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er stellt ihm auch ein schmeichelhaftes Zeugniß
für seine Bildung aus. Das Werk, das er da
mals (1544 und 45) im Bunde mit seinem
Freunde, dem Grafen Reinhard von Solms, ver
faßte und das m. W. bisher noch nicht gedruckt
ist, ist das militärische Testament des merkwürdigen
Mannes, das ihn hoch ebrt. Es führt den Titel:
„Ein Kriegsordenong von allen Ampter des
Kriegs, wie die versechen, bestallt und regirt
werden sollen und was einer jeden Person zu
thun gehören will, ein jedes mit seiner figuern
besonders angezeigt und beschrieben" und ist mit
farbigen Bildern aller Aemter (Chargen) reich
geziert. Bemelberg erscheint in diesem Werk
als begeisterter Lobredner der militärischen Zucht:
„Wo nun gehorsame, forcht, Sorg und vleis ist,
da Wirt alles wol aufgericht und steet Alles in
gueter Huet und achtung." „Darumb dann einem
jeden kriegsherren von nöten, uff diese Haupt
stuck eines gueten und bestenndigen regiments
vleissige achtung zu haben, dieweil on dieselben
weder glück, Bictory noch auch einige wolfart
und herrliche löbliche that verhoffet mag werden."
Und ebenso tritt er warm für die ehrliche Krieg
führung, die bona guerra ein, die freilich immer
mehr durch die Spanier verdrängt wurde, welche
die mala guerra, die von den Schweizern er
funden war, erst zur vollen Ausbildung brachten.
(Fortsetzung folgt.)
—s-»es—
Kessen im Wichte des 11 Jahrhunderts
Durch Zufall wurden wir auf ein merkwürdiges Buch,
eine Reisebeschreibung aus dem Jahre 1632, auf
merksam, welches folgenden, hier nur zum kleinsten Theil
citirten Titel führt: Teutsches Reyßbuch durch
Hoch vnd Nider Teutschland. auch an -
gräntzende, vnd benachbarte Königreich
Fürstenthumb vnd Lande, als Vngarn,
Siebenbürgen, Polen, Schweden u. s. w.
u. s. w. Durch Marlmim Zeillerum. Straß-
burg. In Verlegung Lazari Zehners
Seligen Erben. Anno MDCXXXII. Wir
können es uns nicht versagen, unseren Lesern hier
einen kleinen Auszug, unser Hessenland betreffend,
zu geben, der weniger des Inhaltes wegen, als wegen
der Form, der eigenthümlichen, naiven Darstellung
eines gewissen Reizes nicht entbehrt.
St. Giessen. 2 weil.*) Abraham Säur sagt,
dasz Giessen vorzeiten ein kleines Dorff, Dewungen
genant, gewesen, so in einem Sumpfs gelegen, vnd,
wie man sag, aufs dem Markt so tieff gewesen, dasz
die Wägen bisz an die Axen sein eingangen, vnd
weil das Regenwasser hauffenweisz dahin geflossen,
so sehe es Giessen genant worden. Wann und zu
welcher zeit aber nran ein Statt allhie erbawt habe,
das ist vnbewust: Jedoch helt man dafür, dasz schon
zu 8. Plisabethae zeiten da ein Statt gewest sehe,
weil Landgraff. Otto in Jahr 1325. Ihr Privilegien
ertheilet, dasz die so in den Vorstätten daselbst wohnen,
eben solche bürgerliche Freyheiten haben sollen, als
die so in der Ringmawren wohnen. Anno 1530.
ist sie vom Landgraff Philipsen zu Hessen mit einem
Wahl und Graben bevestigt worden. Als aber be
sagter Landgraff. Anno 1547. gefänglich angenommen
ward, so hat Grass Reinhard von Solms, auff
*) Von Butzbach.
Keysers Caroli bevelch, diese Vestung niederreisseu
lassen: die aber Aimo 1560. zum andernmal zubawen
angefangen, vnd innerhalb fünff Jahren vollendet:
auch Anno 1571. von Landgraff Ludwigen dem
Eltern, an vielen orthen verbessert, vnd Anno 86
mit einem schönen Zeughausz versehen worden ist.
Anno 1607. hat Landgraff Ludwig, der Jüngere, zu
Hessen allda ein schönes Collegium erbawt, und ein
Hohe Schul angerichtet, so aber der derzeit nicht
mehr daselbst ist, sondern die Proffesores nach Marpurg
gezogen sein. Zum eingang der Frankfurter Pforten
stehen diese Versz in Stein gehawen, so Petrus
Paganus gemacht hat:
Captus erat Princeps, non Marte, sed arte
Philippus,
Cum bene munitum destrueretur opus.
Nominis hoc patrii Ludovicus amore refecit,
Anno bis septem lustra sequente novo.
Principe dignus, honos, Patriae sarcire ruinas,
A quibus Hassiacos, Christe tuere polos.
St. Marpurg. 3 weil. Disz ist die Haupt
Statt im Fürstenthumb, oder Lande an der Löhn,
oder im Ober Fürstenthumb Hessen, so vorzeiten
Mattium geheissen, und der Mattiacorum Hauptfleck
gewest ist. Dann diese Mattiaci, so Hessen waren,
nicht in See- oder Nord Holland, oder an der Insel,
wie theils wollen, sondern in der Wetterau, vnd in
einem theil von Hessen gewohnt haben. Vnd haben
sie im Jahr Christi 49. den Namen der Catten
verlohren, vnd sein dafür Mattiaci genant worden,
wie Cluverius beweiset. Es wollen theils, das sie
Martisburgum vorhin geheissen habe, als ob sie dem
Heidnischen Abgott Marti zu ehren erbawt worden
were. Andere führen den Namen von einem Marco
miro her, nach welchem sie vmbs Jahr 140. Marco-