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In Köln wurden die Hessen mit Sehnsucht
erwartet. Denn Herzog Karl's Heerschaaren
zogen sich immer gefahrdrohender bei Macstricht
zusammen. Als der erste im Felde erschien der
Hofmeister Hans vou Dörnberg, dann folgten
ihrer aber täglich mehr, schöne und stattliche
Leute, bis endlich der Landgraf selbst erschien. ')
Alsbald begann die Belagerung der Stadt
Linz am Rhein, in der Erzbischof Ruprecht für
den ihm bei Bonn verlorenen Zoll jetzt doppelte
Neujnhrsblatt des Vereins f. die Gesch. Frank
furts, a. a. O. S. 18; daselbst in einem Briefe S. 71
heißt es: „Der lantgrasf H(einrich) von Heßen ist hier
gewest vnd hautt am siberlich som solck mit im hir
bracht rc."
Steuer erhob und damit die Kölner schwer be
lästigte; allein die Belagerung schritt nur langsam
vorwärts. Hans von Dörnberg, gewiß der
Leiter des Ganzen, wurde mit einer Büchse
durch den Hals geschossen; und als Ende Juli
die ersten burgundischen Schaaren in das kölnische
Gebiet einrückten, mußte die Belagerung auf
gehoben werden.')
(Fortsetzung folgt.)
/) Es ist also nicht richtig, was versch. Hess. Chronisten,
wie der Anonymus bei Senckenberg, Sel. jur. Hl.,
485, G erst enb erger u. a. sagen, daß Landgraf Heinrich
Linz erobert habe; die Stadt wurde vielmehr erst im
nächsten Jahre durch das Reichsheer bezwungen. Ennen
a. a. O. S. 535 f.
eulsche Kolöalm ln Kewport während der Fahre IT?6
bis M9. Kessen Belagerung lm Fahre M8.
Von CI. D. L.
(Schluß.)
Am Nachmittage des 1. Septembers segelte
wiederum eine starke Flotte in den Newpvrter
Hafen, dies Mal mit Freude begrüßt. Es war
General Clinton, der auf 72 Schiffen 4500
Mann brachte. Hätten nicht widrige Winde
um mehrere Tage seine Ankunft verzögert, so
würde man die Amerikaner spielend besiegt
haben. Nachdem er mit seinem Stabe, unter
Salutschüssen von sämmtlichen Batterien, gelandet
war, erkannte er, nach kurzer Jnspizirung der
Befestigungen, die Gefahr, in der die Garnison
geschwebt hatte. In einem Tagesbefehle sprach
er sich anerkennend über die vou ihr und ganz
besonders den deutschen Truppen bewiesene Tapfer
keit aus. Dann segelte er, nachdem er noch neue
Befestigungen angeordnet, wieder ab. — Die
erschöpften Soldaten erfreuten sich einer kurzen
Ruhezeit und ließen sich die von der Flotte ge
brachten Proviantmittcl schmecken.
Selbigen Monat löste Admiral Byron den
nach England zurückkehrenden Lord Howe ab
und General Preßcvt übernahm General Pigot's
Kommandv, der nach New-Iork fuhr. Am 12.
Oktober kamen 400 Mann vom Regiment
Ansbach-Bayreuth und 100 Mann leichter
Kavallerie unter Major von Dieskau aus Deutsch
land an. Die Ueberfahrt hatte 22 Wochen,
also nahezu ein halbes Jahr, gedauert, und die
Mannschaften waren daher nickt im besten Zu
stande. Am 26. wurden die Winterquartiere
bezogen, jedoch tonnte nur ein Theil der deutschen
' Truppen in Häusern untergebracht werden. Der
Winter war so streng, daß eine Menge Soldaten-
weibcr, ein hessischer Sergeant und ein Tromm
ler erfroren. Mangel an Nahrung und Feuerung
fing an sich fühlbar zu machen, da die franzö
sische Flotte keine Transporte von Long-Jsland
oder New-Hork durchließ. Biele Einwohner ent
gingen dem hereinbrechenden Elende durch Flucht
auf das Festland. Vom 1. Januar 1779 ab
wurden nur halbe Rationen Brot und statt der
anderen Hälfte Reis vertheilt. Das Brot ivurde
mit Hafer- und Reismehl gebacken. Am 11.
Januar trafen weitere Verstärkungen aus Deutsch
land ein und mit ihnen ein Arzt, Doktor Schöpp,
der seine „Reisen in Nordamerika" im Jahre
1798 veröffentlichte. Nachdem alle Bäume, eine
Anzahl alte Häuser und alles alte Holz, dessen
man irgend habhaft werden konnte, als Brenn
material benutzt worden waren, fing man schließ
lich an mit Torf zu heize». Der Nahrungs
mangel wurde immer empfindlicher — Brot
wurde aus allem Möglichen und Unmöglichen
gebacken, die Fleischrativnen wurden auf die
Hälfte verringert und getrocknete oder gesalzene
Fische statt dessen ausgetheilt. Endlich am 21.
Januar kamen sieben englische Schiffe mit Lebens
mitteln an. Sie kanien von Irland und gehörten
zu einer Transportflotte, die von dort Proviant
für die New-Iorker Truppen gebracht hatte. Die
„Loyalen" machten einen Streifzug auf das Fest
land und erbeuteten 300 Stück Bich. Diese
„Loyalen" waren Eingeborene der Insel, die
dem Könige Treue geschworen hatten. Sie