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Gießen und Alsfeld.') Von den reisigen Edel
leuten aber, die aus Hessen an der heldenmütigen
Vertheidigung Antheil nahmen, sind uns folgende
Namen überliefert: Konrad von Wallenstein,
Neidhart von Buchenau, Henne und Adolf von
Biedenfeld, Appel von Grüßen, Johann Hugk,
Ludwig Diede zum Fürstenstein, Giso Hund,
Konrad und Heinz von Eschwege Gebrüder,
Kurt Nodung, Thiemo und Philipp von Wildungen
Gebrüder, Henne von Schönstadt, Henne Winold,
Hermann von Romrvd, Ebert Hacke, Valentin
von Dermbach, Hartrad von Alnhausen, Her
mann von Hundelshausen, Thilo von Falkenberg,
Heinrich und Heidenreich von Urff, Dietrich von
Elben, Claus Trott zu Solz, Georg von Grifte,
Dietrich und Friedrich Schenernschloß, Johann
Bleiber, Gottfried Strebekatz, Eberhard von
Gudenbnrg, Kaspar Wolf von Gudenburg, Asmus
Döring, Eckhard von Hohenfels, Godert von
Treisbach, Friedrich von Boinebnrg, Heimbrad
und Hans von Boinebnrg, Albert von Gilsa,
Johann von Rolshausen, Adolf Hofherr,
Hans von Boinebnrg, Johann von Dersch,
Lips von Dermbach, Herling von Eschwege,
Hans von Lüder, Henchen und Hermann Meisenbug,
Guntram von Hatzfeld, Jost von Baumbach, der
Marschall Johann Schenk zu Schweinsberg, Johann
d. ä., Volprecht und Johann Schenk zu Schweins
berg, Wilhelm von Bibra, Werner von Elben,
Kraft Milchling, Balthasar Diede zum Fürsten
stein, Stamm von Hornsberg, Burghart von
Boinebnrg, Kurt von Viermünden, Ebert von
Bischofrode, Jost von Hundelshausen, Dietrich
Huhn, Philipp Rau von Holzhausen, Philipp
von Breitenbach, Johann von Weitershausen,
Asmus von Lauberbach, Johann Krengel und
Christoph von Buttlar. I
Kurz vor der Ankunft des Burgunders ge
langte Hermann mit seiner trefflichen Mannschaft
in die Stadt, wo er seine Wohnung am Markte,
in einem Hanse, „Kempgen" genannt, nahm.
Alle, die Fremden wie die Bürger von Neuß,
beseelte ein unerschrockener Muth, und sie ge
lobten dem Landgrafen feierlich, bei einander
auszuharren, ein Gelübde, das sie durch das
heilige Abendmahl besiegelten. Dann wurde
noch schnell die letzte Hand an die Vcrthei-
digungswerke der Stadt gelegt.
Um uns ein Bild von der Lage der Stadt
Neuß zu machen, sei kurz folgendes erwähnt.
Dieselbe liegt auf dem linken Ufer des Rheines,
etwa 3 Kilometer von ihm entfernt; zur
Zeit der Belagerung wurde sie von einem
1 i linnen, III, 519, nach einem Verzeichnisse der
Söldner im Kölner Stadtarchiv,
*; Zeitschr. f. Hess. Gesch, n. a. O. S. 1« f. u.
S, 59.
Nebenarme des Stromes berührt, der hier in
sich bezw. mit dem Hauptstrome zwei Inseln
bildete, eine kleine innere, d. h. näher der Stadt
zu gelegene, und eine äußere größere Insel.
Beide waren unter einander nur durch einen seichten
und schmalen Wassergang getrennt. Die Stadt zog
sich damals wie noch heute auf einer Anhöhe von
Südosten nach Nordwesten bei geringerer Breite lang
hin. Auf ihrer Ostseite wurde sie damalsvonder Erft,
einem kleinen Flusse bespült, der hier in den er
wähnten Arm des Rheines einmündete und
diesem soviel Wasser zuführte, daß nunmehr
auch große Schiffe vom Rheine herauf nach der
Stadt gelangen konnten. Erft und Rheinkanal
zusammen bildeten hier eine natürliche Schutz
wehr der Stadt, die außerdem folgendermaßen
befestigt war. Auf der schmalen Nordseite und
auf der Hälfte der langen Westseite war sie von
einer doppelten Mauer umgeben, welche nicht
nur mit Thürmen besetzt, sondern auch von
außen bis oben hin mit Erde beschüttet war.
Die südliche Hälfte der Westseite und die ganze
Südseite hatten nur eine einfache Mauer, außer
halb derselben aber noch einen hohen Erdwall
zwischen zwei Gräben. Die Thore, welche ans
der Stadt ins Freie führten, waren folgende:
Das Oberthor im Südosten; das Zollthor und
das Hammthor im Westen; das Niederthor dem
Oberen entgegengesetzt, auf der Nordseite der
Stadt; endlich das Rheinthor nach dem Strome
zu im Osten. *) Zu erwähnen ist endlich noch
ein außerhalb der Stadt vor dem Oberthore im
Süden gelegenes Mönchskloster, dessen Insassen
bei der drohenden Kriegsgefahr theilweise ihr
friedliches Heim verließen und sich hierhin und
dorthin zerstreuten. Ein Theil der Mönche be
gab sich mit den Kleinodien und Vorrüthen des
Klosters in die Stadt Neuß in Sicherheit,
unter ihnen der Verfasser des Magnum
Chronicon Belgicum, der uns als Augenzeuge
das beste Bild der Belagerung hinterlassen hat.
Mit Schmerz sah er, wie das Kloster demolirt
wurde, um Bretter und Balken für die Ver
schanzungen zu gewinnen, wie man das Blei
von den Dächern abhob und Kugeln daraus
goß; namentlich aber, wie die herrlichen Bäume
um das Kloster niedersanken unter den Streichen
der Aexte, und wie dann aus ihnen Bollwerke
zur Sicherung der einzelnen Thore errichtet
wurden. Gern hätten die Bürger und Söldner
die alte Abtei ganz dem Erdboden gleich ge
macht, und sie hatten schon an einige Höfe und
Arbeitshäuser Feuer gelegt, als es den Mönchen
noch glückte, dasselbe wiederum zu löschen.
') Nach dem Magn. Chr. Belg. n. a. O. S. 416.