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Fürsterzbischof von Trier und dem Fürstbischof von
Worms gleiche Aufträge wie früher vom Fürstabte
von Fulda. Im Jahre 1735 sandte ihn der Erz
bischof von Prag, Graf von Manderscheid, nach Rom,
um für seine Couciliensammlung und sonstige Studien
sich Material zu verschaffen. Auf der Rückreise ereilte
ihn zu Heidelberg am 6. März 1739 plötzlich der
Tod. Schannat hat eine überaus fruchtbare schrift
stellerische Thätigkeit entfallet, und stand er auch
seinem Vorgänger in der Fuldaischen Geschichts
schreibung, dem Jesuiten Christoph Brower, der zu
Anfang des 17. Jahrhunderts in Fulda lebte und
1612 sein Antiquitates Fuldenses herausgab, an
Gediegenheit, Gründlichkeit nnd absoluter Zuverlässigkeit
nach, so ist doch neben seinem Fleiße ganz besonders
hervorzuheben, daß seine Studien und die darauf
fußenden historischen Arbeiten außerordentlich um
fassender Natur waren. Wir führen hier von seinen
Werken, die speciell die Fuldaische Geschichte zum
Gegenstände haben, an: Corpus Traditionum Fulden-
sium, Lipsiae 1724, Fol.; Dioecesis Fuldensis
cum annexa sua Hierarchia etc.; Francofurti
1727, Fol.; Fuldischer Lehnhof sive de Clientela
Fuldensi beneficiaria nobili et equestri tractatus
bistorico-iuridicus, Lipsiae 1729, Fol.; Vindiciae^
Archiyi Fuldensis, 1729, Fol. (gegen die Angriffe
von I. C. Eckhardt und I. G. Estor gerichtet);
Historia Fuldensis mit dem Codex Probationuin,
Lipsiae 1729. Fol. Seine übrigen Werke, die wir
hier füglich übergehen können, betreffen die Geschichte
des Bisthums Worms, die Conciliengeschichte,rc. rc.
— Wir verfehlen nicht, hier die Hoffnung auszusprechen,
daß sich früher oder später ein berufener lands-
männischer Historiker mit dem Leben und Wirken
Schannat's in Fulda eingehender beschäftigen möge.
K. Z.
General von Fransecky, ein geborener
Oberhesse. Der am 21. Mai d. I. zu Wies
baden verstorbene General von Fransecky hat sich
als Truppenführer, wie auch als Schriftsteller auf
dem Gebiete der Kriegswissenschaft einen hochberühmten
Namen gemacht. Im Jahre 1825, achtzehn Jahre
alt, in das preußische Heer eingetreten, machte er
1848 den Feldzug in Schleswig als Generalstabs
offizier Wrangels mit. In den fünfziger Jahren
wurden unter seiner Leitung und Mitarbeit verschiedene
werthvolle Werke in der kriegswissenschaftlichen Ab
theilung des Großen Generalstabes geschaffen. Nach
dem er sodann 1860—64 die oldenburgisch-hanseatische
Brigade befehligt hatte, wurde ihm das Kommando
der 7. Division (Magdeburg) übertragen. An der
Spitze dieser Truppe errang er in der Schlacht von
Königgrätz unverwelkliche Lorbeern. Seiner zähen
Vertheidigung des Waldes von Benateck, wo seine
Division zu einem Viertel durch das mörderische
Feuer der Oesterrreicher kampfunfähig gemacht wurde,
war es vornehmlich zu verdanken, daß das kronprinz-
liche Heer noch rechtzeitig die feindliche Flanke zu
treffen im Stande war. Ebenso bedeckte sich Fransecky
mit hohem Ruhme in derSchlacht von Gravelotre.
Hier ging er mit dem 2. (Pommerschen) Armee-Korps,
das von Pont ä Mousson über Gorze einen 16—18
stündigen Marsch zurückgelegt hatte, durch die tiefe
Schlucht von Mance vor und nahm die Höhen in
unwiderstehlichem, entscheidenden Anstürme. An seinem
Korps zogen am 29. Oktober die kriegsgefangenen
Kaisergarden aus Metz vorüber. Am 2. Dezember
warf Fransecky, dem das Kommando über die zwischen
Seine und Marne vereinigten Truppen übertragen
war, den Feind aus den eroberten Dörfern Champigny
und Brie wider heraus. Im folgenden Monate
ging er auf dem rechten Flügel der Süd-Armee
gegen das Heer Bourbakis vor, das er von der
Verbindung mit dem Süden abschnitt und auf
Schweizer Gebiet drängte. Nach dem Friedensschlüsse
erhielt er das Kommando des 15. Armee-Korps
(Straßburg). Gleichzeitig wurde er zum Chef des
5. pommerschen Jnf.-Reg. Nr. 42 ernannt; der
deutsche Reichstag ehrte seine hohen Verdienste durch eine
Dotation von 150,000 Thalern. Im Jahre 1879
zum Gouverneur von Berlin ernannt, erbat er 1882
den Abschied aus seiner ruhmreichen kriegerischen
Laufbahn. Seit Januar d. I. war er in ärztlicher
Behandlung wegen eines schweren Herzleidens in
Wiesbaden. Am 21. Mai, Abends 10 Uhr, erlöste
ihn der Tod von seinen überaus heftigen Schmerzen;
ein zahlreiches Trauergeleile und eine stattliche Leichen-
parade erwiesen dem verewigten Helden die letzten
kriegerischen Ehren. Er ruhe in Frieden! —
Besonders in der Altmark und in Pommern,
deren Söhne Fransecky zu siegreichem Kampfe geführt,
genoß derselbe eine außerordentliche Popularität. In
der kleinsten Bauernhütte kann man allda sein Bild
finden.
Weniger bekannt dagegen, selbst in unserem engern
Vaterlande, ist, daß dieser verdiente General in Ober -
Hessen, zu Gedern im Vogelsberge, geboren
ist. Nachstehend theilen wir den im Kirchenbuch der
Pfarrei Gedern enthaltenen Geburtseintrag mit:
„„(Suppl: Geboren)
1807 am 16. Noy. Eduard Friedrich v. Fransky,
des Königl. Preußischen Hauptmanns bei dem Dragoner-
Regiment v. Wobeser, Herrn Ernst v. Fransky*)
und Frauen Charlotten, einer geborenen v. Preuschen,
5te| eheliches Kind. Getauft am 24 eiusd. Pathen
waren: 1. Herr Friedrich Preuschen, Regierungsrath
dahier und 2) dessen Demoiselle Schwester Louise
Preuschen, des seel. Herrn Geheimeraths Preuschen
älteste eheb Tockter.««
*) Die Schreibung „Fransky“ mag wohl daher kommen
daß, da die Geburtseinträge damals noch nicht vom Vater
unterschrieben wurden, der Geistliche den Namen nach der
Aussprache desselben (mit kurzem „e“) einschrieb.