Gebhard war am 9. December 1823
in Eschwege geboren. Er besuchte die Gelehrtenschule
zu Hersfeld, die er zu Ostern 1844 absolvirte, um
sich in Marburg und Leipzig dem Studium der
Rechtswissenschaft zu widmen. Nach bestandenem
Fakultäts- und Staatsexamen praktizirte Ernst Geb
hard zuerst an dem Justizamte seiner Vaterstadt,
dann als Referendar an dem Obergerichte zu Fulda.
Zu Ende der 50er Jahre wurde er zum Bürger
meister von Eschwege gewählt, welcher Stelle er bis
zum vorigen Jahre vorstand. Er hat sich durch seine
musterhafte Verwaltung um seine Vaterstadt große
Verdienste erworben. Eine Reihe von Jahren war
er ein sehr angesehenes Mitglied des hessischen
Komunallandtages. Sein vortrefflicher Charakter,
die Herzlichkeit, Aufrichtigkeit und Biederkeit seines
Wesens sicherten ihm die Liebe seiner zahlreichen
Freunde und die Hochachtung aller, die ihn kannten.
Er starb, nachdem er schon lange der Kränklichkeit
verfallen war, am 21. Dezember. Ehre seinem
Andenken!
Kart Eduard Löbell war 1826 zu Marburg
als der jüngere Sohn des Vizekanzlers Professor
Dr. Eduard Sigmund Löbell geboren, besuchte das
Gymnasium seiner Vaterstadt und zeichnete sich durch
hervorragende Geistesgaben aus. Vom Herbst 1844
bis Winter 1848 studierte er zu Marburg und Leipzig
Medizin. Nachdem er das medizinische Doktorexamen
cum laude bestanden hatte, wurde er Assistenzarzt
an der medizinisch-klinischen Lehranstalt unter Heusinger
zu Marburg. Schon als Student hatte er sich in
seinen späteren Semestern den Progreßbestrebungen
zugeneigt und als im Mai 1849 die Revolution
in Baden ausbrach, verließ er seine Stellung als
Assistenzarzt, um sich der dortigen Bewegung anzu
schließen. Nach Beendigung des Kampfes in Baden
ließ er sich in Holland als Arzt für die nieder
ländische Sundainsel Java anwerben und erwarb sich
in deren Hauptstadt Batavia während einer zwanzig
jährigen Praxis großen Reichthum. Nach Deutschland
zurückgekehrt ließ er sich nach kurzem Aufenthalte in
Frankfurt a. M. in seiner Vaterstadt Marburg, später
in Freiburg im Breisgau nieder. Dort starb er
nach schwerem Leiden am 22. Dezember. Ein schöner
Zug seines Charakters war seine pietätsvolle Liebe
zu seinen Eltern, insbesondere zu seiner Mutter,
geb. Berner, einer hochgebildeten Dame, der er die
sorfältigste Erziehung verdankte. Friede seiner Asche!
Am 29. Dezember verschied plötzlich in Folge
eines Herzschlages der Landgerichtsrath Friedrich
Hell wig in Hanau. Geboren 1824 zu Marburg
als Sohn des Universitäts-Probators Chr. Hellwig, be
suchte er das dortige Gymnasium und studierte von Herbst
1843 bis Herbst 1847 Rechtswissenschaft an der
Landesuniversität. Als Student war er ein allzeit
fertiger Schläger, der seine Klinge mit Eleganz und
Sicherheit zu führen verstand. Nach bestandenem
Fakultäts- und Staatsexamen trat er bei dem Justiz
amte in Marburg in den juristischen Vorbereitungs
dienst. Seine erste Anstellung in der juristischen
Beamtenlaufbahn erhielt er als Assesior bei dem
Zustizamte in Frankenberg. Hiernach wurde er zum
Justizbeamten in Nentershausen ernannt, später als
Kreisgerichtsrath nach Rotenburg und kurze Zeit
darauf in gleicher Eigenschaft an das Kreisgericht in
Hanau versetzt. Am 1. Oktober 1879 trat er als
Landgerichtsrath an das nach der neuen Gerichts-
organlsation errichtete Landgericht in Hanau über.
Im Jahre 1888 war er von der Regierung er
nanntes Mitglied der hessischen Generalsynode, welche
über die Einführung des neuen Gesangbuches zu be
schließen hatte. Friedrich Hellwig war ein sehr tüchtiger
Jurist. Ueberall, wo er als Beamter gewirkt, er
freute er sich der allgemeinen Hochachtung und Be
liebtheit. Er war ein Mann offenen und biederen
Charakters, treu in der Freundschaft, liebenswürdig
im persönlichen Verkehre und wohlwollend gegen
Jedermann. Sit tibi terra levis! A. A.